Bochum-Süd. Die Stadt Bochum will den Terrassenbau an der Girondelle in Querenburg erhalten. Mit dem Eigentümer wurde dazu ein Sanierungsplan erarbeitet.
Denkmalgeschützte Gebäude gibt es im Bochumer Süden viele. Und sicher noch ebenso viele, denen dieser Schutz durchaus gebühren könnte. Mit ein Grund, weshalb die Bezirksvertretung Süd jüngst Dagmar Stallmann von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Bochum eingeladen hatte. Sie informierte die Lokalpolitiker umfassend über Denkmalschutz und -und pflege im Bochumer Süden. Eine aktuelle Information konnte sie dabei für den Terrassenbau an der Girondelle in Bochum-Querenburg verkünden: Für diesen gibt es laut Dagmar Stallmann nun einen Sanierungsplan.
Stadt Bochum will Terrassenbau an der Girondelle in Bochum-Querenburg schützen
Dieser sei gemeinsam mit dem Eigentümer auf den Weg gebracht worden. Die Bezirksvertreter hören das gern. Von außen betrachtet sei der Terrassenbau vielleicht ein architektonisches Vorzeigeobjekt, sagt Monika Gärtner von den Grünen. „Innen aber ist das Gebäude eine Katastrophe – kein Licht, viele Schmierereien.“ Dagmar Stallmann kennt sogar noch ein weiteres Problem: „Die Pflanztröge an den Balkonen, die gerade wegbrechen.“
Dünne Personaldecke
Immer mehr Gebäude auch aus den 50er bis 80er Jahren würden unter Denkmalschutz gestellt, sagt Fachfrau Dagmar Stallmann. Beim Denkmalschutz gehe es in erster Linie um rechtliche Vorgaben, die erfüllt sein müssen. So sei die geschichtliche Bedeutung eines Gebäudes relevant, die Bedeutung für Stadtteil und Siedlung, aber auch das öffentliche Interesse. Bei der Denkmalpflege gehe es um Maßnahmen zum Erhalt eines Gebäudes.
Die Untere Denkmalbehörde der Stadt trifft alle Entscheidungen „im Benehmen“ mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), erklärt Dagmar Stallmann. Dass es mitunter dauere, bis ein möglicherweise denkmalschutzwürdiges Gebäude eingehend geprüft sei, habe mit der dünnen Personaldecke zu tun. „Bei uns kümmern sich drei Personen um ganz Bochum.“
Wenngleich der Terrassenbau in der Wahrnehmung vor Ort vielleicht als Problemfall gesehen werde – international, so Dagmar Stallmann, werde ihm auf jeden Fall Bedeutung und Anerkennung zuteil. „Das Gebäude wird gerne mit einem ähnlichen in Montreal verglichen.“
Durch Denkmalschutz Fuß in der Tür
„Wir wollen das Objekt auf jeden Fall schützen“, sagt Dagmar Stallmann daher auch. „Sollte der Terrassenbau vergammeln, schreiten wir ein.“ Durch den Denkmalschutz habe man zumindest einen Fuß in der Tür. Damit sei aber nicht gegeben, „dass wir den Eigentümer dazu verpflichten können, den baulichen Zustand aus den 70er Jahren wieder herzustellen“. Sie sagt dies im Hinblick auf den Vorschlag von Gereon Kuriewicz (CDU), im Falle neuer Fenster diese im Stile der 70er Jahre auszutauschen.
Sanierung soll „auf einem hohen Qualitätsstandard“ erfolgen
Dagmar Stallmann versichert, dass der Terrassenbau an der Girondelle „auf einem hohen Qualitätsstandard“ saniert werden soll. „Das kann dem sozialen Umfeld nur gut tun.“ Den Denkmalschutz sieht sie in diesem Fall „nicht als Behinderung, sondern eher als Chance“. Dabei werde immer auch der Brandschutz berücksichtigt. „Diesen klammert der Denkmalschutz nicht aus.“
Doch die Untere Denkmalbehörde ist nicht nur mit dem Terrassenbau in Querenburg beschäftigt. Die Liste der denkmalgeschützten Gebäude im Bochumer Süden ist lang. Viele prägende Bauwerke sind dort vertreten – von der Stiepeler Dorfkirche bis zur Ruhr-Universität, vom Malakowturm in Wiemelhausen bis zur Zeche Klosterbusch im Lottental. Und die Liste wird nach und nach länger.
Bitte um Vorschläge von Bürgern
„Wir sind da aber auch auf Anregungen aus der Bevölkerung angewiesen“, sagt Dagmar Stallmann. Dann könne so etwas wie am Ahornweg 2 (Ecke Zedernweg) in Wiemelhausen passieren. Dem alten Kötterhaus drohte der Abriss. Peter Kranold aus der Nachbarschaft wollte dies verhindern – aus historischen Gründen. Sein Schreiben an den Oberbürgermeister landete schließlich bei der Unteren Denkmalbehörde, die das Gebäude zusammen mit dem Fachamt für Denkmalpflege im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) prüft und auch schon Gespräche mit dem Eigentümer und dessen Architektin geführt hat. Auch der Gestaltungsbeirat ist inzwischen beteiligt.
Behörde schaut sich Schulvikariehaus in Stiepel genauer an
Ähnliches könnte im Falle des ehemaligen Schulvikariehauses an der Brockhauser Straße 65 in Stiepel passieren. Vom Stiepeler Verein für Heimatforschung sei man auf dieses Gebäude aufmerksam gemacht worden, sagt Dagmar Stallmann. „Das schauen wir uns jetzt mal genauer an.“