Bochum-Langendreer/-Werne. Spezielles Programm fördert in Teilen Bochums die Fassaden- und Hofgestaltung. Von einem schöneren Wohnumfeld profitieren alle Stadtteilbewohner.

Wenn Stadtteilarchitekt Jörg Hollweg durch Bochum-Werne und -Langendreer läuft, dann wandert sein Blick stets auf die Häuserfassaden. Hier ist schon eine Maßnahme realisiert, dort läuft ein Antrag, hier wäre Potential – als betreuender Architekt des Fassaden- und Hof-Flächenprogramms im Bereich Werne – Langendreer/Alter Bahnhof (W-LAB) kann Hollweg die Häuser längst nicht mehr nur als Häuser betrachten. Über das Programm werden private Investitionen in die Bausubstanz gefördert – von Fassaden-, Hof- und Gartenflächengestaltung bis hin zur Begrünung von Dächern.

„Das alte Oberlinhaus, in dem heute eine private Tagespflege ist, war eins der ersten bezuschussten Objekte“, erinnert sich Jörg Hollweg auf dem Weg zu einem weiteren Vorzeigeobjekt nahe des Stadtteilbüros. Schon beim Einbiegen in die Rolandstraße präsentiert sich dort die Fassade von Haus 32 mit ihrem ganzen Charme: Brombeer-weiße Farbgebung, Stuckelemente über vier Etagen. „Die schönste Fassade in Werne“, ist sich Anja Rosendahl, Eigentümerin des 1906 erbauten Hauses, sicher.

Aussicht auf Fördermittel gab den Anstoß

Dass sie das einmal behaupten würde, hätte sie bis vor kurzem selbst nicht gedacht. „Ohne die Bezuschussung hätte ich die Fassade nicht so aufwändig gestalten lassen“, sagt die 53-Jährige. Eine Sanierung sei zwar ohnehin nötig gewesen, weil die Fassade Risse hatte und Stuckelemente kaputt waren, das Förderprogramm habe ihr aber den Anstoß zu einem größeren Projekt gegeben.

Die frisch renovierten Hausfassade an der Rolandstraße in Bochum-Werne.
Die frisch renovierten Hausfassade an der Rolandstraße in Bochum-Werne. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

50 Prozent der als förderfähig anerkannten Kosten werden dabei aus Töpfen von Bund, Land und Kommune bezuschusst – höchstens jedoch 30 Euro pro Quadratmeter gestalteter Fassadenfläche. Im Fall von Rosendahl – die eine Summe von rund 45.700 Euro investierte – lag die Bezuschussung bei knapp 12.000 Euro. „Ein Win-Win-Programm für Eigentümer und Stadtteilbewohner“, sagt Jörg Hollweg, der die Maßnahme seit Beginn betreut hat.

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Ansprechende Fassaden, Hof- und Gartenflächen steigerten für den Eigentümer den Wert der Immobilie, verbesserten aber gleichzeitig auch den Wohnwert für Nutzer und das Erscheinungsbild des Stadtteils. „Ich habe mich im September 2018 vom Architekten beraten lassen und im Mai des Folgejahres den Antrag gestellt“, erinnert sich Anja Rosendahl.

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Denn das gehört zu den Verpflichtungen, die der Eigentümer eingeht: Nach Projektidee und Erstinformation im Stadtteilbüro berät Stadtteilarchitekt Hollweg zunächst vor Ort. „Ich schaue mir den Zustand des Objektes an, um spätere Angebot der ausführenden Firmen beurteilen zu können“, erklärt er. Es folgen die Einholung der erforderlichen Unterlagen und die Abgabe des Antrags im Stadtteilbüro.

Stadt Bochum hat noch keinen Antrag abgelehnt

Nachdem die Stadt den Antrag geprüft und bewilligt hat, kann die Durchführung der Maßnahme beginnen. „Auf eigenes Risiko ist auch ein vorzeitiger Maßnahmen-Beginn vor Bewilligung möglich“, sagt Jörg Hollweg. Dies könne zum Beispiel der Fall sein, wenn man nicht bis in die Wintermonate warten wolle, weil man weitere Schäden an der Fassade befürchte. „Von 110 Anträgen sind bereits 80 realisiert worden. Die Stadt hat bislang keinen Antrag abgelehnt“, freut sich Hollweg.

Kontaktdaten

Das Hof- und Fassadenprogramm läuft in vier Bochumer Gebieten, für die es integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte (ISEK) gibt.

Seit Juni 2020 gelten neue Förderrichtlinien, da sich die Stadt nicht mehr im Haushaltssicherungsverfahren befindet.

Die genauen Förderbedingungen für das Stadterneuerungsgebiet Werne – Langendreer/Alter Bahnhof (W-LAB) gibt es im Stadtteilbüro, Tel. 0234/ 29 70 55 50. Architekt Jörg Hollweg ist per Mail an stadtteilarchitekt@bo-wlab.de erreichbar. Weitere Info auch auf www.bochum.de/amt-fuer-stadtplanung-und-wohnen/Dienstleistungen-und-Infos/Stadterneuerung .

Für die Bezuschussung geht der Eigentümer jedoch Verpflichtungen ein: So muss eine Beratung durch den Architekten stattgefunden haben, während der Bauarbeiten muss ein Werbe-Banner am Gerüst hängen. Streichen in Signalfarben oder eine VfL-Bochum-Fassade stünden vermutlich einer Vereinheitlichung und Einfügung im Umfeld entgegen und würden abgelehnt. „Zu den Förderbedingungen zählt, dass das Objekt mindestens zehn Jahre alt ist, im Fördergebiet liegt und die Maßnahme noch nicht begonnen wurde“, führt Hollweg aus.

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Ebenso müssten die Kosten 1000 Euro übersteigen, dürften nicht auf die Miete umgelegt werden und nicht über weitere Programme gefördert werden. Knapp 690.000 Euro an Zuschüssen sind so schon gezahlt worden. Die Stadt erhofft sich die Umkehrung der „Broken-Windows“-Theorie, nach der Anzeichen von Verwahrlosung den Boden für Verbrechen bereiten. Scheint zu funktionieren: „Ich habe schon öfter gehört: ‚Jetzt ist drumherum alles so schön, jetzt muss ich auch etwas machen‘“, berichtet Stadtteil-Managerin Helga Beckmann aus dem Stadtteilbüro.

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