Bochum-Altenbochum. Der Andrang ist schon am frühen Morgen groß: Viele ältere Bochumer drängen in die Apotheken, um sich Gratismasken abzuholen. Wir waren dabei.

Hätte man Angelika und Robert Gesell im vergangenen Jahr eine Aufnahme gezeigt, wie sie heute an der Wittener Straße stehen, um im Lutherhaus in Bochum-Altenbochum drei gratis FFP-2-Masken zu bekommen – sie hätten sich nicht vorstellen können, was geschehen ist. Für lange Schlangen hätte es im Dezember auch wahrlich schönere Gründe geben können: Ein Bratwurststand auf dem Weihnachtsmarkt oder die Schnäppchenjagd in der Innenstadt zum Beispiel. Nun aber steht man für Gratismasken an.Corona sei Dank.

„Es ist gut, dass es das Angebot gibt, es hätte nur früher kommen müssen“, sagt Brigitte Förster. Als eine der ersten hat sie am Dienstag (15.) im Altenbochumer Lutherhaus Gratismasken abgeholt. Dort verteilen zentral drei Apotheken – Freigrafendamm, Kompass und Ruhr – die Schutzmasken. Dass es für über 60-Jährige und Risikogruppen – etwa Asthmakranke – dieses Angebot gibt, hat die Bundesregierung am 9. Dezember beschlossen.

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Gratismasken in Bochumer Apotheken: Angebot gilt bis einen Tag vor Heiligabend

„Mit den FFP-2-Masken habe ich ein sichereres Gefühl als mit den Alltagsmasken oder meinen selbst genähten Masken“, sagt Förster. Um die Gratismasken zu bekommen musste sie bei Apothekerin Annika Hoops nur ihren Personalausweis vorlegen und eine Bestätigung ausfüllen. „Wir haben nun erst einmal 3000 Masken, aber ich denke nicht, dass heute alle weggehen“, sagt Hoops. Trotz des Ansturms.

Apothekerin Annika Hoops verteilt die jeweils drei FFP2-Masken im Lutherhaus in Bochum-Altenbochum.
Apothekerin Annika Hoops verteilt die jeweils drei FFP2-Masken im Lutherhaus in Bochum-Altenbochum. © FFs | Walter Fischer

Die Apotheken hoffen, dass nicht alle direkt am ersten Tag zur Abholung der Profimasken kommen, um Infektionsrisiken zu minimieren. Bis zum 23. Dezember gibt es das Angebot im evangelischen Gemeindehaus montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr. Für diesen Zeitraum treten die Apotheken in Vorkasse, für Januar und Februar werden die Krankenkassen Gutscheine verschicken.

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Gratismasken gebe es genug, sagt Kreisvertrauensapothekerin Dr. Inka Krude an diesem „turbulenten Vormittag“. In ihrer Alten Apotheke in der Innenstadt, vor der sich ebenfalls eine Schlange bildet, sind allein um die 10.000 vorrätig. „Wir sind alle gut ausgestattet“, beruhigt Krude. „Und wenn es doch mal knapp werden sollte, wird schnell nachgeliefert.“

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Dennoch ist der Andrang am ersten Tag der Ausgabe groß: Bis weit auf die Straße stehen die Menschen am evangelischen Gemeindehaus in Altenbochum, um Masken zu bekommen. Auch in Laer rennen die Leute Apotheker Walter Wolf die Bude ein. Dieser war schon auf vieles vorbereitet, hatte extra eine eigene Abgabestelle für die Gratismasken eingerichtet. Und doch zeigt er sich am Mittag überrascht: „Der gesamte Bestand für diese Woche ist schon jetzt weg – 2000 Masken.“ Was aber kein Problem darstellt. Nachschub wird am Nachmittag geliefert. Insgesamt hat auch er für seine Glückauf-Apotheke 10.000 Masken bestellt.

Michael Lindemann verteilt vor dem Lutherhaus in Bochum-Altenbochum an die in der Schlange wartende Senioren die Zettel für die Eigenauskunft zur Anspruchsberechtigung auf die Gratismasken.
Michael Lindemann verteilt vor dem Lutherhaus in Bochum-Altenbochum an die in der Schlange wartende Senioren die Zettel für die Eigenauskunft zur Anspruchsberechtigung auf die Gratismasken. © FFs | Walter Fischer

Zurück nach Altenbochum: „Wie lange kann man die FFP-2-Maske denn nun verwenden?“, möchte an der Ausgabestelle im Lutherhaus jemand von Annika Hoops wissen. „Man kann sie schon mehrere Tage verwenden, dabei aber nicht die ganze Zeit am Stück tragen“, sagt die Apothekerin. In den Erholungspausen rät sie, die Maske zu bügeln oder in den warmen Ofen zu legen. „Sie kosten in den Apotheken mittlerweile zwischen 2 und sechs Euro pro Stück“, sagt Hoops.

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Mehr als 100.000 Bochumern stehen Gratismasken zu

Dort werden die Gratismasken regulär verteilt, die zentrale Ausgabe in Altenbochum für Bewohner aus diesem Postleitzahlgebiet war eine Überlegung der betreffenden drei Apotheken, um Kontakte zu reduzieren. Die drei Gratismasken bekommen die genannten Gruppen zunächst nur einmal, deshalb müssen sie den Erhalt des Atemschutzes auch mit einer Unterschrift bestätigen. „Ich finde, man hätte mehr als drei Masken bekommen sollen. Das ist zu wenig“, sagt eine Kundin.

Kein 100-prozentiger Schutz

FFP-Masken schützen vor partikelförmigen Schadstoffen wie Staub, Rauch und Aerosol. Es gibt sie in den drei Schutzstufen FFP1, FFP2 und FFP3

FFP2-Masken filtern Partikel besonders wirksam aus der ein- oder ausgeatmeten Atemluft, sie bieten aber keinen 100-prozentigen Schutz vor dem Coronavirus. Normalerweise finden sie beim Umgang mit Weichholz, Glasfasern, Metall, Kunststoffen und Ölnebel Einsatz.

Etwa 28 Prozent der Bochumer waren im vergangenen Jahr 60 Jahre alt und älter, das sind rund 105.000 Menschen. Jüngere mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Asthma oder Herzinsuffizienz kommen zu den Berechtigten hinzu. In ganz Deutschland sind es rund 27 Millionen. Den Bund kostet die Aktion 2,5 Milliarden Euro.

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Ob das zu teuer ist, ob der harte Lockdown sinnvoll ist und was in diesem Jahr alles anders abläuft – darum geht es in den Schlangen vor der Ausgabe die ganze Zeit. Und wenn die Wartezeit vorüber ist, dann gibt es neben einem „Habe eine schöne Weihnachtszeit“ meist noch ein „Bleib gesund“ mit auf den Weg. Die Gratismasken sollen ihren Teil dazu beitragen.

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