Bochum. Die Bochumer Familie Kruse sucht händeringend eine neue Wohnung, bekommt aber nur Absagen. Mutter Jasmin glaubt: Grund sind ihre fünf Kinder.
Jasmin Kruse weiß nicht mehr weiter. Seit drei Jahren sind sie und ihr Mann auf der Suche nach einer neuen Wohnung in Bochum, in der genug Platz für sie und ihre fünf Kinder ist. Ohne Erfolg. Derzeit wohnt die Familie auf 130 Quadratmetern. Der Platz reicht gerade so aus, doch die baulichen Mängel lassen die Kruses verzweifeln. An vielen Ecken schimmelt es, immer wieder ist die Heizung kaputt – mal in der ganzen Wohnung, derzeit im Badezimmer. „Wir sind einfach nur noch völlig ratlos und wissen nicht mehr, was wir tun sollen“, sagt Jasmin Kruse.
Sämtliche Wohnungsanfrage liefen bisher ins Leere: Sobald Vermieter hören, dass die Familie fünf Kinder hat, gebe es starke Ablehnung, berichtet Kruse. Die fünffache Mutter arbeitet als Seniorenbetreuerin, verdient 450 Euro im Monat. Ihr Mann war bis vor Kurzem in Elternzeit, macht gerade einen Staplerführerschein und sucht parallel einen Job. Finanzielle Unterstützung bekommen die Kruses vom Jobcenter.
„Wir dürfen mit sieben Personen 1117,60 Euro Miete inklusive kalter Nebenkosten haben“, schildert Kruse. Die angemessene Größe für eine siebenköpfige Familie beträgt in Bochum laut Jobcenter 140 Quadratmeter. Kruse: „Wenn man sich allerdings mal den Wohnungsmarkt ansieht, ist dies nicht machbar. Wählt man allerdings Vier- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen sagen die Vermieter sofort ‚Nee, leider zu viele Personen.‘“ Auch im Bestand der Stadt Bochum gebe es keinen verfügbaren Wohnraum.
Familie Kruse findet eine Wohnung in Bochum – doch die ist zu teuer
Als die Kruses vor Kurzem eine Wohnung in Wattenscheid entdecken, ist die Freunde zuerst groß. Der Vermieter lehnt nicht ab, weil die Familie fünf Kinder hat. Zudem ist die Wohnung in der Nähe der Schwiegereltern: „Sodass sie dann nachmittags die Kinder beaufsichtigen und mein Mann und ich Vollzeit und Teilzeit arbeiten könnten“, sagt Jasmin Kruse, die die Chance sieht, endlich vom Jobcenter wegzukommen.
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Das Problem: Das Jobcenter kann die Wohnung nicht genehmigen – sie ist zu teuer. „Laut den uns vorliegenden Unterlagen sollte die Bruttokaltmiete der Wohnung 1700 Euro betragen. Der monatliche Differenzbetrag zwischen den angemessenen und den tatsächlichen Kosten würde dementsprechend 582,40 Euro betragen“, erklärt Sprecher Johannes Rohleder. Selbst wenn die Familie Kruse 250 Euro zuzahlen würde, könne das Jobcenter nicht zusichern, dass diese Kosten berücksichtigt werden.
Mietrichtwert: Jobcenter hat Ermessensspielraum – bei guter Begründung
Der Mietrichtwert von 1117,60 Euro dient der Orientierung. „Ab einer Haushaltsgröße von sechs Personen legt die Stadt Bochum keine genau bezifferte Höchstgrenze mehr fest, (...) wir haben also hier einen gewissen Ermessensspielraum“, erklärt Jobcenter-Sprecher Rohleder. Damit die Anmietung einer teureren Wohnung möglich ist, müssten jedoch besondere Umstände vorliegen.
Jasmin Kruse ist enttäuscht, dass der Traum von einer Wohnung ohne Baumängel wohl erst mal geplatzt ist. Sie hat sich die Hilfe eines Anwalts geholt und das Jugendamt eingeschaltet und kämpft weiter dafür, dass ihre Kinder ein schönes Zuhause bekommen. Ihr zehnjähriger Sohn ist Autist und hat ADHS, die Tochter (7) ist körperlich und geistig behindert. Beide haben einen Pflegegrad, eine gesetzlich vorgeschriebene Begutachtung hat ergeben, dass die Pflege in der jetzigen Wohnung nicht gesichert ist.
Tochter hat Asthma und muss in Schimmelwohnung leben
Jobcenter-Fehler- Bochumer Familie wartet Monate auf GeldHinzu kommt die Asthma-Erkrankung einer Tochter: „Das geht nicht, wir können hier nicht weiter leben“, sagt Kruse. Doch für die Familie ist es so wichtig, in Bochum zu bleiben. Weil die siebenjährige Tochter auf eine Förderschule geht. „Sie hat sehr große Probleme damit, sich irgendwo einzufinden. Deshalb haben wir extra eine Schule gewählt, auf der sie von der ersten bis zur zehnten Klasse bleiben kann.“
„Mit diesem Geld ist es in Bochum unmöglich, eine Wohnung zu finden“
Jasmin Kruse will das Pflegegutachten nun dem Jobcenter vorlegen – sodass eine teurere Wohnung vielleicht doch noch begutachtet wird. „Mit diesem Mietrichtwert ist es in Bochum einfach nicht möglich, eine Wohnung zu finden“, sagt sie.
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