Bochum. . Das Frauenhaus stammt aus den 60er Jahren und ist marode. Zwei Zimmer sind derzeit nicht bewohnbar – doch für einen Neubau fehlt das Geld.

Eine Tür geht kaum auf, eine andere will sich nicht schließen lassen; Risse im Linoleum, Risse im Putz. Das Frauenhaus ist in einem schlechten Zustand: Zwei von 14 Zimmern sind nicht bewohnbar. Dort hängt ein muffiger Geruch in der Luft, obwohl die Fenster geöffnet sind – Wasserschäden.

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Das Kinderspielzimmer kann seit Dezember nicht genutzt werden, auch hier ist ein Wasserschaden die Ursache. Auf einem Balkon liegen große Putzbrocken. „Hier fällt alle naselang irgendwo was ab“, sagt Ulrike Langer, die das Haus seit neun Jahren leitet.

Brandschutz und Barrierefreiheit nicht gewährleistet

Wenn an einer Stelle der Schaden behoben wird, würden die Handwerker schon darauf hinweisen, wo die nächste Baustelle drohe. Dass zeitgemäßer Brandschutz und Barrierefreiheit nicht gewährleistet sind, versteht sich bei diesem 60er Jahre Bau von selbst. „Wir haben eine Sondergenehmigung, damit wir das Haus weiter betreiben können“, sagt Langer. „Wir improvisieren überall.“

Auf einem der Balkone fallen große Putzbrocken von der Wand.
Auf einem der Balkone fallen große Putzbrocken von der Wand.

Die Bewohnerinnen würden sich nicht beklagen, „aber wir hätten es schon gern, dass die Frauen und ihre Kinder es hier nett haben.“ Zumal diese im Schnitt drei bis vier Monate in der Einrichtung bleiben und für ihren Aufenthalt pro Tag 40,57 Euro zahlen, plus 34,31 Euro je Kind. Verpflegung nicht inklusive. Sicher würden viele gern schneller wieder ausziehen wollen, so Langer, doch die Suche nach bezahlbarem Wohnraum gestalte sich immer schwieriger. Und so arrangieren sie sich mit den langen, düsteren Fluren, den verwohnten Zimmern und den Schäden.

Komplettsanierung sei teurer als Neubau

Wegen eines Wasserschadens musste der Boden herausgerissen werden. Im Zimmer riecht es muffig, obwohl ständig gelüftet wird.
Wegen eines Wasserschadens musste der Boden herausgerissen werden. Im Zimmer riecht es muffig, obwohl ständig gelüftet wird.

Mittlerweile, so hat ein Gutachter festgestellt, wäre eine Komplettsanierung teurer als ein Neubau. Aber auch den muss die Caritas als Träger des Hauses erst einmal finanzieren können. Einen Standort inklusive Baugenehmigung gibt es zwar schon, die Planung ist vorbereitet. „Aber wir können nicht beginnen, wenn wir nicht zumindest einen finanziellen Sockel haben“, sagt die Sprecherin des Bochumer Caritasverbandes Annette Borgstedt. Die Rede ist von etwa einer Million Euro. „Wir versuchen es überall: beim Land, bei der Stadt, bei der Kirche und bei Stiftungen“, so Borgstedt.

Finanzierung ist noch ungeklärt

Noch aber sei nicht abzusehen, ob die Finanzierung zustande kommt. Von der Stadt könne man keine Hilfe erwarten: Sie sei gesetzlich nicht zur Unterstützung verpflichtet. Aber wenn sich der Oberbürgermeister „bei potenten Spendern“ für das Haus stark machen würde, sagt Langer, „wäre das schon schön“.