Bochum. . Rund 300 000 Westfalen wanderten vor 200 Jahren nach Amerika aus. Eine Ausstellung im Bochumer Industriemuseum Zeche Hannover erzählt davon.
- Rund 300 000 Westfalen verließen vor 200 Jahren ihre Heimat Richtung Amerika
- Eine Ausstellung im Industriemuseum Zeche Hannover erzählt von ihrer Hoffnung auf ein besseres Leben
- Es gibt eine große Anzahl an Originalexponaten zu bewundern
Auf Entdeckungsreise gehen kann man im Industriemuseum Zeche Hannover: Die aktuelle Ausstellung beschäftigt sich mit dem Thema „200 Jahre Auswanderung von Westfalen nach Amerika“. Ein fernes Thema? Mag sein. Aber auch ein höchst interessantes!
Wohlstand, Freiheit, Abenteuer: das waren die Hoffnungen, die mehr als 300 000 Menschen aus Westfalen im 19./20. Jahrhundert dazu bewegten, in den USA ein neues Leben zu beginnen. „Zumal in den verarmten ländlichen Regionen Ostwestfalens war die Hoffnung groß, durch Emigration sein Schicksal zu verbessern“, weiß Dietmar Osses.
Kaum zu überblickende Anzahl von Originalexponaten
Der Museumsleiter und sein Team haben die Ausstellung „Vom Streben nach Glück“ zusammengestellt. Es wurde ein großes Fass aufgemacht: Nicht nur, dass es eine kaum zu überblickende Anzahl von Originalexponaten zu bewundern und ausführliche Info-Tafeln zu studieren gibt: das Begleitprogramm reicht von Vorträgen bis zu einem genealogischen Workshop. Am PC kann man per Mausklick nach – möglicherweise einst ausgewanderten – Vorfahren suchen.
Schon beim nur oberflächlichen Blick in die Schau wird klar, dass die Motive der Auswanderer damals dieselben waren wie für jene Migranten heute: nicht nur Syrer oder Nordafrikaner, auch die Westfalen verließen ihre Heimat in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Reisewege werden anhand von Schiffsfahrplänen oder Zeichnungen vom Leben an Bord auf der Überseepassage nachgezeichnet, exemplarische Biografien westfälischer Emigranten vorgestellt.
Von Bochum nach Iowa
Etwa jene des Bochumer Wilhelm Kabeisemann: Auf seiner Überfahrt 1853 trug er einen Silberlöffel bei sich, der ebenfalls ausgestellt ist. Kabeisemann hatte eine Brauerei, jedoch nie eine Ausschanklizenz für das gebraute Bier erhalten. So beschloss er 1853, sein Hab und Gut zu versteigern und mit seiner Frau und dem dreijährigen Sohn nach Iowa auszuwandern. Dort erwarb Wilhelm ein Stück Land und erlangte 1858 die Einbürgerung der Familie in Amerika. Noch heute leben Nachfahren der Kabeisemanns sowohl in den USA als auch in Deutschland.
Wie prägend die Auswanderer für die Neue Welt waren, zeigen nicht nur Plakate, Festschriften, politische und gesellschaftliche Aufrufe von Deutschen/Westfalen, sondern auch die Namen ihrer Siedlungen, vorrangig im Mittleren Westen der USA: Sie heißen bis heute Minden, Westphalia, Arnsberg, Rhine und Neu-Witten.
>>>>> Info und Öffnungszeiten:
„Vom Streben nach Glück. 200 Jahre Auswanderung aus Westfalen nach Amerika“ ist bis zum 29. Oktober im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover, Günnigfelder Straße 251, zu sehen.
Öffnungszeiten: Mittwoch-Samstag 14-18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen 11-18 Uhr.
www.lwl.org/industriemuseum/standorte/zeche-hannover