Bochum. Bochumer Restaurants stellen ihren Gästen wegen Corona einen Euro Hygiene-Aufschlag in Rechnung. Andere Wirte machen nicht mit oder scheren aus.
„Schön, dass wir nicht vergessen, wie gut sich Solidarität anfühlt.“ Mit dieser Ansprache an die Gäste werben Restaurants in Bochum für einen Hygiene-Aufschlag. Für jedes Essen wird dabei ein zusätzlicher Obolus von einem Euro fällig. Der Branchenverband Dehoga hält das in Corona-Zeiten für ein probates Mittel, gibt aber zu bedenken, ob der Zuschlag mit der Senkung der Mehrwertsteuer noch gerechtfertigt sei.
Die Umsetzung der Corona-Schutzverordnung in der Gastronomie kostet Geld – und das inmitten einer Durststrecke, deren Ende nicht absehbar ist. Um die Mehrkosten aufzufangen, hatten sich Lokale im Umfeld u.a. von „Bochum Kulinarisch“ zum Neustart im Mai auf den Hygiene-Aufschlag verständigt. „Wir wollen offen, fair und transparent mit dem Thema umgehen“, sagen Seron Bahtijari und Lukas Rüger, die in Bochum die vier Restaurants Livingroom, Franz Ferdinand, Zum grünen Gaul und Five führen.
Hygiene-Umlage in Bochum: Gäste reagieren positiv
In jedem Betrieb sei zusätzlich ein Mitarbeiter allein für die Hygiene abgestellt. Anders ließen sich etwa das Platzieren der Gäste, das stetige Eindecken, Reinigen und Desinfizieren aller Tische und Gegenstände oder regelmäßige Kontrollgänge auf den sanitären Anlagen nicht stemmen. „Hinzu kommen die Kosten für die laminierten Getränke- und Speisekarten, die Masken für die Mitarbeiter und auf Wunsch auch für Gäste sowie die Desinfektionsmittel und Spender“, listet Lukas Rüger auf.
„Wir setzen zu 100 Prozent auf Ihre Bereitschaft und damit auf Ihr Verständnis, sich mit 1 Euro pro Gast und Besuch, als Umlage für Hygiene und Sicherheit, zu beteiligen“, heißt es in den vier Lokalen. Die Resonanz sei durchgängig positiv, betont Rüger. Die Gäste würden den hohen Hygiene-Standard wahrnehmen – und ebenso bemerken, „dass die Preise bislang nicht erhöht wurden, obwohl nahezu alle Lieferanten das schon getan haben“.
Lokale machen nicht mit oder scheren aus
Bedauerlicherweise, sagen Seron Bahtijari und Lukas Rüger, hätten sich nach und nach immer mehr Kollegen von der Umlage verabschiedet und „sich dazu entschieden, die Hygiene-Mehrkosten lieber in einer Preiserhöhung zu ,verstecken’“.
In der Tat habe es im Frühjahr eine Empfehlung in Bochum gegeben, die Umlage einheitlich einzuführen, bestätigt Heinz Bruns, Geschäftsführer von Haus Kemnade und Bezirkschef des Branchenverbandes Dehoga. „Allerdings machten längst nicht alle Lokale mit. Andere stiegen bald wieder aus.“
Auch das Haus Kemnade habe den „Hygiene-Dollar“ (Bruns) kürzlich abgeschafft. Die Umlage sei seinerzeit richtig und wichtig gewesen. Die Senkung der Mehrwertsteuer zum 1. Juli schaffe aber einen Ausgleich. „Deshalb halte ich die Umlage nicht mehr für erforderlich. Das ist aber eine rein persönliche Entscheidung.“