Bochum-Hofstede. Das Verkehrskonzept für Hamme, Hordel, Hofstede liegt vor. Der Bezirk Bochum-Mitte entscheidet über eine Öffnung am Kreisel in Richtung Herne.
Zwei Jahre, nachdem das Büro Brilon, Bondzio, Weiser aus Bochum den Auftrag für ein Verkehrskonzept für die Stadtteile Hamme, Hordel und Hofstede erhielt, liegt das Ergebnis nun vor. Die Mitglieder der Bezirksvertretung Mitte werden am 13. August darüber entscheiden. Eine Empfehlung der Gutachter lautet: Die Hordeler Straße wird in Richtung Herne als unechte Einbahnstraße geöffnet. Die Verwaltung teilt die Auffassung: Die Umsetzung der Maßnahme erfolgt voraussichtlich im Herbst zunächst mit provisorischen Mitteln.
Eine ehemalige Bochumer Landesstraße
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Bei der Hordeler Straße handele es sich um eine ehemalige Landesstraße, die nicht den typischen Charakter einer Wohnstraße trägt, sondern vielmehr Verbindungscharakter aufweist. Die gewählte Variante stellte demnach einen guten Kompromiss dar, da sie bei einseitiger Öffnung zwar mehr Verkehr als heutzutage führen würde, aber insgesamt nur etwa halb so viel Verkehr wie vor ihrer Abbindung.
Seit Jahren wird im Bezirk heftig debattiert. Die Hordeler Straße ist am Kreisverkehr Richtung Wanne-Eickel seit 2009 abgepollert. Insbesondere die CDU-Fraktion macht sich seither für eine Wiederöffnung stark, scheiterte bislang aber stets an der Fraktionsmehrheit von SPD und Grünen – bis zum vergangenen Herbst: Nachdem das Ingenieurbüro in einer gut besuchten Bürgerversammlung erste Zwischenergebnisse präsentierte, zu denen auch die einseitige Straßenöffnung gehört, bröckelte der politische Widerstand.
In einer Sitzung Ende November hatte die CDU-Fraktion die sofortige Öffnung der Hordeler Straße gefordert. Dies wurde zwar abgelehnt. Doch zuvor die Grünen im Bezirk und im Rat ihre Meinung geändert. Raphael Dittert erklärte für die grün-offene Fraktion: „Wir haben es uns nicht leicht gemacht mit der Entscheidung für eine Öffnung. Doch vor die Wahl gestellt, die Kreuzung Dorstener-/Riemker Straße für viel Geld auszubauen oder die Verkehrslage im Stadtteil durch die Öffnung der Straße zu entzerren, bevorzugen wir letztere.“ Die Entscheidung vor elf Jahren, die Straße zum Kreisverkehr nach Wanne-Eickel abzupollern, sei ein Fehler gewesen. Sebastian Pewny erklärte, der Beschluss zum Abpollern des Kreisels 2008 sei ein interessengeleiteter Fehler gewesen, und dass Politik für einige Privilegierte auf dem Rücken anderer ausgetragen werde.
Die Front gegen die Öffnung bröckelt
Auch die Wählergruppe die Stadtgestalter sprach sich für eine Öffnung des Kreisverkehrs an der Magdeburger Straße aus. Nur die SPD gibt sich bis heute verhalten. Fraktionschef Holger Schneider: „Wir als SPD werden das Gutachten abwarten, es auswerten und gemeinsam mit dem Menschen in den Stadtteilen Handlungsoptionen diskutieren. Für uns ist wichtig, dass wir Umwelt und Mobilität, Wohnen und Verkehr zusammen denken. Die Menschen im Stadtteil müssen bei diesem Prozess mitgenommen werden.“
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Die Hordeler Straße sei nur ein Teil der Lösungen im Verkehrskonzept Hordel, Hamme, Hofstede, und nach Ansicht der SPD werde mit Öffnung der Hordeler Straße das Rückstau-Problem auf der Riemker Straße nicht zu knacken sein. Doch wenn eine vernünftige Lösung gefunden werden könne, wolle sich die SPD nicht verschließen, doch habe sie ausdrücklich das Gesamtkonstrukt im Blick.
Kreisverkehr könnte 2022 baulich angepasst werden
Die Öffnung am Kreisel in Richtung Herne muss laut Planungsamt mittelfristig baulich erfolgen, da ansonsten mit vielen Verkehrsverstößen gerechnet wird.
Im Jahr 2021 könnte eine Planung zum Umbau des Kreisverkehrs bzw. der Zufahrt zu erstellen. Im Jahr 2022 würden Kreisverkehr und Zufahrt mit Mitteln aus dem neuen Haushalt umgebaut.
Bei Öffnung soll die Erneuerung der Hordeler Straße innerhalb der nächsten zehn Jahre eingeplant werden. Im Zuge der Sanierung sollte der Einmündungsbereich Dorstener Straße (heute deutlich überdimensioniert) angepasst werden.
Die Gutachter hatten für die Hordeler Straße auch die Öffnung in beide Fahrtrichtungen untersucht, dies können sie aber nicht empfehlen: Der Verkehr würde zunehmen, und der Fahrbahnzustand der Hordeler Straße ließe das nicht zu. Den möglichen Ausbau des Knotenpunktes Dorstener Straße/ Riemker Straße – die Hordeler Straße bliebe wie jetzt abgebunden – empfiehlt das Büro wegen der hohen Kosten ebenfalls nicht.
Der Schlussbericht des Gutachtens sieht ferner neue Radverkehrstrassen im Untersuchungsgebiet, die Prüfung eines zusätzlichen Regionalbahnhaltepunktes an der Poststraße und die Steigerung der Leistungsfähigkeit von Knotenpunkten vor.