Bochum. Um das Thema „Gewalt gegen Frauen“ mehr in die Öffentlichkeit zu bringen, werden jetzt Plakate aufgehängt. Häusliche Gewalt wird oft tabuisiert.

„Dein Respekt für meine Grenzen“ und „Angst ist ein hässliches Heim“: Mit diesen Slogans machen die Stadt, die Polizei und die Bogestra ab Montag (25.) auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam. Zugleich weisen sie auf Hilfsangebote hin wie zum Beispiel das bundesweite und kostenfreie Hilfetelefon 0800 116 016.

Die beiden Slogans werden von zwei Bochumer „Influenzerinnen“ (Menschen mit sehr hoher Reichweite in sozialen Netzwerken wie Instagram) an diversen Stellen in der Stadt auf Bildmotiven verbreitet. Zu sehen sind sie auf dem Heck eines Bogestra-Busses und auf Großplakaten. Bei den beiden Frauen handelt es sich um die Leichtathletin Maike Schachtschneider (bei Instagram „maikelarissa“) und die Justizbeschäftigte Christa Skalecki („christelle“). Sie verweisen auch auf das Bochumer „Netzwerk gegen häusliche Gewalt“, dem viele Beratungsstellen angehören.

Kampagne soll das Thema mehr in die Öffentlichkeit bringen

Auch interessant

Partnerschaftliche Gewalt ist die häufigste Gewalt gegen Frauen“, sagte die städtische Gleichstellungsbeauftragte Regina Czajka am Montag bei der Präsentation der Kampagne. Anlass ist der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“. Die Kampagne soll das Thema mehr in die Öffentlichkeit bringen und die Menschen dafür mehr sensibilisieren. Bisher wird es in großen Teilen der Gesellschaft noch tabuisiert.

Regina Czajka, städtische Gleichstellungsbeauftragte.
Regina Czajka, städtische Gleichstellungsbeauftragte. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Der Bochumer Polizeibeamte Ralph Jeske glaubt, dass nur ein kleiner Bruchteil der tatsächlichen Fälle von Gewalt gegen Frauen angezeigt werden. Auf eine Anzeige kämen wohl 20 bis 25 Fälle, die unbekannt blieben. Gemeldet worden sind im vergangenen Jahr im Bochumer Stadtgebiet 614 Fälle von häuslicher Gewalt – ungefähr so viele wie in den Jahren zuvor. 346 Täter – meisten sind es Männer, aber nicht nur – wurde für eine Zeit lang der Wohnung verwiesen.

Viele Opfer werden an Beratungsstellen verwiesen

Damit sich die Gewalt nach der Rückkehr der Verwiesenen nicht wiederholt, wurden 241 Opfer nach ihrer Anzeige an eine Beratungsstelle vermittelt. Das sei „ganz, ganz wichtig“, sagte Jeske. Ein Erstkontakt ist etwa bei der Kriminalprävention der Polizei möglich (0234/909 4055/-59) oder beim Frauenhaus der Caritas (0234/501 034)

In 280 der 614 angezeigten Fälle im vorigen Jahr wurde auch das Jugendamt informiert, denn häufig sind mittelbar auch Kinder und Jugendliche betroffen, weil sie die Tätlichkeiten und verbalen Herabwürdigungen zu Hause miterleben mussten.

„Gewalt gegen Frauen zählt zu den am meisten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen weltweit und stellt laut Weltgesundheitsorganisation WHO das größte Gesundheitsrisiko weltweit für Frauen dar“, sagt die Stadt. Folgen seien nicht nur körperliche Verletzungen, sondern auch psychische und psychosomatische.

Betroffene sollen sich im Internetchat gewaltlos.de melden

Mit einer bundesweiten Plakataktion Mädchen und Frauen werden Frauen und Mädchen aufgerufen, sich im Chat der Internetseite gewaltlos.de zu melden, wenn sie von Gewalt bedroht oder betroffen sind. Michaela Wiedemhöver, Geschäftsführerin des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SkF): „Wir als SkF Bochum engagieren uns als Trägerverein vor Ort ausdrücklich für die genannte Zielgruppe und erhoffen uns durch eine erneute Aktion große Aufmerksamkeit für ein brandaktuelles Thema.“