Bochum. 21 Hörstücke können per Smartphone-App im Stadtpark aktiviert werden. Auch ein Riesenkraken spielt bei der Aktion des Kunstvereins Bochum mit.

Der Kunstverein Bochum ist in der Corona-Krise nicht untätig. Aber die besonderen Bedingungen erfordern besondere Konzepte, weswegen die künstlerischen Aktivitäten jetzt an die frische Luft verlegt werden – in den Stadtpark.

Die Beschränkungen der Corona-Krise sind trotz partieller Lockerungen weiterhin auch im Kulturbetrieb spürbar. „Auch wenn einige Institutionen inzwischen unter strengen Auflagen wieder öffnen, muss der Ausstellungsraum des Bochumer Kunstvereins im historischen Haus Kemnade vorerst noch geschlossen bleiben“, informiert Kunstverein-Kurator Reinhard Buskies.

Klangkünstler bespielen den Stadtpark Bochum

Statt zeitgenössischer Kunst am Standort der alten Burg Haus Kemnade, präsentiert der Kunstverein daher ein ganz anderes Format. „Mit dem Audiowalk ,Sehen Sie hier!‘ des Berliner Künstlers Michael Pohl stellen wir ein Klangkunstwerk im Stadtpark vor“, sagt Buskies. Das Gute daran: Abstandsregeln spielen – entgegen der Enge in der Wasserburg – im offenen Gelände des Stadtparks Bochum so gut wie keine Rolle. Und: Das „Kunstwerk“ ist für alle Interessierten rund um die Uhr zugänglich.

Das liegt an der Präsentation von „Sehen Sie hier“, die lediglich elektronisch vorhanden ist, nämlich als Kunstprojekt im Internet. „Anders als der Titel vermuten lässt, geht es dabei jedoch weniger um das Sehen, sondern vielmehr um das Hören“, erläutert Reinhard Buskies.

Hörstücke für verschiedene Orte

21 ortsbezogene Hörstücke hat Michael Pohl gemeinsam mit weiteren Künstler/innen (Johannes Albers, Fritz Bornstück, Cynthia Browne, Martijn in't Veld, Inga Krüger, Gisa Pantel und René Haustein) für den Bochumer Stadtpark geschaffen. Mit einer eigens entwickelten Smartphone-App wird der Besucher an verschiedene Orte geführt, an denen dann die jeweilige Audiodatei übers Smartphone abgespielt werden kann.

Als Grundlage für die Hörstücke dienen literarische Vorlagen, die mit den Örtlichkeiten des Parks vermischt werden. Im Sinne einer Augmented Reality (=computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung) wird das Fiktive mit der realen Erfahrung des Stadtparks gemischt.

Riesenkraken taucht am Teich auf

„So kann man beispielsweise auf einer Wiese am Teich auf einen fiktiven Riesenkraken treffen oder am Parkeingang gegenüber des Kunstmuseums auf ein imaginäres Kunstwerk, das letztlich unsichtbar bleibt, weil es von der Künstlerin Gisa Pantel im Laufe der Zeit unmerklich bis zum Verschwinden geschrumpft wurde“, so Buskies.

Bei diesem virtuellen, spielerischen Kunstprojekt ist der Betrachter also noch mehr als bei der gewohnten Kunst-Rezeption, etwa eine Gemäldes oder einer Skulptur, auf die eigene Vorstellungskraft angewiesen. Es kommt darauf an, die Dinge vor dem inneren Auge zu „sehen“, also eine veränderte Form der Wahrnehmung zuzulassen.

„Sehen Sie hier“ stammt aus dem letzten Jahr und wurde von Michael Pohl für das Ausstellungsprojekt „Hybrid Realities“ des Kunstvereins geschaffen. Nun ist das Werk in einer aktualisierten Version den gesamten Sommer über wieder verfügbar.

>>> Info zum Audio-Walk

„Sehen Sie hier“ ist als App für Android und iOS im Google Play oder App Store kostenlos herunterladen. Die App kann auch über die Website des Kunstvereins aktiviert werden.

Die Nutzung der App und damit der Besuch des Kunstwerks ist ebenfalls kostenlos. Weitere Informationen: www.kunstverein-bochum.de

Weitere Nachrichten aus Bochum finden Sie hier