Bochum-Werne. Alle Restaurants in Bochum sind zu. Das Coronavirus und seine Folgen. Wie hart es die Gastronomie trifft, erzählt ein Gastwirt aus Bochum-Werne.

Schlecht geschlafen habe er, sagt Torsten Dahlhaus. Zu viele Gedanken schwirren ihm durch den Kopf. Seit Dienstagabend ist klar: Er darf sein Restaurant, das Stammhaus Abel an der Kreyenfeldstraße in Bochum-Werne, nicht mehr öffnen. Eine Vorgabe der Stadt Bochum. „Für mich und viele Kollegen in der Gastronomie ist das existenzbedrohend“, sagt Dahlhaus, den wir hier stellvertretend für die Bochumer Gastro-Szene die Situation schildern lassen.

Bochumer Gastwirt schildert, wie hart ihn die Corona-Krise trifft

Die letzten Tage waren für Torsten Dahlhaus ein Wechselbad der Gefühle. Immer wieder neue Informationen, neue Sachstände und Vorgaben. „Innerhalb von 24 Stunden gab es vier verschiedene Infos, wie es für uns in der Gastronomie weitergeht.“ Am Ende steht am Dienstagabend die klare Ansage der Stadt: Sofort schließen!

Mit einem Schreiben informiert Torsten Dahlhaus seine Gäste über die Entwicklungen der letzten Tage, an deren Ende die Entscheidung steht, dass sein Restaurant in Bochum-Werne vorerst geschlossen bleibt.
Mit einem Schreiben informiert Torsten Dahlhaus seine Gäste über die Entwicklungen der letzten Tage, an deren Ende die Entscheidung steht, dass sein Restaurant in Bochum-Werne vorerst geschlossen bleibt. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

So sehr ihn diese Entscheidung auch trifft, Torsten Dahlhaus zeigt Verständnis und lobt das Krisen-Management der Stadt. „Das ist wirklich vorbildlich und greift schneller als anderswo.“ Ein Seitenhieb gegen die Landesregierung, wo zur selben Zeit noch immer die Ansage gilt, dass Restaurants immerhin bis 15 Uhr geöffnet haben dürfen. „Eine einheitliche Linie wäre da schon besser“, findet Dahlhaus, der sich an das zu halten hat, was sein Konzessionsgeber, die Stadt, vorgibt.

Die komplette Schließung aller Restaurants und Gaststätten sei wahrscheinlich die richtige Lösung für den Erhalt der ausreichenden Kapazitäten zur Versorgung der am Coronavirus erkrankten Menschen, sagt Torsten Dahlhaus. „Sie wird aber tiefe Löcher in die Kassen vieler Gastronomiebetriebe reißen.“

Rund 10.000 Euro gehen ihm durch die Zwangsschließung verloren, rechnet Torsten Dahlhaus vor – ausgehend von einem Monat, in dem er nicht öffnen kann. „Niemand weiß aber, wie lange der Zustand der Corona-Krise tatsächlich anhalten wird und wie schnell danach wieder Normalität einkehrt.“ Für Dahlhaus und seine Frau, die den Familienbetrieb gemeinsam führen, ist schon jetzt klar: Sommer- und Winterurlaub fallen flach. „Wir werden nach der Corona-Krise durchgehend geöffnet haben, um die Verluste einigermaßen wieder auffangen zu können.“

Auch interessant

Ganz bitter: Das Oster-Geschäft geht Dahlhaus durch die Lappen. „Die umsatzstärkste Zeit nach Weihnachten. Sie bringt zusätzliche Einnahmen, die ich als Polster für umsatzschwächere Zeiten benötige“ Auch muss Torsten Dahlhaus zahlreiche für das Stammhaus gebuchte Veranstaltungen absagen. „Am Donnerstag hätte ich eine Trauerfeier, am Freitag ein Gin-Tasting anlässlich eines Junggesellenabschiedes. In den nächsten Wochen wurde noch für zwei Geburtstage und eine Hochzeit reserviert. Dann kommen die Konfirmationen und Kommunionen. Muss ich alles abblasen.“

In vierter Generation

Torsten Dahlhaus und seine Frau führen das Stammhaus Abel in vierter Generation. Vor 93 Jahren hat es sein Urgroßvater gebaut und eröffnet. Die ganze Familie wohnt im Haus.

Ob er zumindest einen Mittagstisch zum Abholen bzw. mit Bringdienst anbietet, überlegt Dahlhaus zurzeit. Er spiele den Gedanken noch durch. Man müsse allerdings abwägen: „Es ist zu schlecht zu planen, ich muss mich um passende Verpackungen kümmern und es gibt große Konkurrenz, was Bringdienste angeht.“

Sorgen macht sich der Gastwirt auch um seine Angestellten. Die Aushilfen hat Dahlhaus schon vergangene Woche auf unbestimmte Zeit freigestellt. „Doch was wird aus meinen beiden festen Mitarbeitern?“, fragt er. Dahlhaus habe Kurzarbeitergeld beantragt und wolle „zusehen, dass ich sie weiter bezahlen kann“. Schließlich habe er eine „soziale Verantwortung“, der er gerecht werden will. „Einer der beiden hat fünf Kinder zu Hause.“

Doch auch er habe seine laufenden Kosten. Dahlhaus hofft auf die versprochene staatliche Hilfe. Wie diese aussehen wird, weiß er noch nicht. Gerade erst hat er ein Darlehen aufgenommen, um das Stammhaus zu renovieren. Geld, dass Dahlhaus nun wohl erstmal anderweitig verwenden muss, um Löcher zu stopfen.

Auch interessant

Aktuell kümmert sich Torsten Dahlhaus erstmal um die Küche und die ganzen Lebensmittel. Alles, was nicht haltbar ist oder gemacht werden kann, wird selbst verzehrt. „Wir kommen die nächste Zeit also über die Runden.“ Zumindest kulinarisch.

Weitere Nachrichten aus Bochum finden Sie hier.