Bochum-Hofstede. Der Eigentümer des GMU-Geländes hat ohne Genehmigung Bäume fällen lassen, die Stadt Bochum griff ein. Das Areal soll neu genutzt werden.
Das GMU-Gelände, die ehemalige Industriefläche in Hofstede, liegt seit langem brach. Seit zwei Wochen nun tut sich dort wieder was: Anwohner hatten Abholzungen in großem Stil beobachtet und die Verwaltung alarmiert. Die schritt ein und stoppte die Arbeiten. Der Grundstücksbesitzer hat konkrete Pläne mit dem Gelände.
„Wir erhielten Beschwerden von Anliegern“, sagt Melanie Gronewald, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde. „Weil für die Rodungen keine Genehmigung vorlag, haben wir alles sofort einstellen lassen; das war eine Ordnungswidrigkeit. Wir wissen nicht, was der Eigentümer dort vorhat.“ Außerdem habe der Grundstücksbesitzer gegen den Artenschutz verstoßen. Hier hat die Naturschutzbehörde eine Strafanzeige gestellt: Auf dem Gelände gebe es ein großes Vorkommen an Kreuzkröten. Gronwald: „Mal sehen, wer Recht bekommt.“
Eigentümer spricht vom Ärger mit der Stadt Bochum
Vor Jahren hat der Eigentümer, Werner Bauer, gegen den Sanierungsplan der Stadt für das Gelände erfolgreich geklagt. Überhaupt liegt er schon lange über Kreuz mit der Stadt Bochum. „Ich habe seit zehn Jahren Ärger mit der Verwaltung.“ Dem hat er in der Vergangenheit auch schon mal mit großflächigen Protestplakaten in Hofstede Luft gemacht.
Was er auf dem Gelände vorhat? Werner Bauer (84): „Ich will die Sanierung zu Ende bringen, warte nur noch auf die Genehmigung.“ Dazu müsse der Boden abgedichtet werden, um die Fläche nutzen zu können. Ihm schweben Vermietungen vor. „Vor drei Jahren habe ich mit der Stadt ein Stillhalteabkommen geschlossen. Den Schrottplatz könnte ich jetzt jederzeit wieder öffnen.“ Er habe mit der Stadt einen Grundstückstausch machen wollen, um an anderer Stelle in Bochum Gewerbe ansiedeln zu können. Doch die Stadt sei darauf nicht eingegangen.
Nutzung für mittelständische Unternehmen
Werner Bauer will sein Gelände einer neuen Nutzung zuführen, wenn möglich, einer gewerblichen. Es sei alles noch völlig offen. Auch hier wolle er sich mit der Stadt abstimmen und eine Baugenehmigung einholen. Der Knackpunkt ist die Erschließung: „Die Verkehrsführung ist nicht unproblematisch, das erfordert besondere Anforderungen“, sagt Berthold Witteler, Bauers Anwalt. Die Gewerbegebiete im Stadtteil samt GMU-Gelände sind Teil des Verkehrskonzeptes Hamme, Hordel, Hofstede.
Deshalb kämen wohl auch eher mittelständische Unternehmen ohne viel Lieferverkehr in Frage. Sogar ein Photovoltaik-Park, wie ihn die Initiative „Grüne Lunge Hofstede“ bereits vorgeschlagen hat, wäre nicht ausgeschlossen.
Anwalt räumt Fehler ein
Berthold Witteler räumt im aktuellen Fall Fehler ein. „Es stimmt, es wurde versäumt, ein neues Artenschutzgutachten in Auftrag zu geben und die Fällungen genehmigen zu lassen. Doch jetzt wird nichts mehr ohne Absprache mit der Stadt geschehen; es gibt keine Alleingänge mehr.“ Der Sanierungsplan werde abgestimmt und umgesetzt, sobald die Gutachten vorlägen.
Die Bäume und Büsche mussten laut Witteler weichen, weil für geplante Messstellen im Grundwasser-Monitoring Zuwege für Fahrzeuge geschaffen werden sollen. Die Untersuchungen wird Holger David vom Büro Geoconsult aus Bochumer durchführen. Zusammen mit Rechtsanwalt Witteler trifft er sich zwecks weiterer Abstimmungen am 10. März mit Stadtbaurat Markus Bradtke.
Wohnbebauung auf der Fläche
Die Hofsteder SPD-Bezirksvertreterin Christiane Laschinski schlägt vor: „Gerade im vorderen Bereich, wo jetzt die Autos geparkt werden, könnten wir uns auch gut Wohnbebauung vorstellen.“Ähnliche Wohnbauprojekte habe es auf kontaminierten Flächen in Bochum ja bereits gegeben. Laschinski nennt als Beispiel das Gelände der Zeche Lothringen in Bochum- Hiltrop.
Die SPD-Ratsfraktion hat derweil eine Anfrage gestellt. Martina Schnell: „Es geht darum, dass die Verwaltung offenlegt, was dort auf dem Gelände gerade eigentlich passiert und ob dabei alle Regeln eingehalten worden sind.“
SPD-Fraktion stellt Anfrage im Rat
In einem zweiten Schritt gehe es dann darum, zu erörtern, welche Bebauung sich dort überhaupt realisieren ließe. Das GMU-Gelände sei sehr komplex. Einige bedrohte Tierwesen haben hier auf dem Areal mittlerweile ein zu Hause gefunden. Es geht aber auch um die berechtigten Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner. Schnell: „Das ist schon ein dickes Brett.“
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