Bochum-Altenbochum. Obwohl sie von der Maskenpflicht befreit ist, wurde in Bochum eine Rentnerin aus einem Aldi geworfen. Ein Missverständnis, sagt der Discounter.

  • Eine 79-Jährige wird aus einer Aldi-Filiale in Altenbochum verwiesen, weil sie keine Maske trug.
  • Da die Frau eine Lungenkrankheit hat, ist sie per Attest von der Pflicht befreit.
  • Aldi spricht von einem Missverständnis. Die Mitarbeiterin möchte sich entschuldigen.

Renate Kracht aus Bochum - Altenbochum ist immer noch völlig fertig mit den Nerven. So etwas hat die 79-Jährige noch nie erlebt. Weil sie keine Maske trug, hatte eine Kassiererin sie am Montagmittag aus „ihrem“ Aldi verwiesen – trotz ärztlichem Attest . Die lungenkranke Frau (COPD) darf demnach überhaupt keine Maske tragen . „Sonst bekomme ich keine Luft“, sagt die Rentnerin, die sich durch den Vorfall gedemütigt fühlt. Aldi bedauert das Ganze sehr – und spricht von einem Missverständnis .

Normalerweise geht Renate Kracht kaum noch selbst einkaufen . „Ich will ja mich und auch die anderen schützen.“ Tochter und Enkelin versorgen die Senioren in der Regel. Doch in diesem Fall hat sich Renate Kracht doch einmal selbst aufgemacht. Mit Schokolade überzogene Mandeln sollten es sein. „Die, die ich so gerne mag, gibt es nur im Aldi“, sagt sie.

Viel mehr hatte sie auch nicht im Einkaufswagen, als sie Montagmittag die Kasse erreichte. Ein paar Zimtsterne noch. Bis dahin hatte niemand Anstoß daran genommen, dass Renate Kracht keine Maske trug . Erst als sie die Waren aufs Band gelegt hatte und bezahlen wollte, fiel es der Kassiererin auf.

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Nach Angaben von Renate Kracht weigerte sich die Frau, zu kassieren. Weil sie keine Maske trug. „ Sie hat mich aufgefordert, alles liegen zu lassen und sofort den Laden zu verlassen .“ Kracht beklagt, dass sich die Kassiererin noch nicht einmal ihr Attest, das auf die Masken-Befreiung hinweist , ansehen wollte. „Ich konnte mich also nicht mal wehren.“

Aldi-Kundin fühlt sich „wie der letzte Dreck“ behandelt

Für sie sei die Situation „ganz schlimm“ gewesen, sie fühle sich gedemütigt. Man habe sie „wie den letzten Dreck behandelt“ . Auch versteht sie nicht, dass sie vorher nicht angesprochen wurde. „An der Kasse sind die Mitarbeiter durch Plexiglas geschützt“, sagt Renate Kracht. „Und ich habe auch Abstand gehalten.“ Zum Glück habe der Mann in der Warteschlange hinter ihr geholfen, für sie bezahlt und ihr die Einkäufe nach draußen gebracht.

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Aldi bestätigt den Vorfall. „Wir bedauern sehr, dass die Dame eine unangenehme Situation in unserem Markt erlebt hat“, teilt Unternehmenssprecher Axel vom Schemm auf WAZ-Anfrage mit. „Nach interner Rücksprache liegt aber ganz offenbar ein Missverständnis vor , das uns sehr leidtut.“

Die Kundinnen und Kunden trügen die Corona-Schutzmaßnahmen in der großen Mehrheit mit, heißt es weiter. „Daher kontrollieren wir auch nicht, ob jeder beim Betreten des Marktes den vorgeschriebenen Mund-Nase-Schutz trägt. Bemerken unsere Mitarbeiter aber, dass ein Kunde ohne Schutzmaske in der Filiale unterwegs ist, sind sie angehalten, ihn anzusprechen und auf die Vorschriften hinzuweisen .“

Das habe auch die Kollegin an der Kasse getan, als sie die Kundin ohne Maske am Kassenband registrierte. Axel vom Schemm zum Ablauf aus Aldi-Sicht: „Auf die Frage unserer Kassiererin nach der Maske habe die Kundin darauf hingewiesen, dass sie eine Verordnung habe und befreit sei. Daraufhin habe die Dame noch etwas gesagt, das unsere Kollegin aber akustisch nicht verstanden hat – vermutlich der Hinweis auf den Nachweis. Unsere Mitarbeiterin hat dann erneut auf die Maskenpflicht verwiesen und die Kundin gebeten, den Markt zu verlassen.“

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Nach Aldi-Angaben habe die Kassiererin noch den Hinweis gegeben, dass ihr Begleiter (die Kassiererin hielt ihn wohl für den Ehemann) den Einkauf doch zu Ende bringen könne. Die Dame habe dem Mann daraufhin das Portemonnaie gegeben und den Markt verlassen. „Unsere Kassiererin hat dem Mann noch empfohlen, die Dame könne vielleicht besser ein Visier tragen, wenn eine Maske nicht möglich ist “, teilt Aldi mit.

Kassiererin möchte sich persönlich entschuldigen

„Unsere Kollegin hat sich im Nachgang noch sehr mit der Situation beschäftigt und sich bei ihrem Regionalverkaufsleiter, der im Markt anwesend war, zum korrekten Umgang mit Kunden nachgefragt, die keine Maske tragen“, teilt Aldi-Sprecher Axel vom Schemm mit.

Als man der Kollegin von der Beschwerde der Dame berichtet habe, sei sie sehr betrübt gewesen. „Sie möchte sich gern persönlich bei der Kundin entschuldigen und deutlich machen, dass ihr Verhalten nicht so gemeint war, wie es gewirkt haben muss“, sagt vom Schemm. Und auch Aldi wolle sich bei ihrem nächsten Besuch mit einer kleinen Geste entschuldigen.

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