Bochum. Dem St. Josefs-Hospital in Bochum droht die Schließung. Betriebsrat und Konzern sprechen bereits über einen Sozialplan.

Die Gerüchteküche brodelt. Der Gegenstand von Vermutungen und Vorhersagen ist das St. Josefs-Hospital in Bochum-Linden. Schließt es, wird es verkauft? „Die Mitarbeiter und der Betriebsrat drängen auf Informationen“, sagt Bernd Behlert, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats von Klinik-Eigentümer Helios. Aber die würden nur spärlich fließen. Er spricht von einer „Hängepartie“.

Nach WAZ-Recherchen bahnt sich zumindest eine Lösung für die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Klinik an. Am Freitag hat der LWL ein Interesse an der Übernahme der Einrichtung bestätigt. „Es hat Gespräche gegeben, schon vor Monaten“, sagt LWL-Sprecher Thorsten Fechtner. Seitdem habe der LWL aber nichts mehr von Helios gehört. Auch dem Katholischen Krankenhaus Bochum (KKB) wird ein Interesse nachgesagt. Sprecher Jürgen Frech dazu: „Von laufenden Gesprächen wissen wir nichts.“

LWL hat Interesse an Kinder- und Jugendpsychiatrie

Durchgesickert ist mittlerweile aber, dass es bereits Gespräche zwischen dem örtlichen Betriebsrat und dem Unternehmen über einen Sozialplan gibt. Dabei geht es u. a. um Abfindungen. Geprüft werde angeblich auch, ob dafür öffentliche Gelder bereit stehen.

Auch interessant

Nun heißt es, eine Entscheidung über die Zukunft des Krankenhauses mit seinen zwei unabhängig voneinander betriebenen Häusern werde bis spätestens Ende März fallen. „Das ist jedenfalls das, was wir gehört haben“, so der Konzernbetriebsratsvorsitzende. Seine Vermutung: „Die Kinder- und Jugendpsychiatrie hat wegen ihres Versorgungsauftrags eine Zukunft.“ Gefährdet sei aber die Somatik, also der gesamte Bereich der Allgemeinmedizin mit seinen mehr als 300 Beschäftigten.

Kleine Anfrage an die Landesregierung

Nun hat sich Landtagsabgeordneter Karsten Rudolph (SPD) mit einer kleinen Anfrage an den Landtag NRW gewendet und gefragt, was die Landesregierung über den Stand des Prüfverfahrens des Helios-Konzerns zur Weiterführung der Klinik in Linden wisse. Die Antwort von NRW-Minister Karl-Josef Laumann (CDU) fiel eher ernüchternd aus: Die Landesregierung habe keine Informationen darüber. Stattdessen verweist er darauf, das „Ziel der Landesregierung ist es, die Krankenhauslandschaft in Nordrhein-Westfalen effizienter zu gestalten. Es soll insbesondere erreicht werden, dass die Qualität der Versorgung durch strukturelle Verbesserungen weiter erhöht wird. Bei diesem Veränderungsprozess stehen die Versorgungsbedürfnisse der Bürger im Vordergrund.“

Bochum ist eines der Helios-Gründungshäuser

Der Konzern hält sich derweil weiterhin bedeckt. „Nach wie vor verfolgen wir mit großer Sorgfalt das Ziel, für die Weiterführung des Standortes eine gute Lösung zu finden“, sagt Marina Dorsch, Pressesprecherin von Helios West. Es gebe einen „konkreten Austausch“ mit Interessenten, die Gespräche seien aber noch nicht abgeschlossen. Und: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informieren wir regelmäßig über den Stand der Dinge“, so Dorsch.

Warum sich das Unternehmen so schwer tue, eine Lösung zu finden, könnte auch in der Geschichte des Hauses begründet sein, so Konzernbetriebsratsvorsitzender Bernd Behlert: „Immerhin ist Bochum einer der Gründungshäuser von Helios. Deshalb würde es schwer fallen, das Haus zu schließen.“

Angesichts einer Überkapazität, wie sie aus dem Landesbettenplan für Bochum hervorgehe, fürchtet Bezirksbürgermeister Marc Gräf eine Schließung der Klinik mit ihren 181 Betten. „Um die Kinder- und Jugendpsychiatrie mache ich mir keine Sorgen“, sagt er. Und für die Schule für Kranke, die in der Lindener Klinik eingerichtet ist, „müssen wir eine Lösung finden“. Aber das Krankenhaus? Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Bochum

Alleinstellungsmerkmal finden

Ein Hinweis darauf, wie es um die Klinik bestellt ist, mag die Zahl der Führungskräfte sein, die in den vergangenen Jahren eingesetzt wurden. „Es waren zehn in den sechs Jahren, in denen ich jetzt Bezirksbürgermeister bin“, so Gräf. Ihnen habe er immer wieder vermittelt, das Haus müsse sich „spezialisieren und ein Alleinstellungsmerkmal im Konzern finden“. Das sei ausgeblieben. „Am Ende kann niemand sagen, die jetzigen Probleme sind vom Himmel gefallen.“