Essen. Asthma tritt in NRW häufiger auf als im Bundesdurchschnitt. Menschen in einigen Ruhrgebietsstädten sind besonders oft erkrankt.
Menschen in Nordrhein-Westfalen leiden überdurchschnittlich häufig an Asthma. Das geht aus einem AOK-Gesundheitsatlas hervor, den die AOK Nordwest am Dienstag vorstellte. Danach sind in NRW knapp 840.000 Menschen und damit rund 4,7 Prozent der Bevölkerung an Asthma erkrankt, einer der häufigsten chronischen Erkrankungen der Atemwege. Bundesweit liegt der Anteil der Betroffenen bei 4,2 Prozent.
Menschen in einigen Städten des Ruhrgebiets erhalten nochmals häufiger die Diagnose Asthma. In Gelsenkirchen, Bottrop, Herne und Bochum, aber auch im Ennepe-Ruhr-Kreis liegt der Anteil von diagnostizierten Asthma-Patienten mit jeweils mehr als fünf Prozent noch einmal über dem Landesschnitt, wie die AOK-Nordwest für den Bezirk Westfalen-Lippe darstellt.
Die eine abschließende Erklärung für diese Entwicklung gebe es nicht, sagte Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordwest, bei der Berichtsvorstellung am Dienstag: „Aber man kann sagen, dass in einigen Städten des Ruhrgebiets fast alle Faktoren zusammenkommen, die eine negative Korrelation zu Asthma haben“, so Ackermann - die sich also negativ auswirken.
Größtes Risiko: Fettleibigkeit
Dazu gehöre etwa Übergewicht, das als einer der ausgeprägtesten Risikofaktoren für Asthma in Städten wie Bottrop, Gelsenkirchen oder Herne besonders häufig auftrete. Weitere Risikofaktoren für Asthma seien Veranlagung, Allergien und Rauchen.
Oft werden zudem Luftverschmutzung und soziale Umstände im Zusammenhang mit häufigen Asthmaerkrankungen genannt - abschließende Studien zu den jeweiligen Auswirkungen lägen allerdings nicht vor, betonte AOK-Nordwest-Chef Ackermann. Angaben aus dem Bezirk Nordrhein machen es noch unübersichtlicher: In Mülheim oder Duisburg gibt es mit rund 4,2 Prozent sehr viel weniger diagnostizierte Asthmatiker als etwa im Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Ursachen für die Entstehung von Asthma seien insgesamt komplex und nicht vollständig geklärt, heißt es von der Krankenkasse.
Jungen und ältere Frauen erhalten Asthma besonders oft als Diagnose
Mit dem neuen AOK-Gesundheitsatlas haben das Wissenschaftliche Institut der AOK und die Universität Trier erstmals aufgeschlüsselt, wie häufig Asthma in den Kreisen und Städten vorkommt. Damit machen sie auf Basis von AOK-Versichertendaten von 2018 repräsentative Angaben für ganz Deutschland.
Deutliche Unterschiede haben die Wissenschaftler bei Alter und Geschlecht festgestellt: Im Bezirk Westfalen-Lippe etwa erkranken Jungen bis 14 Jahren deutlich häufiger an Asthma (5,6 Prozent) als Mädchen (2,0 Prozent). Das Verhältnis dreht sich laut Datenlage ab einem Alter von 25 Jahren. Knapp acht Prozent der Frauen im Alter von 70 bis 79 Jahren sind an Asthma erkrankt – keine andere Altersgruppe ist so stark gefährdet.
AOK: Gut eingestellte Asthmatiker nicht anfälliger für schweren Covid-Verlauf
In der Corona-Pandemie gehören chronisch Lungenerkrankte laut Robert-Koch-Institut zur Risikogruppe. AOK-Nordwest-Chef Ackermann unterstrich am Dienstag, dass sie sich aber nicht unbedingt schneller mit dem Virus SARS-CoV-2 ansteckten. „Bei allem, was wir im Moment wissen, ist bei Asthma-Patienten kein erhöhtes Infektionsrisiko gegeben“, so Ackermann.
Auch hätten Asthmatiker, die medikamentös gut eingestellt seien, nicht unbedingt ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf. Diesen Schluss lägen erste Studienergebnisse nahe. Für Asthmatiker gibt es keine generelle Befreiung von der Maskenpflicht.
Sterblichkeit in den vergangenen 20 Jahren deutlich reduziert
Deutschlandweit gilt für rund 3,5 Millionen Menschen die Diagnose Asthma. Unter den kreisfreien Großstädten kommt die Erkrankung in Remscheid mit 6,1 Prozent am häufigsten und in Heidelberg mit 2,9 Prozent am seltensten vor.
Asthmatiker leiden unter Anfällen von Atemnot, die sich mit völliger Beschwerdefreiheit abwechseln. Es kommt zu Husten, ihnen fällt es schwerer auszuatmen und sie leiden unter einem Engegefühl in der Brust. Die gesetzlichen Krankenkassen bieten spezielle Präventionsprogramme und Versorgungsangebote für Betroffene an. Der Einsatz von Medikamenten wie Asthmasprays habe die Sterberate und die Anzahl von Krankenhausaufenthalten unter den Betroffenen in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich reduziert.