Bochum-Hofstede. Als die Zeche in Hofstede 1973 stillgelegt wurde, beschloss die Stadt Bochum, die Halde zu begrünen. Der Stadtteil sollte wohnlicher werden.

Als vor drei Jahren der Vorschlag von der Stadt kam, den sogenannten Phönixberg, die Halde der ehemaligen Zeche Hannibal, für Gewerbe zu reaktivieren, herrschte Alarm in Hofstede. Bürger gründeten die „Interessengemeinschaft Grüne Lunge Hofstede“ und sammelten Unterschriften gegen die Pläne. Mit Erfolg: Der Wald als ökologische Aufwertung des belasteten Stadtteils bleibt und wird aufgewertet.

Heinz Rittermeier gehört zu dem Mitbegründern der Interessengemeinschaft. Er sagt: „Leider ist in weiten Teilen der Bevölkerung nicht mehr bekannt, warum die Halde Hannibal aufgeforstet wurde. Aufgrund meiner Tätigkeit beim DGB Bochum in den 1970er Jahren kann ich mich noch an die damaligen Diskussionen und politischen Entscheidungen erinnern.“ Auch das WAZ-Archiv war dabei hilfreich.

Ende des Bergbaus in Bochum

1973 wurde die Zeche Hannibal in Bochum stillgelegt, 1974 folgte die Zeche Holland in Wattenscheid. Das war das Ende des Bergbaus in der Stadt. Zur gleichen Zeit schrumpfte die Stahlindustrie deutlich. Die Montanindustrie hinterließ in Bochum ihren prägenden Einfluss auf das Stadtbild.

Deshalb beschloss die Kommunalpolitik in den 1970er Jahren, Bochum durch Bäume und grüne Gürtel attraktiver zu gestalten. Nach der Stilllegung der Zeche begann die Stadt mit der Aufforstung der Halde, um die Wohnqualität im Stadtteil Hofstede zu verbessern.

Dieses Bild entstand im vergangenen Jahr aus einem Dachgeschoss an der Dorstener Straße. Es zeigt, wie groß die Bäume mittlerweile geworden sind. 
Dieses Bild entstand im vergangenen Jahr aus einem Dachgeschoss an der Dorstener Straße. Es zeigt, wie groß die Bäume mittlerweile geworden sind.  © Dirk Cottmann

Dies war in Hofstede wie im ganzen Bochumer Norden kein leichtes Unterfangen. Aus diesem Grund schlug Professor Wienands von der TU München am 26. November 1979 in einem Artikel der WAZ vor: „In Bochum liegen die letzten Spuren von freier Fläche wenige hundert Meter vor der Haustür. Grüne Reste sogar im Norden, wo die Schwefelchemie (heutige GMU) jahrzehntelang gestunken hat. Eine Stadtplanung, die versucht, diese grünen Inseln etwa über Rad- und Fußwege zu einem Gitter aus Stadtgrün zu machen, würde Bochum noch wohnlicher machen.“

Der Norden wurde dichter bebaut

Im Rahmen dieser Diskussion wurde beschlossen, die graue und staubige Halde der Zeche Hannibal zur grünen Lunge aufzuforsten und aufzuwerten. Denn bei der Bepflanzung des Bochumer Nordens mit Bäumen gab es Schwierigkeiten. Davon berichtete die WAZ am 26. März 1980: „Unter der Arbeiterbevölkerung in den Vororten des Nordens haben die früheren Stadtarchitekten die Straßen schmäler angelegt und die Häuser dichter gebaut als in den ,feineren’ südlichen Vororten für die ,besseren’ Leute. Mit diesem Erbe lebt Bochum weiter. Das städtische Gartenamt hat heute große Schwierigkeiten, in den schmäleren und enger bebauten Wohnstraßen des Nordens noch Platz für Bäume am Straßenrand zu finden.“

In Bochum fehlen Gewerbeflächen

Der Regionalverband Ruhr (RVR) hatte im Jahr 2016 die Stadt aufgefordert, zusätzlich Flächen für Gewerbe zu benennen, denn in Bochum fehlten laut Regionalplan Ruhr 82 Hektar Gewerbefläche.

Die Halde Hannibal mit 6,5 Hektar Fläche war daraufhin in der Diskussion.

Die Halde Hannibal sollte durch die Bepflanzung mit Bäumen hier Abhilfe schaffen. „Als 2017 Überlegungen aufkamen, die Halde Hannibal wieder als Gewerbegebiet zu nutzen, kam uns das wie eine Rolle rückwärts vor. Das war mit ein Grund, die Halde Hannibal als grüne Lunge energisch zu verteidigen. Heute gilt es, die Halde attraktiver zu gestalten“, betont Heinz Rittermeier.

Keine Forstarbeiten

Sein Mitstreiter Dirk Cottmann fügt an: „Uns ging und geht es um die Erhaltung der ca. tausend Bäume zur Luftreinhaltung und zur Klimaverbesserung. Genau deshalb haben wir für den Erhalt der Halde gekämpft. Wir wollten auch von Beginn an die Wege nur als Forstwege beibehalten. Kein aufwendiges Pflaster und Randkantensteine, keine Beleuchtung auf der Halde. Damit die dort angesiedelten Tiere verbleiben, sollen auch keine Forst-/Aufräumarbeiten abseits des Rundumweg durchgeführt werden. Die sogenannte Aufwertung der Halde beziehe sich nur auf die Ausbesserung des Weges an wenigen Stellen. Und drei Sitzbänke sollen aufgestellt werden.