Bochum. An der Don-Bosco-Schule in Bochum gibt es das Verkehrsproblem der vielen Elterntaxis. Aber nicht nur dort. Für Kinder ist das gefährlich.

Morgens um kurz 8 Uhr herrschen auf der engen Knepperstraße in Bochum absoluter Hochbetrieb und ein Verkehrschaos. Der Unterricht in der Don-Bosco-Grundschule beginnt, ebenso wie in der unmittelbar benachbarten Friederika-Grundschule. Es ist Elterntaxi-Zeit. Und damit Gefahrenzeit für die Kinder.

Das Problem der Elterntaxis, sagt Polizeihauptkommissarin Eva Waga-Paluch, stellvertretende Leiterin der Verkehrsunfallprävention, „hat mit Sicherheit zugenommen. Wir sind definitiv der Meinung, dass das ein Problem flächendeckend im Bereich des Präsidiums Bochum ist“.

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Im Fünf-Sekunden-Takt biegen von der Farnstraße die Autos in die Knepperstraße ein. Dort steht zwar ein Sackgassenschild mit dem Zusatz „Keine Wendemöglichkeit“. Sehr viele Eltern fahren aber trotzdem rein. Am Fahrbahnrand stehen überall Schilder, die auf ein eingeschränktes Halteverbot hinweisen, aber das wird von fast allen ignoriert, weil sie ihre Kinder rauslassen, sie bis zum Schultor begleiten und damit länger als drei Minuten das Auto parken; was verboten ist.

Es herrschen eingeschränktes und absolutes Halteverbot vor der Schule in Bochum

Es gibt auch eine Zone vor der Schule, in der absolutes Halteverbot gilt. Die Zone ist vollgeparkt. Zu allem Überfluss kommt Punkt acht Uhr, in der Hochphase des Anreisebetriebes, noch ein 7,5-Tonner mit Lebensmitteln angefahren und rangiert großflächig am Schultor, um rückwärts auf den Schulhof zu fahren.

„Das ist keine schöne Atmosphäre hier morgens“, sagte Schulleiterin Elisabeth Hennecke am Donnerstag zur WAZ.

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Das Problem: Parkende Elterntaxis blockieren nicht nur den Platz für den sicheren Fußweg der Kinder auf dem Gehweg und über die Fahrbahn, sondern sie nehmen den Kindern auch die so wichtige freie Sicht. Und wenn Autos – wie vor der Don-Bosco-Schule – beim Wenden quer auf der Fahrbahn vor und rückwärts rangieren, kann in der Hektik leicht ein Kind übersehen werden. Eine Mutter parkte ihren Bulli am Donnerstag sogar gegen die Fahrtrichtung und ließ die Kinder auf der Fahrbahnseite aussteigen. Das ist ganz besonders gefährlich.

Schule: Kinder sollten nicht mit dem Auto bis vors Schultor gebracht werden

„Wir wünschen uns, dass es mehr Eltern beherzigen, ihre Kinder nicht mit dem Auto bis zum Schultor zu bringen“, sagt Elisabeth Hennecke. Einige Eltern seien aber trotz vorheriger Bitten rücksichtslos und ungeduldig. Die aktuelle Sperrung der Friedrikastraße wegen Straßenbauarbeiten verschärft das Problem noch, weil die Zufahrt in die Knepperstraße dicht ist.

Die Sicht für die Kinder wird vor der Don-Bosco-Schule in Bochum durch parkende Autos behindert.
Die Sicht für die Kinder wird vor der Don-Bosco-Schule in Bochum durch parkende Autos behindert. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Von der WAZ auf das Fehlverhalten angesprochen, sagen einige Eltern, dass sie Angst hätten, ihre Kinder allein zu Fuß zur Schule gehen zu lassen wegen des vielen Verkehrs. So zum Beispiel ein Autofahrer, der am Innenstadtring wohnt. „Zu gefährlich“, sagt er, während er im Halteverbot steht. Gefährlich sei es für die kleinen Kinder auch mit Bus und Bahn.

Ein anderer Vater aber, der mehrere Kilometer entfernt in der nördlichen Innenstadt wohnt, bringt seinen Sohn mit der U35 und geht dann mit ihm von der Station Waldring fünf Minuten zu Fuß. Er habe zwar ein Auto, doch das könne er an der Schule nicht parken.

Früher war es „normal“, zu Fuß zur Schule zu gehen

Dass der Fußweg zu gefährlich sei, so Eva Waga-Paluch, sei „ein klassisches Argument“ von Elterntaxi-Fahrern. Die Sorge könne man Eltern nicht nehmen, sie sei auch nachvollziehbar. Trotzdem sagt die Kommissarin: „Bewegung tut den Kindern gut. Und persönliches Erleben des Verkehrsraumes führt dazu, dass die Kinder den Verkehrsraum auch besser beherrschen.“

Früher sei es „normal“ gewesen, zu Fuß zur Schule zu gehen. Heute würden aber öfter beide Elternteile arbeiten, so dass die Zeit morgens knapp sei. Trotzdem solle man das Auto dann wenigstens ein Stück von der Schule entfernt abstellen, so dass das Kind zu Fuß gehen könne. Dafür soll man eben mal zehn Minuten früher losfahren. Das sei entspannter und „für alle Seiten positiv“. Eva Waga-Paluch: „Wir setzen auf Vernunft.“