Bochum-Linden. Johannes Willems wittert einen Schildbürgerstreich: Haltestellen an der Lindener Straße werden von den Bussen nicht angefahren. Stadt reagiert.
Zunächst hat Anwohner Johannes Willems die Situation eine Woche lang von seinem Balkon aus beobachtet: Da wurden im März extra neue Schulbushaltestellen an der Lindener Straße vor die Astrid-Lindgren-Schule in Bochum-Linden gesetzt, die auch noch vier Parkplätze kosteten – doch wirklich angefahren wurden sie fortan überhaupt nicht. „Die Schulbusse halten nicht an den eigens eingerichteten Haltestellen, sondern auf der gegenüberliegenden Straßenseite“, beschreibt der 62-Jährige.
Bochum: Anwohner ärgert sich – Busfahrer ignorieren Schulhaltestelle in Linden
Das ärgert ihn gleich aus mehreren Gründen: „Es ist verboten und blockiert den Verkehr. Außerdem müssen die Kinder so noch die Straßenseite wechseln, was eine zusätzliche Gefahr bedeutet“, sagt Willems. Für ihn ein klarer Fall von „Schildbürgerstreich“. Warum die Busse auf der gegenüberliegenden Seite halten, hat er schnell durchschaut: „Um von der richtigen Seite in die Lindener Straße einzubiegen, müssten die Busse einen Umweg von etwa drei Minuten fahren“, weiß der langjährige Anwohner.
Damit der Bus direkt vor der Schule seine Türen öffnen könnte, müsste er von der Hattinger Straße, die parallel verläuft, nahe des Röderschachtes in die Lindener Straße einbiegen. Tatsächlich wählen die Busfahrer aber den Weg, der aus Richtung Welperstraße auf die Lindener Straße zur Grundschule führt.
Schulgebäude aktuell gesperrt
Johannes Willems hat seinen Unmut nicht auf sich sitzen lassen, er ist tätig geworden: „Ich habe mehrfach das Schulverwaltungsamt kontaktiert“, berichtet er. Nach dem Gespräch mit einer zuständigen Mitarbeiterin habe sich die Situation dahingehend gebessert, dass die Busse zumindest morgens auf der richtigen Seite hielten. „Nach Feierabend aber wieder das alte Bild“, kommentiert Willems und zeigt Fotoaufnahmen, die er von seinem Balkon aus gemacht hat.
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Auch eine Lehrerin der Grundschule hat er angesprochen, ebenso die Polizei kontaktiert. „Niemand fühlt sich zuständig“, beschwert sich Willems. Die Grundschullehrerin habe an das Schulverwaltungsamt verwiesen, die Polizei werde erst tätig, wenn sie Missachtungen der Straßenverkehrsordnung selbst feststelle.
Auch gegenüber der WAZ verweist das ausführende Busunternehmen „Jabo“ an das Schulverwaltungsamt. Für die Stadt nimmt Sprecher Thomas Sprenger Stellung und bittet zunächst um Verständnis für den aktuellen Einsatz der Schulbusse: „In der Astrid-Lindgren-Grundschule finden aktuell Bauarbeiten statt. Die Schüler müssen zum Ausweichstandort am Lenneplatz transportiert werden, sodass es zu einem höheren Busaufkommen kommt.“
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Zudem erfordere die Coronakrise den Einsatz von mehr Bussen, um die Auflagen einzuhalten. Die angesprochenen Bauarbeiten wurden als Sofortmaßnahme ergriffen, nachdem Schäden im Dachgeschoss sichtbar wurden. Betroffen ist das Gebäude nämlich vom sogenannten Hausschwamm – einer Pilzart.
Busfahrer von der Stadt sensibilisiert
Am Jahresbeginn hatte ein Statiker das Gebäude begutachtet und festgestellt, dass mehrere Klassenräume gesperrt werden müssen und weitere Untersuchungen notwendig sind. Dafür müssen teilweise Bauteile geöffnet werden. „Die Schüler werden solange in einem ehemaligen Schulgebäude am Lenneplatz unterrichtet, welches vor kurzer Zeit noch als Kompensationsfläche von der Wilbergschule genutzt wurde“, teilt die Stadt mit. Das Schulverwaltungsamt organisiere Umzug und Beförderung der Schüler. „Voraussichtlich wird die Verkehrssituation nur bis zum Beginn der Herbstferien so sein, danach sollten die Bauarbeiten abgeschlossen sein“, sagt Sprenger.
Umzug im Februar
Die Astrid-Lindgren-Gemeinschaftsgrundschule befindet sich an der Lindener Straße 28. Schon im Februar dieses Jahrs mussten die Schüler nach Grumme umziehen.
Die Pilzart „Hausschwamm“ ist für die Schülerinnen und Schüler zwar nicht gesundheitsgefährdend, greift aber die Statik des Gebäudes an.
Die Fahrtzeit zwischen Astrid-Lindgren-Grundschule und Ausweichstandort beträgt etwa 15 bis 20 Minuten.
Das erklärt zwar, warum mehr Busse im Einsatz sind, beantwortet aber noch nicht Willems Klage über die falsch angesteuerte Haltestelle. „Wir haben die Beschwerde zum Anlass genommen, um noch einmal mit Polizei und Busunternehmen ins Gespräch zu gehen“, sagt Sprenger. Dabei habe man dafür sensibilisiert, dass sich Anwohner gestört fühlten, wenn die Busse nicht die richtige Route nähmen. „Wir werden die Situation weiter beobachten“, verspricht Sprenger. Das hofft auch Johannes Willems – noch am Montag hat er wieder einen Bus gegenüber der Haltestelle beobachtet.
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