Bochum. Axel Schäfer wirbt für sich und eine erneute Bundestagskandidatur. Auch Parteichef Karsten Rudolph werden Ambitionen auf den Posten nachgesagt.

Nach der Wahl ist vor der Wahl: Versprühte der Wettbewerb um den Oberbürgermeisterjob in Bochum gerade mal soviel Spannung wie eine altersschwache Discounter-Batterie, dürfte es im Vorfeld der Bundestagswahl im nächsten Jahr deutlich mehr funken: Dafür sorgen jedenfalls die Sozialdemokraten. Axel Schäfer will es noch mal wissen. In einem Schreiben, das eigentlich nur eine parteiinterne Bewerbung sein sollte, bewirbt sich der 68-Jährige noch einmal darum, SPD-Kandidat für Bochum sein zu dürfen. Ganz so leicht dürfte es diesmal für ihn nicht werden: Bochums SPD-Chef Karsten Rudolph (MdL) werden ebenfalls Berliner Ambitionen nachgesagt. Sogar mehr als das. Der gewiefte gebürtige Wittener soll sich mit einer Art Rochade die Unterstützung vieler Genossen vor Ort gesichert haben.

Schäfer berichtet über vielfältiges Engagement

Doch der Reihe nach. Mit einem Brief mit Bundesadler im Kopf vom 23. September wirft Axel Schäfer den Hut in den Ring. Der gebürtige Frankfurter sitzt seit 18 Jahren im Bundestag, vertritt dort den Wahlkreis Bochum I. Angefangen hatte er mit 57 Prozent der Erststimmen. Dass die Zahlen deutlich abgeschmolzen sind, 2017 waren es noch 37,2 Prozent, ist nicht ihm anzukreiden. In seinem „Bewerbungsschreiben“ an die Parteigliederungen begründet Schäfer sein Ansinnen: „Um wieder Mehrheiten zu erringen, müssen Personen über die SPD hinaus anerkannt sein. Mein vielfältiges Engagement seit Jahren bei Beschäftigten und in der Wirtschaft, im Bildungsbereich und in der Kultur, ebenso wie beim Sport und internationalen Beziehungen steht dafür - besonders in Vereinen, Organisatoren und Initiativen.“

Michelle Müntefering ist oft in ihrem Wahlkreis präsent. Hier bei einem Besuch auf dem Herner Blumenthal-Gelände im August.
Michelle Müntefering ist oft in ihrem Wahlkreis präsent. Hier bei einem Besuch auf dem Herner Blumenthal-Gelände im August. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Im Gespräch mit der WAZ fügt er auf die Frage, was ihn denn antreibe, noch hinzu: „Ich möchte noch einmal einen sozialdemokratischen Kanzler erleben, dafür möchte ich kämpfen.“ Den Ausschlag dafür gegeben, dass er sich ausgerechnet jetzt outet, habe die Aussage von Michelle Müntefering, SPD-Abgeordnete aus dem Nachbarwahlkreis Bochum Nord/Herne und Staatsministerin im Auswärtigen Amt. Müntefering hatte am Montagabend in einer Mail an die Ortsvereine im Bochumer Norden und Osten ihr Interesse erklärt, 2021 erneut für den Bundestag kandidieren zu wollen: Zitat aus dem Schreiben: „Ich möchte gerne weiter mit euch zusammen arbeiten, für die Menschen in unserem Wahlkreis.“ Dem SPD-Unterbezirk Herne hatte sie dies bereits am Montag nach der Wahl signalisiert.

Rudolph: Eine Kartoffel nach der anderen

Karsten Rudolph, mit 58 genau zehn Jahre jünger als Schäfer, ist erfahren im Umgang mit Kandidaturen. Er folgte 2002 als Nachrücker Wolfgang Clement in den Landtag. Dann zog er über die Landesliste für den Wahlkreis Hochsauerlandkreis/Soest erneut in Düsseldorf ein. Schließlich scheiterte er 2009 bei seinem Versuch, für den Hochsauerlandkreis in den Bundestag vorzurücken. Bei der Landtagswahl 2017 holte er das Direktmandat im Wahlkreis Bochum II. Zu seinen angeblichen Ambitionen, für Bochum in den Bundestag einziehen zu wollen, entgegnet er knapp. „Wir machen das auf die westfälische Art: Immer eine Kartoffel nach der anderen schälen.“

Ein geschickter Schachzug

Nein, über eine eigene Kandidatur mache er sich derzeit keine Gedanken. Und als SPD-Vorsitzender des Unterbezirks Bochum muss er natürlich auf das parteiinterne Prozedere hinweisen. Der Unterbezirksvorstand tritt am 1. November zusammen. Dann werde über das nächste Jahr und die Bundestagswahl gesprochen. Was denn dran sei an Hinweisen, dass der so erfolgreiche wie populäre Ortsbürgermeister Marc Gräf aus dem Südwesten schon als sein Nachfolger im Landtag gehandelt werde, wollte Rudolph daher jetzt so gar nicht kommentieren. Immerhin, so ein mit Partei-Interna Vertrauter, wäre dies ein geschickter Schachzug, um gegen den gut vernetzten Axel Schäfer zu punkten.


Marc Gräf, der einst selbst mal als Alternative zu Thomas Eiskirch als Oberbürgermeisterkandidat seiner Partei im Gespräch war, bemerkt zu den aktuellen Spekulationen nur: „Ja, Spekulatius sind gut, es ist ja auch schon bald Weihnachten.“

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