Bochum. Heftige Kritik an ihrem Winterdienst sieht sich Bochums Stadttochter USB ausgesetzt. Sie räumt Defizite ein, verweist aber auf extreme Umstände.
Eis und Schnee hatten Bochum gut eine Woche lang fest im Griff. Die Temperaturen sind zwar längst wieder gestiegen. Aber auch mit Beginn der Frühjahrszeit herrscht immer noch ein eisiges Klima. Viele Bochumer werfen dem Umweltservice Bochum (USB) vor, in Sachen Winterdienst versagt und daher auch seine Aufgaben als Müllentsorger nur unzureichend erledigt zu haben.
„Natürlich wurden von den Anwohnern seit dem ersten Schneefall die Bürgersteige geräumt und gestreut. Die WAZ kam, der Briefträger war auch schon da, Möbel wurden geliefert, Handwerker hatten Einsätze – wer leider bisher nicht vorbeischauen konnte, war der USB“. Leserreaktionen wie diese, nicht wenige dazu in deutlich schärferem Ton, erreichten die Redaktion zuhauf. Tatsächlich räumt das städtische Tochterunternehmen ein, „die Wirkung des USB-Winterdienstes war vor allem aufgrund der für die Region sehr seltenen und extremen Ausprägungen leider eingeschränkt“.
USB verweist auf „Kombination der Ereignisse“
Als Grund macht der USB vor allem die ungewöhnliche Wetterlage verantwortlich, die so in den vergangenen 30 bis 40 Jahren nicht vorgekommen sei. „Die Kombination der Ereignisse (Eisregen, starker Schneefall, sehr tiefe Temperaturen) stellten Technik und Mannschaft vor Herausforderungen, die nicht mit der üblichen Vorbereitung zu bewältigen waren.“
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Die mehr als drei Zentimeter dicke Eisschicht habe durch den Einsatz von Räumschilden nicht aufgebrochen werden können. Und bei Temperaturen tiefer als zehn Grad Celsius im Minusbereich sei der Taueffekt des Streusalzes vermindert. „Deshalb erfolgten in den ersten acht Tagen des Winterdiensteinsatzes ausschließlich wiederholte Umläufe in den Streustufen 1 und 2, also der Hauptverkehrs- und Verbindungsstraßen“, so USB-Sprecher Jörn Denhard.
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1500 Tonnen Salz wurden gestreut
Die Anstrengungen dafür seien immens gewesen. 160 Personen seien werktags - auf zwei Schichten verteilt – im Einsatz gewesen. An vier von acht Wochenenden habe die Belegschaft „Volleinsätze gefahren“. Insgesamt 13.692 Kilometer Straßen seien beim Streueinsatz abgefahren worden, etwa 1500 Tonnen Streusalz wurden dabei verbraucht.
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Das Fazit der Stadttochter: Die Vorbereitung auf den Winter war gut, die moderne Ausrüstung ist angemessen und die Einsatzpläne für die 160 Winterdienstler passend. Ein Vergleich mit dem Extremwinter 2010/11 verbunden mit dem Vorwurf, daraus hätte der USB lernen können, sei nicht statthaft. Damals sei das bundesweit fehlende Streusalz das Kernproblem gewesen.
Erfahrungsaustausch im bundesweiten Netzwerk
Und doch waren in Bochum Straßen und Bürgersteige zu lange zu wenig geräumt und standen Mülltonnen zu lange ungeleert vor den Haustüren. Die Rufe nach Konsequenzen aus dieser Wintererfahrung werden laut.
Der USB-Sprecher verweist auf den jetzt anstehenden Erfahrungstausch im bundesweiten Netzwerk. Möglichkeiten für Verbesserungen des Services sollen so ermittelt werden. „Sollte häufiger mit extremen Wetterlagen zu rechnen sein, muss diskutiert werden, welche Anpassungen dafür sinnvoll und auch finanzierbar sind.“
WAZ-Redakteure werten die Leistungen des Winterdienstes durchaus unterschiedlich.
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