Bochum. Pflegekräfte sind schwer zu finden. Das Bergmannsheil Bochum schaltet Personaldienstleister ein. Kliniken werben untereinander Personal ab.

Pflegekräfte sind das Rückgrat jedes Krankenhausbetriebs. Aber längst gibt es auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr genügend von ihnen. Krankenhäuser zwingt das zu ungewöhnlichen Maßnahmen.

Dieser Tage hat das Bergmannsheil Bochum drei auf dem Gesundheitsmarkt spezialisierte Personaldienstleister aus Duisburg, Schwelm und Hamburg beauftragt, ihm für die nächsten maximal drei Jahre Pflegefachkräfte zur Verfügung zu stellen: für die Notaufnahme und Stationen, den OP-Bereich und die Intensivstation. „Der Einsatz von Leiharbeitnehmern im Pflegedienst von Krankenhäusern ist eine gebräuchliche Maßnahme“, sagt Bergmannsheil-Sprecher Robin Jopp. Das Ziel sei es zwar, den Bedarf mit eigenen Mitarbeitern zu decken. Aber der allgemeine Fachkräftemangel im Pflegebereich mache es erforderlich, „dass wir auch andere Instrumente des Personaleinsatzes nutzen. Gerade in Spezialbereichen wie OP-, Anästhesie- und Intensivpflege gibt es großen Bedarf“.

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30 Pflegefachkräfte fehlen momentan

Etwa 30 Pflegefachkräfte fehlen nach Einschätzung des Betriebsrats momentan in Bochums Unfallkrankenhaus. Den Einsatz von Leihpersonal sieht die Arbeitnehmervertretung mit gemischten Gefühlen. „Es ist schwierig, die Lücken ohne Leihkräfte zu stopfen“, räumt die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Alina Renelt ein. Doch das bringe auch Probleme mit sich. Fachlich gebe es zwar keine Unterschiede zwischen Stamm- und Leihpersonal. Aber da Leihkräfte sich das Krankenhaus und die Arbeitszeit aussuchen können, müsse das Stammpersonal die Schichten übernehmen, die übrig bleiben. Außerdem seien Leihkräfte weniger in administrative Aufgaben eingebunden. „Durch beides kommt es zu Spannungen.“

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Klinikpersonal geht durch den Flur eines Krankenhauses (Symbolbild).
Von Thomas Hagemann und Daniel Berg und Martin Korte

Zumal Leihpflegekräfte, von den es mittlerweile viele auf dem Markt gebe, auch besser bezahlt würden. In Kauf würden sie dafür die fehlende betriebliche Altersvorsorge nehmen und eine geringere Einbindung ins Pflegeteam.

Wechselprämien bis 10.000 Euro

Das Bergmannsheil intensiviert nach eigenem Bekunden über Karrieretage, offene Bewerbersprechstunden, Werbekampagnen, Messen, ein Prämienprogramm für Mitarbeiter und weiteres mehr seine Bemühungen, Personal an sich zu binden. Durch den neuen Tarifvertrag für die Pflegemitarbeiter, der seit Dezember 2019 für alle berufsgenossenschaftlichen Kliniken gelte, habe das Haus außerdem nun ein Alleinstellungsmerkmal, so Sprecher Robin Jopp. Im Vertrag seien „umfangreiche Entlastungen und Zusatzleistungen für die Beschäftigten in der Pflege festgelegt“.

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680 Betten im Bergmannsheil

2000 Beschäftigte hatte das Bergmannsheil Bochum mit seinen derzeit 680 Betten. 18.664 Patienten wurden im Jahr 2018 stationär behandelt, 65.752 Patienten ambulant betreut.

Über die drei aktuellen Aufträge an Personaldienstleister hinaus gebe es momentan keine weiteren Ausschreibung im Hinblick auf Leihkräfte, so Sprecher Robin Jopp.

Aus Sicht des Betriebsrats ist es auch von Vorteil, dass die Unfallklinik mittlerweile zweimal im Jahr mit Ausbildungen beginnt – so wie es andere Häuser auch tun. Denn längst tobt der Kampf um Fachkräfte unter den Krankenhäusern. „Viele Kliniken versuchen, Personal untereinander abzuwerben“, sagt Alina Renelt. Das geschehe mit Aktionen oder Prämien. „Zwischen 1000 und 10.000 Euro werden pro Pflegekraft bezahlt“, so die Betriebsrätin. Es geht zu wie im Profifußball.