wattenscheid. . Bürgerinitiative Westenfelder Felder informiert über Auswirkungen von Gewerbeansiedlung und Wohnbebauung beim Nachbarschaftsfest.
Das Pfarrheim von St. Nikolaus im Schatten des „Zwiebelturms“ hatte die Bürgerinitiative Westenfelder Felder keineswegs zufällig für ihr Nachbarschaftsfest ausgesucht. Informationen und Austausch untereinander über eine mögliche Ansiedlung von Gewerbe und Wohnbebauung im Plangebiet „Wilhelm-Leithe-Weg Nord und Süd“ standen im Mittelpunkt.
Dies möglichst sachlich zu tun, machte die Initiative deutlich mit großen Info-Tafeln, die das Plangebiet und eine mögliche neue Nutzung umrissen. Offene Fragen und Kritik wurden allerdings darauf ebenfalls festgehalten.
Katalog aus dem Internet
Eine kurze Auswahl aus der Internet-Präsentation von Immobilienscout etwa zeigte einen Katalog der aktuell angebotenen Gewerbeflächen, danach gut 260 000 Quadratmeter an Hallen und Lagerräumen, 14 000 für Büros und Praxen, 4 500 für Einzelhandel in einem Umkreis von vier Kilometern um Westenfeld. Dem gegenüber stünden neue 380 00 Quadratmeter, etwa 53 Fußballfelder, im Plangebiet.
Sollte es dazu kommen, fürchtet die Initiative den Verlust hochwertiger Ackerböden, zunehmenden Verkehrslärm und Belastung der Nebenstraßen, Überschwemmungen und Rückstaus in einer „schon jetzt überlasteten Kanalisation“ durch Flächenversiegelung und außerdem Beeinträchtigungen des Kleinklimas und des Lebensraums für Tierarten wie Turmfalke, Feldhase oder Nachtigall.
Bergbau-Senkungen befürchtet
Eine sechsseitige Liste von Einwendungen an die Stadtverwaltung sei bislang unbeantwortet geblieben, merkte BI-Sprecher Torsten Vieting an.
Bedenken über die grundsätzliche Eignung der Flächen für eine Bebauung sehen die Nachbarn unter anderem auch durch die Bergbauvergangenheit und bereits beobachtete Senkungen im Gelände. Die dichte Bebauung in unmittelbarer Nachbarschaft, wie am Sachsenring, und die damit verbundenen Probleme für USB-Fahrzeuge oder Feuerwehr in regelrecht zugeparkten Straßen, bereite jetzt schon Sorgen. Zusätzliche 1000 Wohneinheiten und entsprechend steigende Kfz-Zahlen würden die Schwierigkeiten nur verstärken.
Attraktivität des Gebiets
Dass auch Emotionen mit hineinspielen in die Ablehnung der Planinhalte, will Torsten Vieting nicht abstreiten. Die jetzigen Siedlungsbereiche punkteten sicherlich durch die Faktoren Lebensqualität und Naherholung.
Ob diese Attraktivität bei einer Anbindung Wattenscheids durch den Rhein-Ruhr-Express auch erhalten bleiben könne, sei bei weiterer Gewerbeansiedlung sehr zweifelhaft. Auch den tatsächlichen Bedarf an neuem Wohnraum stellten die Westenfelder angesichts der Berechnungsgrundlage von 2016 in Frage.
Kontakt zur Initiative unter info@westenfelder-felder.de.
„Wattenscheid hat großes Potenzial“
Beim Nachbarschaftsfest ausführlich diskutiert wurden die Aussagen von Stadtbaurat Markus Bradtke. Etwa, dass beim Wohnungsbau „erheblicher Nachholbedarf“ bestehe. „Wattenscheid soll wachsen und hat großes Potenzial. Der Stadtbezirk ist mit dem Start des Rhein-Ruhr-Express (RRX) das Vorderland von Düsseldorf,“ so Bradtke in der WAZ.
Der Stadtbaurat sei sicher, dass sich viele Bürger für einen Standort in der Hellwegstadt entscheiden könnten, da „das Bodenpreisgefüge anders ist als in der Landeshauptstadt oder in Essen.“ Derzeit sei das Bauplanungsamt dabei, einen Treuhänder für das Gebiet Wilhelm-Leithe- Weg/Isenbrockstraße zu beauftragen, mit dem gemeinsam die Gesamtentwicklung vorangebracht werden könne.
Eine Rahmenplanung, ein Strukturkonzept müsse für dieses Gebiet erstellt werden, danach folgten dann entsprechende Bebauungspläne. Er hoffe, dass die Rahmenplanung in 2018/2019 erfolgen könne. Der Bebauungsplan schließlich brauche noch einmal zwei bis drei Jahre. Das Gebiet müsse erschlossen, Kanäle und Straßen angelegt werden. Vorher müssten die Grundstücke in die Vermarktung gebracht werden, „zumindest die, die der Stadt gehören“. Bradtke rechnet mit einem Baustart im Bereich Wilhelm- Leithe-Weg ab 2022.
Letztlich sei die Entscheidung politisch zu treffen. Die Argumente der Bürgerinitiative, etwa das Hochwasser auf den Straßen oder überflutete Keller, die durch das Gefälle des Gebiets bei starkem Regen verursacht würden, nehme Bradtke sehr ernst. „Die Entwässerung muss untersucht und geklärt werden.“