Bochum. Das Coronavirus kostet die Stadt Bochum und ihre Tochterunternehmen viel Geld. Millionen-Defizite werden 2020 in den Haushalten erwartet.
Corona kommt Bochum und seine Bürger teuer zu stehen. Von 30 Millionen Euro ist in einer ersten Hochrechnung für den städtischen Haushalt die Rede. Steuerausfälle, Gebührenverzicht und Mindereinnahmen könnten ein riesiges Loch ins Stadtsäckel reißen.
Dies wird durch das Konjunkturpaket des Bundes und durch Hilfen vom Land zwar so groß nicht werden. So sollen etwa die Gewerbesteuerausfälle ausgeglichen werden. Aber der finanzielle Schaden, den Corona anrichtet, ist damit noch längst nicht kompensiert. Denn auch die städtischen Tochterunternehmen spüren die Auswirkungen der Krise. Und Stand jetzt gehen ihre finanziellen Belastungen noch weit über denen der öffentlichen Hand hinaus. Allein die Bogestra rechnet mit Millionenverlusten.
Defizite könnte auf mehr als 100 Millionen Euro wachsen
Bereits im März fehlten dem Nahverkehrsunternehmen durch die Mitte des Monats in Kraft getretenen Kontaktbeschränkungen Einnahmen in Höhe von 1,7 Millionen Euro. 80 Prozent weniger Fahrgäste stiegen in Busse und Bahnen ein. Der Ticketverkauf, mit dem monatlich etwa zehn Millionen Euro eingenommen werden, ging in den Keller. Die Folge könnten – über das gesamte Jahr gesehen – Mindereinnahmen von bis zu 40 Millionen Euro die Folge sein.
Damit würde der Zuschussbedarf für das laufende Jahr auf einen dreistelligen Millionenbetrag steigen. Kalkuliert hat die Bogestra ohnehin schon mit einem Mittelbedarf von 66,3 Millionen Euro. Dieses Geld schießt die Stadt aus den Stadtwerke-Überschüssen über die Holding für Versorgung und Verkehr (HVV) zu, um den traditionell defizitären öffentlichen Nahverkehr mitzufinanzieren. Die Corona-Belastungen hofft die Bogestra nun über Mittel aus dem ÖPNV-Rettungsschirm ausgleichen zu können.
Bogestra befürchtet dauerhafte Einbußen
Wie viel Geld sie sich aus diesem Topf erhofft, darüber hüllt sich das Unternehmen in Schweigen. „Da die Gespräche im Zusammenhang mit dem Hilfspaket noch nicht abgeschlossen sind, ist es noch nicht möglich inhaltlich Stellung zu nehmen“, hieß es am Rande der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Freitag. Zwar gibt es auch im täglichen Geschäfte positive Signale: „Aktuell lässt sich feststellen, dass die Fahrgastnachfrage zunimmt“, so Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann. Insgesamt aber sind die Aussichten aus Sicht des Unternehmens eher düster: „Solange kein wirksames Impfmittel gegen das Virus existiert, ist davon auszugehen, dass die Bürgerinnen und Bürger den ÖPNV weiterhin meiden werden“, heißt es.
Millionenverluste sind aber auch in anderen kommunalen Unternehmen zu befürchten: So rechnet die Bochumer Veranstaltungs GmbH mit einem Minus in Höhe von bis zu 4,5 Millionen Euro im laufenden Jahr.
Seit Mitte März ist das Geschäft der Gesellschaft zum Erliegen gekommen. Nachdem durch die Absage der Ruhrtriennale 2020 alle Häuser der Gesellschaft – Ruhrcongress, Jahrhunderthalle, Stadthalle und Freilichtbühne Wattenscheid – ohne Buchungen bis August 2020 waren, „zeichnet sich zunehmend ein ähnliches Bild für die Monate ab September ab“, heißt es bei der BoVG.
Stadtwerke rechnen mit Millionen-Kosten
Ähnlich düster sieht es bei der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft aus. Gesunkene Parkerlöse, Mietausfälle und gestiegene Kosten durch u.a. durch Verzögerung von Bauprojekten „wird mit einer Planabweichung von rund 3,4 Millionen Euro gerechnet“.
Und auch das wirtschaftlich erfolgreichste kommunale Unternehmen wird Federn lassen: die Stadtwerke Bochum. „Wir gehen von einem niedrigen siebenstelligen Betrag aus“, sagte Dietmar Spohn, Sprecher der Geschäftsführung dieser Tage mit Blick auf die Corona-Kosten. Dabei soll das Unternehmen mit einer Ausschüttung von 57 Millionen Euro an die Holding für Versorgung und Verkehr vor allem die Bogestra-Defizite kompensieren.
Tierpark befürchtet Jahresdefizit von 1,45 Millionen Euro
Damit nicht genug: Die Wasserwelten Bochum erwarten „deutliche Erlösausfälle“, das Schauspielhaus verzeichnet monatlich Verluste in Höhe von 300.000 Euro, der Tierpark geht von einem Jahresdefizit von bis zu 1,45 Millionen Euro aus. Andere Stadt-Töchter nennen noch keine Zahlen, befürchten aber auch deutliche Einbußen. So etwa auch der Umweltservice USB, dem große Teile der Erlöse aus Großveranstaltungen fehlen werden, der den Einbruch von Preien für Metall, Schrott und Alttextilien befürchtet. Abgerechnet wird am Ende des Jahres.