Bochum. Corona wird die Stadtwerke Bochum einen Millionenbetrag kosten. Trotzdem will das Unternehmen das gute Geschäftsjahr 2019 in 2020 noch toppen.

Noch sind die wirtschaftlichen Folgen von Corona nur ansatzweise absehbar. Die Stadtwerke Bochum rechnen derzeit mit Kosten im „niedrigen siebenstelligen Bereich“, so Dietmar Spohn, Sprecher der Geschäftsführung des Energieversorgers. Trotz der zu erwartenden Millionenbelastung soll der Jahresüberschuss und damit die Ausschüttung an die Stadt Bochum aber noch einmal wachsen.

55 Millionen Euro Gewinn, fünf Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor, führen die Stadtwerke für 2019 an die Holding für Versorgung und Verkehr (HVV) ab und decken damit rechnerisch in etwa den städtischen Zuschussbedarf der Bogestra ab. Auf 57 Millionen soll der Überschuss sogar für 2020 wachsen – und das trotz der Corona-Krise. „Auch die Stadtwerke spüren die Auswirkungen der Corona-Krise“, so Geschäftsführer Spohn. So sei der Strom-Absatz in den vergangenen Monaten um neun Prozent gesunken, u.a. weil Unternehmen ihren Betrieb eingestellt haben.

Preis für Strom und Wasser bleiben stabil

Zu den Mindereinnahmen wird die vom Bund verabschiedete, vorübergehende Reduzierung der Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent gehören. „Diese Entlastung geben wir eins zu eins an unsere Kunden weiter“, verspricht Co-Geschäftsführer Frank Thiel. Und er kündigte außerdem noch an, dass die Preise für Strom und Wasser in diesem Jahr nicht steigen werden. Unklar sei noch, ob dies auch für Gas gelte. Dennoch will sein Haus an das gute Ergebnis aus dem vergangenen Jahr anknüpfen..

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Geprägt war das Jahr 2019 bei dem Energieunternehmen nicht nur durch erfolgreiches Arbeiten im Kerngeschäft, der Versorgung Bochums sowie Abnehmer im gesamten Bundesgebiet mit Strom (Absatzplus von 17 Prozent), Gas (plus 23 Prozent), Wasser und Fernwärme. Auch die Beteiligungen, allen voran Gelsenwasser, VBW, TMR und USB, haben mit einem Plus von 37 Millionen beigetragen. Dazu kommen weitere 35,4 Millionen Gewinn aus dem Verkauf der dritten und letzten Tranche von einst 6,6 Millionen RWE-Aktien. Unterm Strich standen 80,5 Millionen Euro Überschuss aus dem operativen Geschäft plus der RWE-Millionengewinn. So war es möglich, „aus Gründen der Risikovorsorge“, so Spohn, Wertberichtigungen auf die Anteile am Trianel-Windpark Borkum I (30 Millionen Euro) und an der Steag (20,5 Millionen Euro) vorzunehmen und am Ende trotzdem dem Stadtwerke-Eigner, der Stadt Bochum, noch die verabredete Ausschüttung zur Verfügung zu stellen.

Große Baustellen Kraftwerk Lünen und Steag

Zwei große Baustellen haben die Stadtwerke nach dem Ausstieg bei RWE noch: die Beteiligung am Trianel-Kohlekraftwerk Lünen (15,48 Prozent) und der 18-Prozent-Anteil an der Kommunalen Beteiligungsgesellschaft (KSBG), der Eignerin des Energieunternehmens Steag. Ein offenes Geheimnis ist, dass Bochum sich von der Steag trennen will. Die Geschäftsführung bestätigt einen Abstimmungsprozess zwischen fünf der sechs Teilhaber. „Aber Verkaufsgespräche gibt es derzeit nicht“, so Dietmar Spohn.

Teuer zu stehen kommen könnte seinem Haus noch der Anteil am Kraftwerk Lünen. Sollte das, wie es derzeit in Rede steht, 2026 vom Netz gehen müssen, wären nicht einmal die Baukosten gedeckt. Der gesamte mögliche Schaden werde, so die Stadtwerke-Geschäftsführung, auf 600 Millionen Euro taxiert. Spohn: „Wir erwarten, dass es wie bei der Braunkohle auch für die jungen Steinkohlekraftwerke eine Entschädigung gibt.“ Sollte das nicht der Fall, kündigt er eine Schadensersatzklage an. Sie liege bereits in der Schublade.

Beteiligung an weiterer Trianel-Gesellschaft

Zugleich soll die Ökostrom-Produktion weiter angekurbelt werden. Bochum will sich nach den Trianel-Beteiligungen an Windpark (TWB) und Erneuerbare Energie (TEE) auch an einem weiteren Unternehmen für Windkraft und Solarenergie beteiligen – vermutlich als größer Gesellschafter mit einem Anteil von etwa 20 Prozent. Auch das soll dazu beitragen, bis 2025 rechnerisch 35 Prozent des gesamten Energiebedarfs in Bochum durch Ökostrom bedienen zu können.

Stadtwerke 2019 in Zahlen

Umsatz 869,0 Millionen Euro

Operativer Gewinn 80,5 Millionen Euro

- davon Netzgesellschaft 17,5 Millionen Euro

- Vertrieb 16,7 Millionen Euro

- Beteiligungen 35,0 Millionen Euro

Gewinnabführung 55,0 Millionen Euro

Konzessionsabgabe an die Stadt 21,9 Millionen Euro

Investitionen 89,0 Millionen Euro

Gewinn RWE-Anteile, 3. Tranche 35,4 Millionen Euro

(2017 und 2016, 1.+2. Tranche ins. 32,0 Millionen Euro)

Mitarbeiter 730

Marktanteil in Bochum - Strom 81 Prozent

- Gas 78 Prozent