Bochum. Bochum bietet Helios die Stirn. Der Konzern erwägt den Verkauf seiner früheren Klinik samt Gelände in Linden. Nun regt sich Protest im Stadtteil.

Eigentlich ist das Kapitel „Helios“ in Bochum beendet. Der Konzern hat im September 2020 seine defizitäre Klinik im Stadtteil Linden geschlossen. Nun will er offenbar das weitläufige Gelände an der Axstraße verkaufen und sorgt damit für viel Aufregung im Stadtteil.

Vor allem der Bezirksbürgermeister ist auf 180. „Erst hat uns Helios bei den Verhandlungen über einen Pachtvertrag für ein neues Schulgebäude auf dem Klinikgelände hingehalten und jetzt will das Unternehmen das Ganze auch noch doppelt versilbern – und das auf Kosten von kranken Kindern und Jugendlichen“, wettert Marc Gräf (SPD). In einem Gespräch habe Helios-Geschäftsführerin Claudia Meßthaler erklärt, ihr Unternehmen wolle nicht nur das Krankenhausgebäude verkaufen, sondern auch das Außengelände.

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Investor ist angeblich schon gefunden

Das aber ist ein wichtiges Standbein für die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Helios noch in Linden betreibt und der auch die „Schule für Kranke“, die Ferdinand-Krüger-Schule, angeschlossen ist. Die Schule ist bislang im Dachgeschoss des Klinik-Hauptgebäudes untergebracht. Beides: Das große, für die Betreuung psychisch kranker Kinder und Jugendliche wichtige Gelände und die Schule haben keine Zukunft, so die Sorge im Stadtteil, wenn Helios großflächig verkauft. Dem Vernehmen nach gibt es bereits Pläne eines Berliner Immobilieninvestors für den Bau von Seniorenwohnungen. Dieser ist nach eigenem Bekunden „insbesondere an Grundstücken und Objekten interessiert, auf denen eine Bebauung mit mindestens 15.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche möglich ist“.

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Helios dementiert derweil, dass das Areal schon veräußert ist oder demnächst verkauft wird. „Richtig ist, dass unsere Überlegungen zur künftigen Nutzung des Standortes auch eine Veräußerung von Teilen des Geländes mit einschließen“, so Unternehmenssprecherin Marina Dorsch. Aber trotz eines Verkaufs wäre weiterhin ein Neubau der Ferdinand-Krüger-Schule auf dem Gelände möglich. Das indes bezweifelt der Bezirksbürgermeister. Zu oft habe Helios Stadt und Verwaltung in der Vergangenheit an der Nase herumgeführt.

Alternativer Standort für Schule gesucht

„Ich habe grundsätzlich nichts gegen Wohnungen, aber ich werde für den Erhalt der Kinderklinik und für die Schule kämpfen“, sagt Marc Gräf. Für die Schule müsse schnellstens ein alternativer Standort in der Umgebung und eine Übergangslösung bis zum Neubau gefunden werden (Infobox). Das Geld für den Bau habe die Stadt bereits vor zwei Jahren bereitgestellt.

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Schulzentrum Südwest als Alternativstandort

Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Schule für Kranke sollten auf einem Gelände untergebracht sein, „da viele der jungen Patienten diesen geschützten Raum brauchen“, sagt Bezirksbürgermeister Marc Gräf. Nun müsse die Stadt sich wohl von dieser Maxime lösen und in möglichst naher Umgebung der Klinik einen Standort für eine Übergangslösung bzw. einen Neubau der Ferdinand-Krüger-Schule finden.

„Mir fällt da nur das Gelände des Schulzentrums Südwest ‘Auf dem Pfade’ ein“, so Gräf. Das sei im städtischen Besitz und groß genug. Am 12. Februar werde er dazu ein Gespräch mit Schuldezernent Dietmar Dieckmann, den beteiligten Fachämtern der Stadt und Schulleiter Markus Brokamp führen. Möglich wäre es etwa, bis zur Fertigstellung des Neubaus auf eine Container-Lösung zu setzen.

Was das Grundstück und seine künftige Verwendung betrifft, gibt sich die Politik im Stadtteil kampfeslustig. „Wir werden nicht tatenlos zusehen“, so Gräf. Einstimmig hat die Bezirksvertretung Südwest in ihrer jüngsten Sitzung dem Antrag von SPD und Grünen zugestimmt, „das gesamte Gelände in Fragen der zukünftigen Nutzung zu überplanen und einen Bebauungsplan aufzustellen“. Denn: „Es ist schlicht inakzeptabel, der Kinder- und Jugendpsychiatrie den Außenbereich zu nehmen“, heißt es in der entsprechenden Verwaltungsvorlage.

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Bürger können mitreden

Und: „Da hier auch noch das Thema „Schule für Kranke“ betrachtet werden muss, ist hierfür im Bebauungsplanverfahren ein hinreichend großes Außengelände mit Pferdekoppel, Kleintierbereich, Turnhalle, etc. vorzusehen.“ Geklärt werden müsse auch, ob und wie die für Linden identitätsstiftend zu bezeichnende Fassade und die Anmutung des gesamten Krankenhausgebäudes geschützt werden können. Nicht minder wichtig: „Jetzt reden die Bürger mit“, so Gräf. Und auch das klingt wie eine Kampfansage.

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