Bochum. Bochum rückt mit der Neuinfektionsrate von 221,9 in die Top 20 unter den NRW-Städten. Härtere Maßnahmen könnten die Folge sein.

Wieder ein trauriger Tag für Bochum. Ein 82-jähriger Mann ist im St.-Josef-Hospital an Covid-19 gestorben. Es ist das 48. Todesopfer in der Stadt seit Ausbruch der Viruserkrankung. Und dann gibt es noch einen Negativrekord: Bochum hat erstmals den Schwellenwert von 200 bei den Sieben-Tage-Infektionen überschritten. Die Inzidenz ist am Freitag auf 221,9 gestiegen.

Damit reiht sich die Stadt ein in die Liste von etwa 20 Kommunen und Kreisen in NRW mit einer Neuerkrankungsrate (Infektionen binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner) jenseits der 200. Spätestens jetzt steht die Frage im Raum, ob und wann es zu weiteren Maßnahmen über den vom Land schon verhängten harten Lockdown geben wird.

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Kritische Marke überschritten

„Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von erstmals über 200 Neuinfektionen haben wir in Bochum heute eine weitere kritische Marke überschritten“, so Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) nach der Sitzung des Krisenstabs am Freitag. Weitere Beschränkungen, die durch die Corona-Schutzverordnung in Absprache mit dem Land möglich sind, soll es offenbar aber zumindest vorerst nicht geben. „Mit dem Lockdown sind neue Maßnahmen erst vor wenigen Tagen scharf gestellt worden. Wenn sich wirklich alle daran halten, hoffen wir sehr, dass uns diese Maßnahmen helfen, schnell wieder unter diese Grenze zu fallen“, so Eiskirch.

Bochum will Entwicklung weiter beobachten

Diese Hoffnung, dass die Zahl der Neuinfektionen wieder spürbar sinkt, teilt Dr. Hans Vogelsang vom Bochumer Gesundheitsamt: „Denn die Infektionen, die zu der deutlich gestiegenen Inzidenz geführt haben, gehen auf Ansteckungen vor dem Lockdown zurück.“ Die Stadt werde – auch über die anstehenden Feiertage – die Entwicklung beobachten.

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Kritische Marke liegt bei 50

Vor gut zwei Monaten, am 15. Oktober, hatte Bochum den Schwellenwert von 50 bei der Neuerkrankungsrate überschritten. Der Wert steht für eine kritische Marke.

Bund und Länder hatten die Obergrenze für Corona-Neuinfektionen auf 50 je 100.000 Einwohner festgelegt. Sollte der Wert in einer Stadt oder einem Landkreis darüber steigen, muss ein Beschränkungskonzept umgesetzt werden.

Krisenstableiter Sebastian Kopietz macht sich angesichts der weiter steigenden Neuerkrankungsrate Sorgen um die Situation in den Krankenhäusern: „Besonders vor dem Hintergrund der stark belegten Intensivstationen mit Covid-19-Patienten ist das eine dramatische Entwicklung.“ Aktuell werden 147 Personen im Krankenhaus behandelt, 34 davon (+1) auf Intensivstationen.

Mehrere Nachbarn haben ähnlich hohe Werte

Die abwartende Haltung der Stadt hat dem Vernehmen nach auch etwas damit zu tun, dass Bochum keine Insellösung treffen möchte. Denn auch mehrere Städte um Bochum haben bereits Inzidenzwerte jenseits der 200er-Marke. Keine davon hat bislang örtliche Maßnahmen getroffen. Aus Oberhausen (253), Gelsenkirchen (221,5), Bottrop (232,2) und Herne (221,8) ist zu hören, dass zunächst einmal abgewartet werden soll, ob die erst vor einigen Tagen verhängten Maßnahmen des Lockdowns geeignet sind, einen weiteren Anstieg der Infektionen zu verhindern bzw. die Entwicklung wieder umzukehren.

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Allerdings könnten schon auf absehbarer Zeit Entscheidungen fallen. Oberhausen, das am Freitag einen neuen Inzidenz-Spitzenwert von 253 erreicht hat, kündigt an, in der nächsten Woche zu entscheiden, „ob wir weitere Maßnahmen ergreifen müssen“, so der städtische Krisenstabsleiter Michael Jehn. Am Freitag hatte er Feuerwehr, Krankenhäuser und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zu einem Sondertreffen eingeladen, weil es binnen 24 Stunden zehn weitere Todesopfer gegeben hatte.

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Gelsenkirchen will Anfang Januar entscheiden

In Gelsenkirchen hat Gesundheitsdezernent Luidger Wolterhoff, der ehemalige Leiter der Agentur für Arbeit in Bochum, bereits angekündigt: „Wenn die Inzidenzzahl weiter deutlich steigt, dann muss der Krisenstab über weitere Einschränkungen beraten. Ich hoffe allerdings, dass dies in den kommenden Wochen nicht notwendig sein wird.“ In Rede stehen eine Ausgangssperre in den Abend- und Nachtstunden sowie ein deutlich reduziertes Platzangebot in den Bussen und Bahnen der Bogestra. Anfang Januar wolle der Krisenstab – und dann auch in Relation zum Infektionsgeschehen in den Nachbarstädten – über möglicherweise verschärfte Maßnahmen entscheiden.

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Ausgangssperre in Solingen und im Kreis Lippe

In Solingen gilt seit Mittwoch von 22 Uhr bis 5 Uhr morgens eine Ausgangssperre. Kontrolliert wird sie vom kommunalen Ordnungsdienst und von der Polizei. Auch der Kreis Lippe hat schärfere Maßnahmen verhängt. Zusammenkünfte von mehr als zwei Personen sind in der Öffentlichkeit verboten. Zwischen 22 und 6 Uhr herrscht eine Ausgangsbeschränkung. Nur aus triftigen Gründen, wie der Weg zur Schule, der Ausgang mit dem Hund, zur Arbeit, Kita sowie zum Arzt, für die Unterstützung Hilfsbedürftiger oder die Begleitung Sterbender dürfen die Wohnungen in diesem Zeitraum trotzdem verlassen werden.

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