Bochum. Frank Nows (56) ist neuer Chef der Verkehrspolizei Bochum. Verstärkt will er gegen Raser vorgehen. An Radler und Autofahrer hat er einen Appell.

40 Jahre im Polizeidienst, vielseitig, große Erfahrung auf Chefposten – und körperlich topfit: Das ist Frank Nows (56), der neue oberster Verkehrspolizist im Polizeipräsidium Bochum und damit auch für Herne und Witten zuständig. Der Polizeidirektor und Leiter der Direktion Verkehr will sich verstärkt um Raser kümmern.

WAZ: Glückwunsch zu Ihrem neuen Amt. Welche Fortbewegungsmittel nutzen Sie im Alltag?

Frank Nows: Vielen Dank! Im Alltag nutze ich häufig öffentliche Verkehrsmittel und bei schönem Wetter gerne mal meine Vespa oder das Pedelec. Manchmal verzichte ich auch ganz auf ein Fortbewegungsmittel und gehe einfach zu Fuß. Wandern gehört zu meiner Leidenschaft. Ende August breche ich zu meiner vierten Alpenüberquerung auf.

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Welche Verkehrsmittel nutzen Sie am häufigsten?

Am häufigsten fahre ich mit dem Rad, weil ich direkt am Ruhrtalradweg wohne und am Wochenende gern mit meiner Frau dort unterwegs bin. Gerade war ich auf einer mehrtägigen Radreise auf dem Mainradweg. Mein liebstes Fortbewegungsmittel ist seit 25 Jahren das Wohnmobil. Aber auch hier habe ich die Pedelecs immer dabei. Mit dem Wohnmobil kann man sich an wunderschönen Orten bewegen und hat sein Zuhause immer dabei.

Sind Sie auch schon mal auf einem E-Scooter durch die Stadt gefahren?

Ich besitze sogar einen. Diesen nutze ich gern für kurze Wege in meiner Heimatstadt Witten-Herbede und ich nehme ihn auch mal gerne mit, wenn ich mit dem Wohnmobil auf Reisen bin.

Polizeidirektor Frank Nows wird sich auch viel um Personalfragen kümmern, weil viele Kollegen bald in den Ruhestand gehen.
Polizeidirektor Frank Nows wird sich auch viel um Personalfragen kümmern, weil viele Kollegen bald in den Ruhestand gehen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Wie beurteilt die Polizei die E-Scooter?

Sie spielen polizeilich bei Unfällen keine Rolle. Wir haben anfänglich wahrgenommen, dass sie von Leuten genutzt werden, die in der Partyszene aktiv sind. Wir konnten nicht feststellen, dass sie zu ihrem anfänglichen Zweck - von zu Hause zur nächsten Haltestelle und von der Haltestelle zum Arbeitsplatz – genutzt wurden.

Zweiräder boomen ja zurzeit. Warum sieht man auf den Straßen so wenig Fahrrad-Polizisten?

Natürlich fällt ein Streifenwagen mehr auf als ein Fahrrad fahrenden Polizist. Wir haben über die letzten Jahre mehr als zwei Dutzend Fahrräder angeschafft. Fahrrad-Polizisten können keinen Streifenwagen ersetzen. Meine Motivation ist aber, auf diesem Gebiet genauer hinzuschauen, um eine Fahrradstaffel wie in Köln zu etablieren. Bochum ist bisher keine Fahrradstadt, aber wer weiß, wie sich der Boom entwickelt.

Viele Autofahrer und Radfahrer scheinen eine herzliche Abneigung zu verbinden. Motto: Schuld ist immer nur der andere. Was würden Sie ihnen zurufen?

Der Verkehrsraum ist nicht gewachsen, dafür aber die Art und die Anzahl der Fortbewegungsmittel. Etwas mehr Gelassenheit und gegenseitige Rücksichtnahme können hier zu einem gemeinsamen Verständnis führen. Man kann vieles regeln, aber sofern kein Grundverständnis für das Platzproblem vorhanden ist, wird sich nichts ändern. Man sollte sich auch hin und wieder emotional zurücknehmen. Jeder Verkehrsteilnehmer kann seinen Beitrag zu verkehrsgerechtem Verhalten leisten.

Welche Maßnahmen haben Sie sich als erstes vorgenommen?

Ich denke, dass ein Verkehrsverhalten, welches hohe Opferzahlen hervorbringt, weiterhin im Focus unserer Betrachtungen stehen muss. Hier ist überhöhte Geschwindigkeit eine wesentliche Ursache. Insbesondere auf die Gruppe der „Raser“ werden wir verstärkt unsere Aufmerksamkeit richten. Dazu zählen besonders junge Kraftfahrzeugführer, die den öffentlichen Verkehrsraum als „Rennstrecke“ betrachten. Mir liegen insbesondere die schwachen Verkehrsteilnehmer, z.B. Kinder, ältere Menschen und auch Radfahrer, am Herzen. Sie sind im Straßenverkehr häufig ungeschützt und die Folgen für die körperliche Unversehrtheit sind meist erheblicher als bei Autofahrern.

Karriereleiter führte immer weiter nach oben

Frank Nows löste jetzt Uwe Bogumil (62) ab, der in den Ruhestand ging.

Nows hatte vor seiner jetzigen Aufgabe im Präsidium den „Leitungsstab“ geleitet: ein Gremium, das den Polizeipräsidenten berät und für Behördencontrolling zuständig ist. Auch einen Koordinierungsstab zur Corona-Pandemie hat er geleitet.

Vorher war er Chef der Polizeiinspektionen Witten und Herne.

Mit welchen Tätigkeiten ist Ihr neuer Alltag am meisten gefüllt?

Ich bin jetzt knapp vier Wochen im Amt und habe mir für die ersten 100 Tage vorgenommen, meine Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Ich werde mich intensiv mit Problemstellungen im Bereich der Personalverwendung beschäftigen. In der Direktion Verkehr haben wir einen hohen Altersdurchschnitt, die sogenannte „Baby-Boomer-Generation“ (1955 bis 1969). Einige sind bereits im Ruhestand und viele werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Deshalb kümmere ich mich jetzt schon um Fragen der zukünftigen Personalausstattung..

Würden Sie heute die theoretische Fahrprüfung bestehen?

Meine Führerscheinprüfung liegt 40 Jahre zurück. Ich würde nicht unbedingt wetten.

Wurden Sie schon mal wegen eines Verkehrsverstoßes von Ihren Kollegen erwischt?

Da ich um die Gefahren des Straßenverkehres weiß, verhalte ich mich eher defensiv und sehr regeltreu. Mein letzte Verkehrsverstoß liegt 38 Jahre zurück. Ich habe noch nie einen Unfall verursacht.