Bochum. Myriam Forstel lebte 20 Jahre in Bochum, dann zog sie durch die Welt. Ihr neuer Wohnort hat eine interessante Gemeinsamkeit mit der alten Heimat.
Myriam Forstel muss die Fenster schließen, damit sie in Ruhe telefonieren kann. Zu laut dröhnt der lärmende Autoverkehr in ihre Wohnung in Hongkong. „Daran musste ich mich erst einmal ganz schön gewöhnen und konnte am Anfang gar nicht richtig schlafen“, sagt die 49-Jährige, die in Bochum geboren und dort im Stadtteil Querenburg aufgewachsen ist. Auf nur zwölf Quadratmetern – für Hongkonger Verhältnisse eine normalgroße Wohnung – lebt Forstel heute über 9000 Kilometer von Bochum entfernt.
+++ Bochumer aus aller Welt: Alle Folgen aus unserer Auswanderer-Serie lesen Sie hier! +++
„Ich bin Ende 1991 aus Bochum weggegangen und nach Frankreich, der Heimat meiner Mutter, gezogen. Dann war ich zunächst 20 Jahre lang nicht in Bochum“, sagt die Deutsch-Französin, die die Grundschule an der Markstraße sowie das Gymnasium am Ostring besucht hat.
Bochumer lebte in den USA, in Mexico und in Indien - jetzt ist Hongkong an der Reihe
Auch interessant
Nach 20 Jahren war dann ein Abijubiläumstreffen der Grund, zurückzukommen. „Ich habe sogar ein bisschen Angst gehabt, nach so langer Zeit zurückzukommen, aber dann habe ich alles wiedererkannt und mich direkt wieder wohl gefühlt“, gibt sie zu. Mit dem Besuch sei ihr klar geworden: Irgendwie hat Bochum doch gefehlt. „Seitdem versuche ich, öfter zu kommen“, sagt Forstel, die im Anschluss an ihr Abitur Englisch und Italienisch in Frankreich studierte.
Forstel ist ein Sprach-Talent: Sie spricht Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch, Spanisch sowie ein bisschen Hindi und Kantonesisch. Nachdem sie Bochum einmal verlassen hatte, packte Forstel das Reisefieber: Sie lebte und studierte in den USA, in Mexiko und in Indien. „Ich habe für die Weltbank in Washington gearbeitet und in Mexiko im Bereich E-Governance“, sagt sie. In New York wäre sie liebend gern sesshaft geworden – musste aber, als sie keine feste Anstellung fand, zwei Mal das Land verlassen, weil das Visum auslief.
Tanzen - zuerst in Wattenscheid und nun im schwülen Hongkong
Seit 2016 lebt Forstel in Asien, hat in Hongkong Stadtmanagement studiert und wohnt dort im Stadtteil Mongkog. „Es ist schwer, in diesem Bereich eine Arbeit zu finden, weil ich nicht gut genug Chinesisch spreche“, sagt sie. Fuß fassen möchte Forstel deshalb nun im Kulturbereich – sie hat bereits ein Tanzprojekt mit realisiert.
Auch interessant
Tanzen – das war bereits in Bochum ihre Leidenschaft. „Ich habe Ballett in Wattenscheid getanzt und war später in einem Tanzstudio im Bermudadreieck“, erinnert sie sich. In Hongkong habe sie mit dem Hobby nun wieder begonnen, nehme außerdem Unterricht in Kung Fu. „Hongkong ist eine komplett andere Welt, hier ist es schwül und es gibt einen wahnsinnigen Krach. Eine Gemeinsamkeit zu Bochum ist aber der Industriecharakter“, sagt Forstel.
Baden Ende November ist in Hongkong kein Problem
Der habe sie schon immer fasziniert – auch in Bochum mit seiner Jahrhunderthalle und alten Zechendenkmälern. „Zu meinen Lieblingsorten in Bochum zählte auch der Stadtpark“, sagt Forstel. In zweieinhalb Jahren kann sie in Hongkong eine sogenannte „permanent residency“ beantragen – eine dauerhafte Bleibegenehmigung. „Dann kann ich ein- und ausreisen wie ich möchte“, sagt sie.
Ob sie aber für immer in Hongkong – einer chinesischen Sonderverwaltungszone – bleibt, steht in den Sternen. Auch Südkorea reizt die einstige Bochumerin als künftiges Heimatland. „An Hongkong liebe ich aber die außergewöhnliche Kombination von Metropole, Wasser und Bergen“, sagt Forstel. Man könne bis Ende November baden gehen.
Auch interessant
Trotzdem vermisst sie einen typischen deutschen Herbst oder Winter sowie die Solidarität der Bochumer. Forstel sagt: „Ich mochte die Bochumer immer. Mir ist ganz wichtig: Ich bin nicht aus Bochum weggegangen, weil ich die Stadt nicht mochte. Es hat sich einfach so ergeben.“
Kennen Sie schon den Instagram-Account der WAZ Bochum?
Mehr Nachrichten aus Bochum lesen Sie hier!