Herne/Bochum. . Eine ehemalige Landesstraße, die als Sackgasse endet mit Blick auf einen dreiarmigen Kreisverkehr: Die Abbindung der Hordeler Straße weckt Emotionen. Wie sehr, das wurde gestern am WAZ-Mobil deutlich, das genau an den Pollern Station machte. Aber es gibt auch Zeichen der Annäherung.
Eine ehemalige Landesstraße, die als Sackgasse endet mit Blick auf einen dreiarmigen Kreisverkehr: Die Abbindung der Hordeler Straße weckt Emotionen. Wie sehr, das wurde gestern am WAZ-Mobil deutlich, das genau an den Pollern Station machte.
Zur Erinnerung: 2009 wurde die Hordeler Straße auf der Stadtgrenze Herne/Bochum abgebunden und präsentiert sich seither als idyllisches und verkehrsberuhigtes Wohnquartier. Zuvor, so erklärte Patricia Kraus vom Bochumer Planungsamt, lag die Verkehrsbelastung bei 11 500 Fahrzeugen pro Tag, heute sei es die Hälfte. Wer dort wohnt, will dies erhalten. Doch die Bewohner der umliegenden Straßen haben seither unter mehr Verkehrsbelastung zu leiden.
Die Vorgeschichte der Absperrung, so berichtete Christoph Matten vom Bochumer Tiefbauamt, reicht bis 1992 zurück, als es den ersten Beschluss gab. Dass die Stadt Bochum dann bei der Planfeststellung zum Bau des Kreisverkehrs ein wenig getrickst hatte, räumt die Verwaltung ein; Bochum erklärte in einem Deckblatt die Anbindung an den Kreisel, hielt aber gleichzeitig an der Abbindung fest.
Dies wohl auch, um potenziellen Klägern gegen die Absperrung die Munition zu nehmen. „Diesen Kreisel zu bauen, das war eine Verschwendung von Steuermitteln.“ Wille kämpft als CDU-Fraktionschef im Bezirk Bochum-Mitte seit Jahren für eine Wiederöffnung der Hordeler Straße, Motto: Lasten gerechter verteilen. Er scheiterte stets an der Koalitionsmehrheit. Er kritisierte auch, dass diese Maßnahme nie in einer Bürgeranhörung thematisiert worden war.
Ebenso lange kämpft Manfred Lieder, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Eickel, gegen die Sperrung. Ob der Einkauf auf dem Markt, beim Eickeler Handel, der Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus: Mit der Sperrung seien gewachsene Strukturen zerschlagen worden.
Neben Wille und Lieder waren die Kritiker der Sperrung in der Mehrzahl. Petra Weyh wohnt seit 50 Jahren an der Dorstener Straße: „Die Anwohner der Hordeler Straße wollen die Belastung für die Leute an Riemker-, Post- und Dorstener Straße nicht sehen.“ Sechs-Brüder, Sechs-Schwestern-Straße – ganz Hordel habe unter Zusatzverkehr zu leiden. Gerhard Uhle (Hannibal-Einkaufszentrum) bestätigte: „Unser Problem ist der Durchgangsverkehr.“ Er regte eine zweite Linksabbiegespur für die Dorstener Straße an. Christoph Matten: „Eine teure Lösung wegen einer Fernwärmeleitung.“ Der Umbau würde 900 000 Euro kosten. Ein Zehntel davon würde es kosten, die Hordeler Straße wieder zu öffnen. „Ganz klar, dann ist das die billigste Lösung“, meinte Gustav Puzecha, früher Bezirksvertreter. Er meint: „Hier wurde der Verkehr nicht beruhigt, sondern verschoben.“ Erika Marchal fand es „ungerecht“, dass die Belastung allein auf die Hordeler Straße reduziert werde, und Dieter Mruk verwahrte sich dagegen, Landesstraßen und deren Belastung mit Gemeindestraßen zu vergleichen.
Claudia Reichert wohnt An den Klärbrunnen, eine kleine Stichstraße zur Hordeler Straße. „Wir sind hier eingesperrt; mein Auto stand einmal in Flammen, und die Feuerwehr musste den ganzen Umweg fahren, bis sie löschen könnte.“ Andere fürchten, dass der Notarzt bei dringenden Einsätzen zu viel Zeit verplempert.
Martin Oldengott (SPD) im Bochumer Bezirk Mitte: „Wir wollen nicht noch einmal 20 Jahre warten. Ich nehme heute viel mit, so etwa, dass wir eine Bürgerversammlung machen sollten.“ Ein Vorschlag, der mehrfach aufkam, war, die Hordeler Straße als Einbahnstraße zu öffnen.
Erste Zeichen der Annäherung zwischen den Bezirksvertretungen
Gestern am WAZ-Mobil signalisierte Gabi Spork, neue Bezirksbürgermeisterin in Bochum-Mitte, erstmals Gesprächsbereitschaft von Seiten der SPD: „Ich bin bereit, mit jedem ergebnisoffen zu sprechen. Doch es sollte keine Schnellschüsse geben, weil jede neue Entscheidung eine endgültige sein wird.“ Mit dem neuen Bezirksbürgermeister von Eickel, Martin Kortmann (SPD), will sie sich zusammensetzen. Er sagte: „Die Eickeler wollen unisono die Wiederöffnung. Das Verschieben des Verkehrs geht zu Lasten der Bewohner der Dorstener Straße mit ihren vielen Rückstaus, zu Lasten des Hannibal-Centers und zu Lasten der Eickeler Geschäftsleute.“ Er kann sich vorstellen, zumindest eine Teilöffnung hinzubekommen. So könnten etwa der Schwerlast- und Reisebusverkehr sowie Motorräder weiterhin verbannt bleiben.
Für Rouven Beeck, IHK-Geschäftsbereichsleiter Verkehr, ist diese Annäherung „ein schönes Ergebnis.“ Die Hordeler Straße sei eine wichtige Verbindung zwischen beiden Städten gewesen. „Wenn man sich die Faktoren Verkehr, Umwelt, Menschen und Wirtschaft anschaut, spricht alles zumindest für eine Teilöffnung.“ Darüber hinaus sollte man während der Baustelle auf der Herner Straße über eine komplette Öffnung nachdenken.