Stiepel. . Heiße Diskussion in der Bezirksvertretung über irritierende Anlieger-Regelung am Haarmannsbusch. Stadt ist nicht zu einer Änderung bereit.

Die weiterhin ungelöste Verkehrsproblematik an der Haarstraße und im Haarmansbusch bleibt Diskussionsthema Nummer eins im Bochumer Süden. Beim letzten Treffen der Bezirksvertretung Süd machten einige Anwohner ihrem Ärger über die starke Zunahme des Verkehrs direkt vor ihrer Haustür lautstark Luft. Doch wer während der Sitzung im Uni-Center auf eine schnelle Lösung des Problems gehofft hatte, der sah sich enttäuscht. Ein schlüssiges Verkehrskonzept noch in diesem Jahr wird es nicht geben.

Die Wurzel allen Übels: Seit die Haarstraße von der Königsallee aus zur Sackgasse wurde, sucht sich der Verkehr andere Wege Richtung Uni.
Die Wurzel allen Übels: Seit die Haarstraße von der Königsallee aus zur Sackgasse wurde, sucht sich der Verkehr andere Wege Richtung Uni. © Gero Helm

Darum geht’s: Seit im Juni 2016 die schmale Haarstraße zur Einbahnstraße erklärt wurde, fehlt eine gern und oft genutzte Verbindungsachse zwischen Ruhr-Uni und Stiepel. Nur noch von der Surkenstraße aus lässt sich die Königsallee erreichen, die Gegenrichtung ist ab Hausnummer 61 gesperrt – Sackgasse.

Autofahrer wählen Schleichweg Richtung Uni

Die Folge: Viele Autofahrer suchen ihr Glück nun über den fast parallel laufenden Haarmansbusch und hoffen über diesen Schleichweg schneller Richtung Uni zu kommen. Auch von einem riesigen Schild an der Ecke Königsallee, das ein Befahren des Haarmannsbuschs sowie auch der Seitenstraßen nur für Anlieger erlaubt, lassen sich viele nicht abschrecken. Im Haarmannsbusch herrscht seither reger Durchgangsverkehr.

Paradox: Wer den Haarmannsbusch von der Surkenstraße aus befahren will, darf dies tun. Hier gibt es – wie auch auf der Haarstraße – lediglich ein Verbot für Lkw. Warum der Haarmannsbusch nicht komplett zur Anliegerstraße erklärt wurde, können viele nicht verstehen. Eine entsprechende Anfrage an die Verwaltung stellten die Grünen im August. Die Antwort: „Ein Verkehrsverbot für alle Fahrzeugarten an der Straße Im Haarmannsbusch würde wiederum eine Verlagerung in die Haarstraße bedeuten“, so teilt es das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt mit. „Straßenverkehrsrechtlich“ sei dies nicht zu rechtfertigen: „Eine Änderung ist daher nicht vorgesehen.“

Deutlich mehr Autos gezählt

Mit dieser Lösung können sich die Bezirksvertreter nicht anfreunden: „Warum der Haarmannsbusch von der einen Seite offen ist und von der anderen nicht, das erschließt sich mir überhaupt nicht“, meint etwa Jörg Klotz (SPD) und regt eine weitere Prüfung an.

Die Anwohner protestieren weiter gegen eine Zunahme des Verkehrs vor ihrer Haustür. Bereits im Juli hängten sie rote Protestschilder entlang ihrer Straße auf: „Sind Sie Anlieger?“ und „Hier laufen Kinder!“ stand darauf. Zweimal hat die Polizei das Verkehrsaufkommen eine Woche lang erfasst – vor und nach den Änderungen an der Haarstraße. Waren es zuvor 10 668 Fahrzeuge, die den Haarmannsbusch durchquert haben, stieg die Zahl später auf 13 345. Viele würden die Tempo-30-Zone mit weit überhöhter Geschwindigkeit befahren – und die Polizei sei nur selten vor Ort: „Im Juni war mal ein Motorradpolizist da, aber der wurde seither nicht mehr gesehen“, meint ein Anwohner. „Dabei müsste der sich mal zu den Stoßzeiten morgens und nachmittags an die Straße stellen. Da ist bei uns der Teufel los.“

Amtsleiter Peter Sennin dämpft die Hoffnungen der Anwohner auf eine schnelle Lösung des Problems: „Die Verwaltung wird hier kurzfristig nichts verändern“, sagt er. Nach Fertigstellung der Baustelle an der Kosterstraße solle es voraussichtlich im November eine große Verkehrszählung in Stiepel geben, erst danach könne ein neues Konzept ausgearbeitet werden. „Vorher wird es keine Lösung geben.“