Bochum. Das Kunstmuseum ehrt Abraham David Christian mit einer großen Sonderschau. Der weltweit gefragte Bildhauer hat enge Verbindungen zu Bochum.

Mit einer bemerkenswerten Ausstellung meldet sich das Kunstmuseum Bochum zurück: „Erde“ ist ihr Titel, geboten wird eine umfassende und frappierend zeitgemäß wirkende Übersicht über das aus den 1970er Jahren stammende Frühwerk von Abraham David Christian. Der weltweit bekannte Bildhauer hat seit je enge Bezüge zu Bochum – was inzwischen etwas in Vergessenheit geraten ist. Aber nun durch die Sonderausstellung eine Auffrischung erlebt.

Künstler Christian gibt Auskunft über sein Schaffen

Anlass, Christians Oeuvre ins Licht zu rücken, bot der 60. Geburtstag des Bochumer Kunstmuseums. Am 1. Juli gab der 1952 in Düsseldorf geborene Künstler bei der Vorstellung seiner Ausstellung „Erde“ Auskunft über seine künstlerischen Intentionen und sein Schaffen. „Bochum ist die Stadt, in der ich am häufigsten ausgestellt habe. Abgesehen von New York, natürlich“, meinte Abraham David Christian ganz unironisch.

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Tatsächlich ist seine nicht eben leicht zugängliche, immer aber höchst individuelle Kunst rund um den Globus präsent. Christian zählt zu den führenden Minimal-/Konzeptkünstlern; auch wenn solche Label ihm nicht wirklich gerecht werden. Vielmehr steht der 68-Jährige für eine radikaldemokratische Kunstauffassung. Für ihn kommt Kunst aus der Gesellschaft und gehört auch dieser. Dabei ruderte er mit seinem radikal reduzierten Schaffen, das aus elementaren Materialien und entsprechenden Grundformen besteht, von Beginn an gegen den Strom.

Seit den 1960er Jahren entstehen seine Arbeiten

Seit den 1960er Jahren arbeitet Abraham David Christian mit Erde, er liegt und kriecht über sie, hält sich in Erdhöhlungen auf und zieht sich in die Natur zurück. „Künstlerische Arbeit, die Auseinandersetzung mit sich selbst bedeutet, und der menschliche Körper sind für mich maßgeblich“, so der Künstler. 1974 führte er in der Galerie Inge Baecker in Bochum eine spektakuläre Körperformance auf. 1976 stellte er erstmals im Museum Bochum seine Erdarbeiten aus. Schließlich kam es 1978 zu dem Ankauf einer 32-teiligen Erdskulptur., die auch in der aktuellen Ausstellung zu sehen ist.

Bildhauer Abraham David Christian neben einer Fotografie seiner selbst in der Ausstellung im Kunstmuseum Bochum.
Bildhauer Abraham David Christian neben einer Fotografie seiner selbst in der Ausstellung im Kunstmuseum Bochum. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Es entstand darüber hinaus ein enger Kontakt zur Galerie m in Weitmar, beim 1. Bochumer Bildhauersymposium 1979/80 schuf Christian eine Eisenskulptur für den öffentlichen Raum. Sie wurde im Kreisverkehr Am Thie platziert und sorgte dort zuletzt für Diskussionen, weil sie im Zuge der Umgestaltung des Eppendorfer Zentrums umgesetzt werden musste.

Umfangreicher Überblick wird geboten

Die Ausstellung „Erde“ bietet einen umfangreichen Überblick auf den stillen, fast ZEN-haften Charakter von Christians Kunst. Flache „Erdteppiche“ stehen neben verspielten Raumskulpturen, wuchtige Blöcke ziehen den Blick auf sich. Sie sehen von weitem aus, als wären sie aus massiven Stahl. Doch sie bestehen aus Erde, für den Künstler „das einfachste und im Wortsinn nahe liegendste Material“, das dem künstlerisch tätigen Menschen zur Verfügung steht.

Blöcke überdauerten 40 Jahre

Exemplarisch belegt das die erwähnte, mehrteilige Skulptur aus der eigenen Sammlung, die 1978 angekauft worden war. Deren wuchtige Blöcke aus Lehm/Löß haben die Jahrzehnte überdauert, sie stehen da wie archaische Skulpturen und weisen auch nach 40 Jahren die Bearbeitungsspuren durch die Hand des Künstlers auf. Konserviert zu werden brauchten die Erd-Blöcke übrigens nicht. „Das Material überdauert die Zeit, und es überdauert uns“, sagt Christian, der mit dieser Aussage seinem Schaffen auch eine philosophische Komponente zuschreibt.

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Mehrere großformatige sowie einige kleinere Leihgaben aus dem Lehmbruck Museum sowie aus Privatsammlungen vervollständigen diese beeindrucken Kunst-Schau, zu der ebenso Zeichnungen und Fotografien zählen. Abraham David Christian hat eine eindrucksvolle Gesamtinstallation geschaffen, die in ihrer radikalen Reduktion eine ästhetische, aber - mit Blick auf den menschlichen Umgang mit der Natur – auch eine hohe politische Aktualität besitzt.

>>> Info zur Ausstellung

Die Ausstellung „Erde“ mit Arbeiten von Abraham David Christian muss ohne Vernissage auskommen. Wegen Corona wurde auf eine öffentliche Vorstellung der Schau verzichtet.

Die Ausstellung kann bis zum 4. Oktober im Kunstmuseum, Kortumstraße 147, zu den üblichen Öffnungszeiten besucht werden: Di.-So., 10-17 Uhr, Mi. 10-17 Uhr.

Beim Museumsbesuch gelten Hygiene- und Abstandsregeln. Im Haus muss eine Mund-/Nase-Schutzmaske getragen werden. Es werden zurzeit nur 50 Personen auf einmal eingelassen.

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