Werne. . Vor 45 Jahren zog Gerd-Peter Löcke der Liebe wegen nach Helsinki. Kontakt in die Heimat riss nie ab. Er verfolgt genau, was in Bochum passiert.

1461 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Helsinki und Bochum. Und dennoch weiß Wahl-Finne Gerd-Peter Löcke vielleicht besser Bescheid, was in unserer Stadt so passiert, als viele aktuelle Bochumer. Löcke zog vor 45 Jahren der Liebe wegen in Europas hohen Norden. Der Kontakt in seine Heimatstadt indes ist nie abgebrochen.

Regelmäßig – mindestens viermal im Jahr – besucht Gerd-Peter Löcke seine Mutter (88), die im Ehrenfeld wohnt. Auch ohne sie fänden sich viele Anlässe für einen Trip ins Ruhrgebiet, wie zuletzt die Feier der Goldkonfirmation in der Melanchthonkirche. Löckes Sohn Ludwig (29) ist sogar noch öfter als sein Vater in Bochum. „Er ist ständiger Gast bei Heimspielen des VfL und nimmt dafür extra die weite Reise auf sich“, erzählt der 65-Jährige. Respekt.

In Werne leben noch Familienmitglieder

Wenn Gerd-Peter Löcke in Bochum weilt, ist er die meiste Zeit in Werne und Langendreer. Hier, an der Heroldstraße, hat er die ersten Jahre seines Lebens gewohnt, hier leben noch immer Familienmitglieder, die er gerne besucht.

Sollte es ihn eines Tages zurück in die Heimat ziehen, sei Werne die erste Adresse, sagt er. Mit diesem Stadtteil sind besonders viele Erinnerungen verbunden. „Ich habe noch bestimmte Bilder von früher im Kopf“, sagt Gerd-Peter Löcke. Als Kind habe er viel mit dem Helmut vom Haus Rogge Fußball gespielt, erzählt er.

Löckes Vater sei Vorsitzender des Sport- und Turnvereins Werne gewesen. Und an die Bäckerei Hansen erinnert er sich.

Schon immer Fernweh gehabt

Dass in Werne ein Stadterneuerungsprozess in Gang gesetzt wurde, begrüßt Gerd-Peter Löcke außerordentlich. „Hier ist die Zeit doch ein wenig stehen geblieben“, findet er. „Werne hat sich nicht so richtig entwickelt.“ Was sich hier nun tut, verfolgt Löcke im Internet über die WAZ. Und durch seine täglichen Anrufe bei seiner Mutter. Diese fand damals natürlich gar nicht gut, dass ihr Gerd-Peter das Land verließ. „Doch ich hatte schon immer Fernweh und als Kind alle möglichen Fahrten mitgemacht“, war Löcke nicht zu halten. Erst recht, als er bei seinem Praktikum bei der Inneren Mission die hübsche Finnin Rosemarie kennenlernte, um die er sich den Sommer 1970 über kümmern sollte. Ein Jahr später heirateten die zwei, 1972 zogen sie nach Helsinki.

Kein Bier und kein Würstchen zum Fußballspiel

Gerd-Peter Löcke hat Sozialpädagogik studiert und zunächst als Sprachlehrer gearbeitet. In Finnland war er anfangs in der Industrie beschäftigt, ehe er später eine eigene Sprachschule aufmachte. Zuletzt arbeitete er an Schulen, u.a. mit Behinderten.

Große Unterschiede zwischen Finnland und Deutschland stellt Gerd-Peter Löcke auch immer wieder beim Fußball fest: „Hier oben gibt es zum Spiel kein Bier, keine Würstchen. Das fehlt. Und es gibt keine Heimspiele. Die Klubs kicken immer woanders.“

Diese erste Ehe hielt elf Jahre, die zweite bei weitem nicht so lang. Heute – seit elf Jahren – ist Gerd-Peter Löcke in dritter Ehe mit Gladys (48) verheiratet. Weil sie – eine Nigerianerin mit finnischem Pass – noch immer arbeitet, ist für Löcke eine Rückkehr nach Bochum auch vorerst keine Option. Und so werden die beiden auch in den nächsten Jahren die lockere, offene Art der Finnen genießen und dafür die Dunkelheit in den Wintermonaten in Kauf nehmen. Und das fehlende Glockengeläut, das in Finnland verboten ist. Löcke: „Das fehlt mir mit am meisten.“