Bochum. . Im Streit um ein Grundstück in Bochum liegen offensichtlich Nerven blank. Der Eigentümer des Geländes macht seinem Ärger jetzt Luft - auf Werbetafeln.
Die beiden Holztafeln messen sechs mal vier Meter. „Hier werden 250 Arbeitsplätze bedroht!“, lautet die öffentliche Anklage Richtung Rathaus: bizarres Zwischenspiel eines jahrelangen Rechtsstreits um eine Brachfläche In der Provitze in Hofstede. Der Schild-Bürger heißt Werner Bauer. Der 77-Jährige ist Eigentümer des ehemaligen, ca. 100.000 Quadratmeter großen GMU-Geländes (Gesellschaft für Materialrückgewinnung und Umweltschutz), das nach jahrzehntelanger chemischer Nutzung mit Altlasten verseucht ist.
Unternehmen möchte Parkplätze
Bauer sei bereit, der Forderung der Stadt nachzukommen und das Gelände zu sanieren, erklärt dessen Anwalt Berthold Witteler. Auch an der Hälfte der Kosten für eine Entwässerung der Provitze wolle er sich beteiligen. Voraussetzung: Die Verwaltung erteilt Baurecht für das Industrie-Areal. Dazu sagt das Rathaus nein. „Der Bebauungsplan für das GMU-Gelände wird aufgehoben. Auf der Fläche wird kein weiteres Gewerbegebiet angelegt“, so der damalige Baurat Ernst Kratzsch im Frühjahr 2014 bei einer Bürgerversammlung.
Das hat Folgen. Bauer weigert sich, ohne Baurecht die Sanierung zu bezahlen. „Die Stadt versagt im Gegenzug die Genehmigung für 178 Parkplätze, die Herr Bauer auf der Fläche einrichten will“, schildert Anwalt Witteler.
Die Stellflächen wären von großer Bedeutung. Die Ziemann Sicherheit GmbH unterhält In der Provitze einen Standort mit rund 200 Mitarbeitern. „Wir müssten die Niederlassung dringend ausbauen. Dazu sind die zusätzlichen Parkplätze unbedingt erforderlich“, betont Ziemann-Sprecher Sebastian Sinemus und droht mit einem Wechsel: „Sollten wir mangels Parkplätzen nicht bauen können, müssten wir uns um einen anderen Standort bemühen. Die Arbeitsplätze würden dann nicht in Bochum bleiben, sondern voraussichtlich nach Dortmund gehen.“ Eine Klage vor dem Verwaltungsgericht ist anhängig. Seit Monaten herrscht Stillstand.
Bauantrag ist nicht komplett
Werner Bauer schritt zur Tat. Er ließ zwei massive Holztafeln zimmern und – nicht zu übersehen – vor der Brachfläche aufstellen. Aufschrift: „Hier verhindert die Stadt Bochum seit Jahren den Bau der Parkplatzanlage mit 200 Parkplätzen!“ „Herr Bauer will, dass die Leute wissen, warum die Sicherheitsfirma hier womöglich verschwindet“, verteidigt Anwalt Witteler den außergewöhnlichen Protest seines Mandanten,
Die Stadt bleibt gelassen. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen die Schaffung der Parkplätze. Aber der Bauantrag ist nicht komplett. Es fehlen noch Unterlagen u.a. zum Schallschutz“, erklärt Stadtsprecherin Barbara Gottschlich auf Anfrage. Zu den Schildern will sich die Stadt nicht äußern.