Bochum-Südwest. Ein Gruppenfoto eines Bochumer SPD-Ortsvereines hat die CDU Bochum-Südwest zu scharfen Vorwürfen bewogen. Der Schuss ging aber nach hinten los.

Offenbar gepfeffert sollte sie sein, die aktuelle Pressemitteilung der CDU Bochum-Südwest. Am Ende jedoch kommt sie doch eher fade daher, denn die Würze ist ihr komplett abhanden gekommen. Die Christdemokraten wollten herausgefunden haben, dass Mitglieder des SPD-Ortsvereins Linden gegen die Corona-Abstandsregeln verstoßen haben. Ein Vorwurf, der sich als haltlos erweist, wie eine Recherche dieser Zeitung ergab.

Bochum: CDU schießt sich mit haltloser Kritik an SPD-Verhalten ein Eigentor

Ein Foto auf der Internetseite der SPD Linden hatte ein CDU-Mitglied stutzig gemacht. Darauf zu sehen ist eine SPD-Delegation, angeführt von Bezirksbürgermeister Marc Gräf und dem Vorsitzenden der Ratsfraktion Peter Reinirkens. Die Gruppe hatte zuvor eine Seilscheibe im Lindener Ortskern bepflanzt posierte nun nach getaner Arbeit für dieses Foto – dicht an dicht, ohne Abstand zu halten.

Das werfe für den CDU-Stadtbezirksverband Bochum-Südwest Fragen auf, heißt es in einer Pressemitteilung. „Gelten die Corona-Maßnahmen für den Bezirksbürgermeister und die SPD-Funktionäre etwa nicht?“, fragt darin Ratsmitglied und Stadtbezirksvorsitzende Gabriele Meckelburg. Sie kommt zu dem Schluss, dass sich der Bezirksbürgermeister öffentlich erklären müsse, zumal sein Parteifreund, Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, nicht locker lasse, die Bochumer Bürger an die strikte Einhaltung der Maßnahmen zu erinnern.

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Meckelburg zeigt sich in der Pressemitteilung enttäuscht: „Wir hätten uns gewünscht, dass der Bezirksbürgermeister als Vorbild in seinem Amt vorangegangen wäre und nicht selber die Regeln einfach missachtet.“ Das hätte dem Amt des Bezirksbürgermeisters nach Meinung der CDU gut getan und dieses nicht beschädigt.

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Klare Worte, die die CDU inzwischen aber am liebsten wieder zurücknehmen würde. Denn wie sich nach einer kurzen Recherche im Internet (Facebook) herausstellte, ist die Kritik in keiner Weise angebracht. Das Gruppenfoto, das die CDU so vorpreschen ließ, entstand im März 2019. Also vor mehr als einem Jahr, als noch niemand daran gedacht hat, was Corona mit unserem Leben 2020 so alles anstellen wird.

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Marc Gräf, auf den sich die Kritik der CDU ja in erster Linie bezog, bestätigt dies. „Das ist tatsächlich ein altes Foto. Wir haben im vergangenen Jahr an der Hattinger Straße diese Seilscheibe bepflanzt. In diesem Jahr haben wir die Stelle nochmal gesäubert. Das war Anfang März, also ebenfalls vor den coronabedingten Einschränkungen.“

Marc Gräf bemängelt: „Was ist das für ein Niveau?“

Der Bezirksbürgermeister kann das Vorgehen der CDU nicht nachvollziehen. „Das macht mich wirklich sprachlos“, sagt Marc Gräf. „Ich käme im Leben nicht darauf, welche Partei auch immer zu beobachten und in die Pfanne zu hauen. Was ist das für ein Niveau?“

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Gabriele Meckelburg beteuert, jemand im Stadtbezirk habe das Foto „durch Zufall gesehen“. Man habe nicht die Absicht gehabt, die SPD bewusst zu denunzieren. Eigentlich arbeite man im Stadtbezirk ja gut zusammen, „und da geht es eigentlich immer um die Sache“. Also das Wohl des Stadtteils und der Bürger.

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Dass die Aufnahme ein Jahr alt ist, habe sie nicht gewusst, sagt Gabriele Meckelburg. „Ich habe das nicht weiter recherchiert. Da muss ich mich an meine eigene Nase packen.“ Die Pressemitteilung sei damit natürlich hinfällig. „Das ist ein Fehler gewesen. Das tut mir leid.“

In Kürze übrigens wird die SPD Linden ein aktuelles Foto machen, wenn der Platz rund um die Seilscheibe gereinigt werden soll. „Natürlich mit Abstand“, sagt Marc Gräf. „So wie wir es in diesen Corona-Zeiten immer und überall handhaben.“

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