Die Fan-Kneipe Ritterburg am Ruhrstadion bangt um ihre Existenz. Den Biergarten darf sie nur bei Stadionbetrieb öffnen - bisher ohne Ausnahme.

Der Chef der VfL-Fan-Kneipe Ritterburg direkt neben dem Ruhrstadion bangt um seine Existenz. In der Kneipe herrscht ohne den Fußball und seine Fans in den vergangenen Monaten nur selten ausgelassene Stimmung. Und der 1600-Quadratmeter-Biergarten darf nur bei Stadionbetrieb öffnen. Weil dort wegen des Coronavirus seit Monaten Leere herrscht, verkauft auch Gastronom Martin Hartmann kein Bier. Der 52-Jährige hatte im Zuge der Corona-Krise auf unbürokratische Hilfe gehofft – bisher vergeblich.

Die Gaststätte Ritterburg an der Castroper Straße.
Die Gaststätte Ritterburg an der Castroper Straße. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

„Warum kann ich den Biergarten nicht auch ohne Fußballspiele an den erlaubten 25 Terminen im Jahr öffnen? Das ist für mich und viele Gäste unerklärlich.“ Vom Ordnungsamt habe er gehört, dass er wenig Chancen auf eine Öffnung habe. „Ich vermisse eine unbürokratische Hilfe für die Gastronomie, wie sie doch so häufig angekündigt war.“ Die Stadt verweist auf Nachfrage darauf, dass eine Ausnahmeregel für den Biergarten-Betrieb geprüft werden könne – nach einem Antrag beim Bauordnungsamt.

Bei Gastronom Martin Hartmann stößt das auf Unverständnis. „Da muss dann wieder ein Architekt neue Pläne zeichnen, Anträge müssen ausgefüllt werden. Bis ich damit fertig bin, ist Corona vorbei.“ Dabei sei der Biergarten – gerade in den warmen Sommermonaten – für ihn eine Möglichkeit gewesen, trotz der Corona-Einbußen zu überleben.

Bei VfL-Spielen seien knapp 2000 Fans in seinem Laden. Derzeit erlaube die Corona-Schutzverordnung gerade einmal 80 Menschen. „Wir haben Einbußen von etwa 90 Prozent.“ Wie lange sein Laden, den der gelernte Fliesenleger seit zwölf Jahren betreibt, das noch aushält, sei völlig unklar. „Ich weiß nicht, wie lang der Vermieter noch auf sein Geld verzichten kann. Wir wissen schließlich auch alle nicht, wie es mit dem Virus überhaupt weitergeht. Dauert es noch ein paar Monate oder etwa Jahre?“

Martin Hartmann betont: „Ich möchte mich nicht beschweren, es geht allen Gastronomen schlecht.“ Seine Kneipe sei aber gleich mehrfach betroffen. Durch die Zwangspause beim Fußball gebe es ohnehin an den Wochenenden weniger Kundschaft. Und auch der Event-Bereich – Weihnachtsfeiern oder Hochzeiten – sei eingebrochen. „Normalerweise fangen im September die Buchungen für Weihnachtsfeste an. Ich gehe davon aus, dass ich in diesem Jahr kein einziges ausrichten werde.“

Schon 4500 Euro gesammelt

Martin Hartmann hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um sich und die Kneipe über Wasser zu halten. „Mir fällt es schwer, um Hilfe zu bitten. Ich bin seit meinem 24. Lebensjahr selbstständig. Ich habe bisher immer alles ohne Hilfe geschafft.“ Im August ist die Spenden-Aktion gestartet. 4500 Euro – vor allem von Stammgästen und Fanclubs – sind bisher zusammengekommen. Auch für viele Stammgäste sei das eine betrübende Situation. „Die wollen gerne helfen.“ Ob das reicht? „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.“