Langendreer/Werne. . Stadtteilarchitekt Jörg Hollweg berät im Rahmen des Stadtumbaus Hausbesitzer, die Fassaden und Außenbereiche verschönern lassen wollen.
Mit der Kamera in der Hand streift Jörg Hollweg durch die Straßen am Alten Bahnhof, den Blick meist nach oben gerichtet. Immer wieder hält er an, „schießt“ ein Foto und gerät ins Schwärmen: „Dieses Quartier hier ist einfach außergewöhnlich.“
Die vielen alten Gebäude mit ihren wunderschönen Fassaden und Verzierungen haben es Jörg Hollweg angetan. Möglichst viele von ihnen zu erhalten, ist Aufgabe des 54-Jährigen. Hollweg ist als Stadtteilarchitekt im Stadterneuerungsprozess „Soziale Stadt“ in Werne und am Alten Bahnhof in Langendreer aktiv. Er berät Hausbesitzer, wie sie die Fassaden und Außenbereiche ihres Eigentums sichern bzw. verschönern können und wie sie dafür Fördermittel bekommen.
Kostenvoranschläge werden geprüft
Im Juni hat Jörg Hollweg die Arbeit aufgenommen, hat sich das „ganz tolle“ Stadtumbaugebiet angesehen und bei seinen Begehungen schon erste Kontakte zu Eigentümern geknüpft. Dafür wartet er übrigens nicht nur, bis diese auf ihn zukommen. Nein, fällt ihm an einer Fassade etwas auf, klingelt Hollweg auch einfach an und fragt sich durch, bis er den Besitzer aufgetan hat.
Ansonsten hat sich das Hausfassaden- und Hof-Programm aber auch schon herumgesprochen. „Die ersten Anträge kommen jetzt rein“, freut sich Jörg Hollweg, dass es nun hier und da schon konkret weitergeht. „Unser Ziel ist es, die Wohnsubstanz zu erhalten und zu schützen“, erklärt Jörg Hollweg. Präzise heißt das: Risse schließen, Putz erneuern, Fugenbinder wieder herstellen, Ornamente, Gesimsbänder und Fenster sanieren.
Keine Fördermittel bei gedämmten Häusern
Viele Häuser am Alten Bahnhof seien zwischen 1890 und 1920 gebaut worden, sagt Stadtteilarchitekt Jörg Hollweg. Schlimm findet er, wenn schöne Fassaden verklinkert und mit Faserzementplatten abgedeckt wurden. „Und leider geht der Trend immer mehr Dämmung. Doch die Gebäudestruktur und -substanz leiden darunter. Und es gibt dann auch keine Förderung.“
Hollweg bedauert, dass die Häuser nicht unter Denkmalschutz stehen. Und dass die angedachte
Denkmalbereichssatzung für den Alten Bahnhof bisher nur als Entwurf vorliegt.
Kontakt zu Jörg Hollweg: stadtteilarchitekt@bo-wlab.de und stadtteilbuero@bo-wlab.de .
Für all das gibt es Geld von Bund, Land und Stadt. Bis zu 24 Euro pro Quadratmeter Fassade, maximal werden 40 Prozent der Kosten übernommen. Auch für das Aufhübschen der Außenanlagen sind Zuschüsse möglich. Voraussetzung: In dem Haus müssen mindestens zwei Mieter wohnen und die Kosten der Maßnahme dürfen nicht auf die Miete draufgeschlagen werden. Auch die Farbabstimmung mit den Eigentümern gehört zu Hollwegs Aufgabenbereich. „Nur matte Farben werden gefördert.“
Enge Zusammenarbeit mit Stadtteilmanagement
Sind beide Seiten einig, holen die Eigentümer Angebote von Handwerksfirmen ein. „Am besten von mehreren“, rät Jörg Hollweg. „und auch auf die Gerüstkosten achten.“ Am Ende schauen er und die Stadt noch einmal über die Kostenvoranschläge, um zu prüfen, ob die Summen auch passen. „Wir haben ja Erfahrungswerte“, sagt Hollweg. „Das ist ein Vorteil.“
Der Architekt, der selbst in einem alten Zechenhaus wohnt, arbeitet eng mit dem Stadtteilmanagement zusammen. „Wir stehen im ständigen Austausch“, sagt er. „Dinge, die ich bei meinen Streifzügen im Stadtumbaugebiet mitbekomme, gebe ich natürlich weiter.“
Den Menschen vor Ort rät Hollweg, einfach mal öfter nach oben zu schauen. „Es gibt hier so viele schöne Gebäude, das wissen viele, glaube ich, gar nicht so recht zu schätzen“, sagt er. „Für die Leute ist das selbstverständlich. Dabei ist es fast schon ein Wunder, dass hier im Krieg so wenig zerstört wurde.“