Bochum. Bei einer Schwerpunktaktion für mehr Rücksicht auf der Straße hat die Polizei Bochum 175 Verwarngelder verhängt. Gegen Kraft- und Radfahrer.
Zahlreiche Radfahrer und Kraftfahrer sind am Mittwoch von der Polizei zur Kasse gebeten worden. In einer Schwerpunktaktion für mehr Rücksicht zwischen Radfahrern, Autofahrern, E-Scooter-Fahrern und Fußgängern verhängten Streifenbeamte 175 Verwarngelder.
Das richtete sich sowohl gegen zu schnelle Kraftfahrer als auch gegen Radfahrer, die – zum Beispiel – entgegen der Fahrtrichtung auf dem Gehweg unterwegs waren oder das Handy am Lenker benutzt hatten. Dieser Verstoß kostet mindestens 55 Euro Bußgeld, jener mindestens 15 Euro. Bei Kraftfahrern sind es neben zu hohem Tempo zum Beispiel immer wieder das Parken auf Radwegen und mangelnde Übersicht beim Abbiegen, was zu gefährlichen Situationen führt. Einige Radfahrer indes nehmen immer wieder – wie auch Autofahrer – das Rotlicht an Ampelanlagen nicht ernst.
Kontrolliert wurde an der Schützen-, Wittener-, Dorstener- und Herner Straße in Bochum
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Die Polizei kontrollierte im Streifendienst auf der Herner Straße, der Wittener Straße am Altenbochumer Bogen, der Dorstener Straße und der Schützenstraße. Geahndet wurden Verstöße von und gegen Radfahrer.
Aber nicht nur um Sanktionierung ging es der Polizei am Mittwoch, sondern auch um Aufklärung über Gefahren und das direkte Gespräch mit den Bürgern. Vor dem Musikforum an der Viktoriastraße hatte die Polizei einen Infostand aufgestellt. Dort machten Polizeihauptkommissarin Eva Waga-Paluch, stellvertretende Leiterin der Verkehrsunfallprävention, und zwei Kolleginnen und ein Kollege den Passanten und Radfahrern klar, dass es zwar immer mehr Verkehrsteilnehmer gibt, aber der Verkehrsraum nicht mitwächst. Folglich ist immer mehr Rücksicht untereinander erforderlich, sonst funktionieren die besten Regeln und baulichen Einrichtungen nicht.
Polizei: Manchmal hilft nur ein Verwarngeld, um nachzudenken
„Die einen verstehen es eher, die anderen brauchen einen kleinen Denkanstoß in Form eines Verwarngeldes“, sagte eine Beamtin einer älteren Passantin, die von einem rücksichtlosen Überholmanöver eines Radfahrers im Schlosspark Weitmar berichtete. Ältere Menschen mit ihrem Rollator würden den Park deshalb meiden, beklagte sie. Auch weitere Fußgänger und Radfahrer hielten kurz an, um der Polizei ihr Erlebnis im Straßenverkehr zu erzählen und Fragen zu stellen.
Eva Waga-Paluch appelliert, sich auch mal zurückzunehmen: „Man muss aus dem Selbstverständnis des eigenen Ichs heraustreten und überlegen, wie es dem anderen Verkehrsteilnehmer geht.“ Je nach Situation solle man auch mal verzichten – „ohne aufrechnen zu wollen, ist es dein oder mein Recht“. Und weiter: „Letztendlich ist es der alte Spruch meiner Oma: Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu.“
Fehlverhalten ist gleichmäßig auf alle Verkehrsteilnehmer verteilt
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Der Standort vor dem Musikforum bot ein gutes Beispiel dafür, wie man freiwillig zu Gunsten des anderen auf die Bremse treten kann. Das Radfahren wird auf dem breiten Gehweg zwar geduldet. Wenige Meter weiter südlich vor dem Ärztehaus verengt sich aber der Bürgersteig so stark, dass es gefährlich wird, zumal dort viele Ältere hergehen, die sich erschrecken, wenn ein Radler überholt. Besser, man steigt als Radfahrer aber oder fährt auf der Straße, obwohl man dazu nicht verpflichtet wäre. „Wenn ältere Menschen sich nicht mehr sicher bewegen, sollte man einfach mal Rücksicht walten lassen“, sagt Eva Waga-Paluch.
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Fehlverhalten sei auf alle Arten Verkehrsteilnehmer gleichmäßig verteilt. Allerdings seien die Auswirkungen jeweils anders. „Je schwächer der Verkehrsteilnehmer, desto gefährlicher ist sein Fehlverhalten für ihn.“ Im Auto sei man geschützter als auf dem Fahrradsattel oder zu Fuß.
E-Scooter-Fahrer auf Gehwegen verärgern immer wieder Fußgänger
Auch ein E-Scooter-Fahrer düste am Mittwoch auf dem Bürgersteig vor dem Musikforum auf den Polizei-Infostand zu. Das ist verboten und immer wieder ein Ärgernis für Fußgänger. Ab 15 Euro Bußgeld geht es los. Behindert er jemanden dabei, sind 20 Euro fällig, gefährdet er sogar jemanden – 25 Euro. Der E-Scooter-Fahrer erkannte rechtzeitig die Beamten und stieg blitzschnell ab. Glück gehabt.