Hofstede. Die Bezirksvertretung Bochum-Mitte beschloss, die Sperrung der Hordeler Straße am Kreisverkehr einseitig zu öffnen. Die Zufahrt wird umgebaut.
Die Hordeler Straße wird ab Oktober zum Kreisverkehr einseitig in Richtung Herne geöffnet. Das beschloss am Donnerstag die Bezirksvertretung Bochum-Mitte bei 15 Ja- und zwei Neinstimmen von der Linksfraktion.
Der Ratssaal war gut gefüllt an diesem Vormittag, das Interesse von Befürwortern und Gegnern groß. Voraus gingen zwei lange Vorträge, von Lothar Bondzio vom Ingenieurbüro Brilon, Bondzio, Weiser aus Bochum, und von Thomas Plackert vom Tiefbauamt. Bondzio erläuterte das Verkehrsgutachten, das sein Büro erstellt und das als beste Lösung die Öffnung der Hordeler Straße als unechte Einbahnstraße vorgeschlagen hat.
Knotenpunkt-Ausbau wäre für die Stadt Bochum zu teuer
Als Hauptproblem in diesem Bereich gilt der Knotenpunkt Riemker-/Dorstener Straße. Auf der Riemker Straße staut sich der Verkehr, weil die Grünphasen zu kurz sind. Und der Linksabbieger von der Dorstener in die Riemker Straße hat eine lange Grünphase, die an anderer Stelle Zeit frisst. Lothar Bondzio: „Eine Möglichkeit wäre, den Knotenpunkt auszubauen, das aber wäre aufwendig, teuer und könnte an Grundstücksfragen scheitern. Die andere wäre, Verkehr auf der Hordeler Straße wieder zuzulassen.“
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Bondzio schlug zudem ein Durchfahrverbot für Lkw und Tempo 30 auf der Hordeler Straße vor. Die Belastung pro Tag erhöhe sich durch die Öffnung um rund 3000 auf dann 7000 Fahrzeuge, dafür gebe aus auf der Riemker Straße 1000, am Linksabbieger von der Dorstener in die Riemker Straße 1200 Kfz weniger. Ganz wichtiger Nebeneffekt: Die Dahlhauser Heide, deren Bewohner seit langem über starken Durchgangsverkehr klagen, würden merklich entlastet.
Appell: Öffnung nicht nur provisorisch regeln
Zudem rät das Ingenieurbüro, auf der Riemker Straße künftig eine Links-, eine Geradeaus- und eine Rechtsabbiegerspur anzulegen; heute gibt es an der Ampel nur eine gemeinsame Spur für Geradeaus- und Rechtsfahrer, was dort die Rückstaus zusätzlich verlängert. Er legte der Verwaltung eindringlich ans Herz, die Öffnung nicht sofort durch Provisorien vorzunehmen. „Es muss baulich eingegriffen werden, um zu verhindern, dass auch wirklich niemand aus dem Kreisel in die Hordeler Straße einbiegen kann.
Denn die Beschlussvorlage der Verwaltung hatte noch genau dies vorgeschlagen: provisorische Öffnung, Planung für den Kreisel-Umbau 2021 und Umbau der Zufahrt mit Mitteln des neuen Haushalts 2022. Doch das Tiefbauamt hat bis zur Sitzung nachgebessert. Thomas Plackert: „Wir werden jetzt Kreisverkehr und Zufahrt umbauen. Ab Oktober kann die Maßnahme fertig sein. Zudem stellen wir zur Schulwegsicherung eine Ampel auf, kurz hinter der Einmündung zur Kleinen Hordeler Straße.“
Die letzten 50 Meter auf der Hordeler Straße Richtung Kreisel sollen dabei zur Einbahnstraße werden. Dazu wird die rechte Fahrbahn als Grünstreifen angelegt. Das, so Plackert, wird aber zunächst nur provisorisch markiert und mit Barken versehen. Die Kosten für die baulichen Eingriffe seien vertretbar.
Hitzige Debatte am WAZ-Mobil
Gabi Spork (SPD): „Ich startete als Bezirksbürgermeisterin 2014 am WAZ-Mobil auf der Hordeler Straße, jetzt endet die Legislaturperiode mit dem Abschluss der Debatte. Ich weiß, wie emotional sie geführt wurde, wir werden heute nicht alle glücklich machen.“
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James Wille (CDU): „Wir sind seit über zehn Jahren am Ball, um die Hordeler Straße wieder zu öffnen. Da kommt es jetzt auch nicht mehr auf zwei Monate an. Ich kann verstehen, dass es sich Anwohner in den Jahren der Sperrung in einer ruhigen Straße bequem gemacht haben. Doch die Anwohner der Dorstener Straße haben die volle Belastung durch den Verkehr,“
Holger Schneider (SPD) erklärte: „Wir zieren uns nicht, die Hordeler Straße zu öffnen. Unsere Fraktion entscheidet auf Grundlage der Fakten aus dem Gutachten.“
Nichts führt an Öffnung vorbei
Die Grünen waren die ersten, die ihre Position gegen eine Öffnung änderten. Raphael Dittert, Fraktionsvorsitzender der Grün-Offenen Fraktion: „In der Politik ist es wichtig, Entscheidungen zu überdenken und auch Fehler zu korrigieren. Unserer Entscheidung für die Öffnung der Hordeler Straße liegen die Sachargumente des Gutachtens zugrunde. Bereits im Winter 2019 zeichnete sich ab, dass nichts an einer Öffnung der Hordeler Straße vorbeiführt. Vorschläge wie der Ausbau der Kreuzung Dorstener Straße/Riemker Straße für mehrere Millionen Euro waren von Anfang an keine Option.“
Sven Ratajczak von der Linksfraktion lehnte die Öffnung gemeinsam mit seiner Fraktionskollegin Mehtap Yildirim ab: „Wir haben Angst, dass es beim Provisorium bleibt.“
Verkehr stärker kontrollieren
Einstimmig angenommen wurde der Ergänzungsantrag von SPD/Grünen: Danach soll nach der Öffnung verstärkt kontrolliert werden. Der Ort für die künftige Ampel soll so ausgewählt werden, dass Rückstaus auf der Allensteiner Straße vermieden werden. Zudem soll nach einem Jahr der Öffnung eine Evaluierung der Verkehrsströme erfolgen, um die Wirksamkeit zu überprüfen.
Anwohner Dieter Mruk hatte noch seinen Antrag nach Gemeindeordnung erläutert, in dem er sich gegen eine Öffnung stemmt. Die Pläne zur Öffnung nannte er einen „Schildbürgerstreich“: „Das ist keine Verbesserung des Verkehrsfluss, nur eine Verschiebung.“ Der Bezirk lehnte den Antrag mit 15 gegen zwei Stimmen ab.