Trennwände, Schutzmasken, höhere Preise: Die Bochumer Friseure freuen sich auf ihre Wiedereröffnung – müssen aber viele Auflagen beachten.

Ab Montag dürfen Friseursalons wieder öffnen – die Bochumer Friseure können das kaum erwarten. Mit Hygienemaßnahmen und neuen Konzepten sollen zahlreiche Kunden in Friseurstudios gelockt werden. Die Terminkalender sind schon für Wochen ausgebucht, so auch in der „Zottelbude“.

Jörg Gallinat (rechts) schaut nach, ob er in seinem Bochumer Friseursalon alle Vorgaben umgesetzt hat, während sein Sohn Steven (links) versucht, für seine Kunden einen freien Termin zu finden.
Jörg Gallinat (rechts) schaut nach, ob er in seinem Bochumer Friseursalon alle Vorgaben umgesetzt hat, während sein Sohn Steven (links) versucht, für seine Kunden einen freien Termin zu finden. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

„Wir machen am Montag direkt um 0 Uhr auf und nehmen die ersten Kunden an“, sagt Jörg Gallinat, Inhaber des Friseursalons an der Brückstraße, „mein Sohn kam auf die Idee. Kinopremieren beginnen ja auch um 0 Uhr.“ Manche seiner Kunden würden daher schon zwischen 0 und 2 Uhr am Montag zum Haarschneide-Termin vorbeikommen.

Bochumer Friseure setzen auf Einzelkabinen, Gesichtsmasken und Handschuhe

Im Salon läuft vieles anders: Der Wartebereich ist abgesperrt, 15 Minuten Puffer zwischen jedem Termin, keine Getränke oder Zeitschriften für die Kunden. „Wir haben Einzelkabinen aufgebaut, damit wir mehrere Kunden annehmen können“, sagt Gallinat und zeigt seine selbstgebaute Konstruktion aus Plastikabtrennungen und Wasserrohren aus dem Baumarkt, die mit Zement-Eimern beschwert sind.

Friseur Steven Gallinat fixiert die Trennwände in dem Bochumer Friseursalon mit Zement-Eimern.
Friseur Steven Gallinat fixiert die Trennwände in dem Bochumer Friseursalon mit Zement-Eimern. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Der Bau der Wände, Desinfektionsmittel, Gesichtsschilde und Mund-Nase-Masken für die Kunden hätten ihn rund 1000 Euro gekostet. „Die sechs Wochen, in denen wir keinen Cent verdient haben, holen wir nie wieder rein“, sagt der Friseur, „kein Kunde kommt jetzt zweimal zum Haareschneiden.“

Trotz der zusätzlichen Kosten, will Gallinat seine Preise nicht pauschal erhöhen. „In dieser Krise haben alle höhere Ausgaben – da wollen wir die Kunden nicht noch mehr belasten.“ Lediglich wenn für einen größeren Ansatz mehr Färbemittel benötigt wird, würde er den Preis anpassen. Durch das aktuelle Verbot des „Trockenschnitts“ müssten viele Kunden ohnehin tiefer in die Tasche greifen.

Barbiere in Bochum warten weiter auf ihre Wiedereröffnung

Immer wieder schellt sein Telefon durch die „Zottelbude“. Gallinats Sohn Steven nimmt das Gespräch entgegen. „Karten fürs Champions-League-Finale sind im Moment leichter zu bekommen als einen Friseurtermin“, sagt er dem Kunden am anderen Ende der Leitung, während er nach einem freien Termin in den nächsten Wochen sucht. Kunden würden nur noch über die telefonische Terminvergabe angenommen.

Friseur Jörg Gallinat setzt ab Montag auf einen Gesichtsschild, wenn er seinen Kunden den ersten Haarschnitt nach sechs Wochen verpasst. Die Kunden selbst erhalten am Empfang einen Mund-Nase-Schutz.
Friseur Jörg Gallinat setzt ab Montag auf einen Gesichtsschild, wenn er seinen Kunden den ersten Haarschnitt nach sechs Wochen verpasst. Die Kunden selbst erhalten am Empfang einen Mund-Nase-Schutz. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Ärgerlich sei für ihn, dass er seinen Barbierbereich „Kaue“ nicht öffnen kann. „Bart, Augenbrauen – alles was im Gesicht gemacht wird, dürfen wir gerade nicht anbieten“, sagt Jörg Gallinat, „wir können nur hoffen, dass sich die Kunden in den letzten Wochen nicht den Bart abgeschnitten haben.“

Auch im „Haarstudio by Turgay“ an der Brückstraße macht die Bartbehandlung 50 Prozent der Kundschaft aus. Inhaber Turgay Özüduru läuft durch seinen Friseursalon und hängt Hinweisblätter und neue Preislisten aus. „Ich muss jetzt Einwegumhänge, Handschuhe und Masken kaufen – das kostet zusätzlich“, sagt Özüduru. Er müsse die Preise daher um zehn Prozent erhöhen.

Friseur: „Der Ansturm wird nur die ersten zwei Wochen so groß sein“

Die erst vor einem Jahr eingerichtete Barbier-Abteilung „Kaue“ im Bochumer Friseursalon „Zottelbude“ muss vorerst gesperrt bleiben.
Die erst vor einem Jahr eingerichtete Barbier-Abteilung „Kaue“ im Bochumer Friseursalon „Zottelbude“ muss vorerst gesperrt bleiben. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Im „Star Friseur“-Salon am Nordring muss die telefonische Terminvergabe erst noch anlaufen. Normalerweise kämen die Kunden ohne Termin vorbei, erklärt Friseur Alan Ali. Daher könne er noch nicht abschätzen, wie viele Kunden ab Montag vorbeikommen. Die Preise sollten vorerst nicht erhöht werden.

„Wir haben deutlich mehr Anfragen – schließlich konnten die Leute fast zwei Monate nicht mehr zum Friseur gehen“, sagt Azad Aslan von „Coiffeur & Barber By Yusef“, „aber der Ansturm wird nur die ersten zwei Wochen so groß sein.“ Aufgrund des großen Andrangs müsse er verstärkt darauf achten, dass nicht zu viele Kunden gleichzeitig in den Salon an der Dorstener Straße kommen.

Das muss beim Friseur beachtet werden:

Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege schreibt einen Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Kunden vor.

Kunden können nur telefonisch Termine ausmachen.

Die Haare werden vor jedem Haarschnitt oder Färben waschen. Ein günstiger und schneller „Trockenschnitt“ wird nicht angeboten.

Augenbrauen-Zupfen, Bartrasuren, Wimpernfärben und sonstige Behandlungen im Gesicht sind nicht möglich.

Kunden werden in eine Kontaktliste eingetragen.

Azad Aslan und seine Friseurkollegen sind sich noch nicht sicher, ob sie die Preise erhöhen wollen. Neben den Einkommensaufällen der letzten Wochen müssten sie jetzt noch die Kosten für neues Schutzmaterial ausgleichen: „Die Masken sind neu für uns, aber mit Handschuhen arbeiten wir sonst auch: Man weiß nie, was der Kunde auf dem Kopf hat.“

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