Witten/Bochum. Hat der Bochumer auf den Hund eingestochen, als die Beißerei vorbei war? Was ein Ersthelfer sagt, der auf der Hundeinsel in Witten dabei war.
Blumen liegen auf dem blutgetränkten Stein am Ufer der Hundewiese in Herbede, jemand hat ein Grablicht angezündet. Betroffen stehen viele Hundebesitzer am Freitagmorgen (14.8.) an diesem idyllischen Ort an der Ruhr, dort wo am Vortag ein Bochumer (57) den Boxer-Mischling einer 32-Jährigen Wittenerin mit mehreren Messerstichen getötet hat.
Es sollte ein gemütlicher Sommernachmittag auf der Hundeinsel werden. „Bella war zum ersten Mal hier, das war eine ganz liebe“, sagt Andreas Sehring. Der 40-Jährige war am Donnerstagnachmittag auch auf der Insel und gehörte zu den ersten, die den verletzten Hund versorgt haben. Er erzählt, die Hunde – Boxer-Mischling Bella und der Zwergspitz des Bochumers – hätten erst gespielt, dann sei es grober geworden. Die Besitzer hätten versucht, die Hunde zu trennen. „Die Situation war schon entschärft, da hat der Typ unvermittelt zum Messer gegriffen“, sagt Sehring.
Wittener versorgten verletzten Hund mit dem Verbandskasten
Allerdings: Selbst gesehen hat er das nicht. Er wurde auf die Beißerei erst aufmerksam, als die Hunde anfingen zu bellen. „Da saß das Frauchen von Bella schon mit dem blutüberströmten Hund im Arm auf der Wiese“, erzählt er unter Tränen. Der Wittener raste los, holte einen Verbandskasten aus dem Auto.
Eine weitere Helferin berichtet, wie sie gemeinsam mit anderen Hundebesitzern vergeblich versuchte, den Hund zu retten. „Mit Verbänden haben wir versucht, halbwegs sitzende Druckverbände auf die Wunden zu bringen. Es war alles blutig. Die Besitzerin hatte ihren Hund im Arm, war bitterlich am Weinen.“ Die Wunden an Kopf und Schulter des Tieres seien sehr tief gewesen. „Ich war wie im Tunnel.“
Mehrere Hundebesitzer hätten gesehen, dass die Wittenerin ihren Boxer-Mix schon im Griff hatte, als der Bochumer zustach, so berichtet es Andreas Sehring (40), der mit den Augenzeugen gesprochen hat, als die schwer verletzte Bella mit dem Rettungswagen der Feuerwehr auf dem Weg zum Arzt war. „Und was macht der Typ? Setzt sich seelenruhig wieder auf seine Decke und wartet ganz entspannt auf die Polizei“, so Sehring erbost. Die Polizei betont hingegen, dass der Bochumer „deutlich unter Schock“ gestanden habe. Er habe Schürf- und Bisswunden abbekommen, die in der Klinik versorgt werden mussten.
Boxer-Mischling überlebte Not-OP nicht
Dass der 57-Jährige erst spät zugestochen hat, diese Berichte bestätigt aber auch Katrin Hippert, die ein paar Minuten nach der Tat auf die Insel kam. „Unabhängig voneinander haben mir vier Leute erzählt, dass die Rangelei eigentlich schon vorbei war“, sagt sie. Bellas Frauchen habe sogar schon ihre Hand im Maul gehabt, damit der Hund nicht mehr zuschnappen konnte. „Und dann hat der Mann fünf- oder sechs Mal ausgeholt.“ Mindestens zwei Stiche davon waren so tief, dass der Hund die sofortige Not-OP nicht überlebt hat. Der Spitz wurde hingegen nur leicht verletzt.
„Es ist schrecklich, Bella war erst zweieinhalb Jahre alt“, sagt Katrin Hippert. Sie ist heute gekommen, um einen Strauß Rosen niederzulegen. „Das bringt Bella zwar nicht zurück, aber ihr Frauchen soll wissen, dass sie mit ihrem Schmerz nicht allein ist.“ Das wird die Wittenerin wohl mitbekommen: Hunderte wünschen ihr auf Facebook alles Gute, sprechen ihr Mitgefühl aus – aber auch Unverständnis über den Messerangriff.
Bochumer erlitt Schürf- und Bisswunden
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Dass der Bochumer vielleicht nur versuchen wollte, seinen kleinen Hund vor den Bissen zu retten, lassen die meisten Kommentatoren nicht gelten. Und darüber sind sich auch die Spaziergänger auf der Hundewiese am Morgen danach einig. „Das geht gar nicht! Treten oder Schlagen ist in so einer Situation vielleicht okay, aber niemals Zustechen“, sagt Hundesitterin Rebecca Knebel. „Warum hat einer überhaupt ein Messer in der Tasche – da wird man doch schon stutzig“, meint ein Schäferhund-Besitzer (36). „Was muss passieren, dass der auf Menschen einsticht? Ich hoffe, der wird hart bestraft!“
Die Strafanzeigen wurden bereits gestellt, die Ermittlungen laufen noch. Es muss geklärt werden, ob der Bochumer „verhältnismäßig gehandelt“ oder sich der Tierquälerei schuldig gemacht hat. Zeugen werden gebeten, sich zu melden. Fest steht wohl: Das Messer, das der 57-Jährige in der Tasche hatte, ist verboten.
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