Bochum. . Vor 17.300 Zuschauern hat Herbert Grönemeyer im Ruhrstadion die „Bochum“-Hymne gesungen. „Herbert! Herbert! Herbert!“ skandierte die Ostkurve.

„Herbert! Herbert! Herbert!“ Die proppenvolle Ostkurve des Ruhrstadions und auch alle anderen Tribünen waren im Ausnahmezustand. Unten auf dem Rasen mitten im 16er stand der Mann, der vor 35 Jahren das „Bochum“-Lied geschaffen hat. Am Sonntag sang Herbert Grönemeyer es gemeinsam mit den Fans.

Sportlich bewegt sich der VfL seit Jahren im Mittelmaß, aber auf Grönemeyers legendäre Vereins- und Stadthymne dürfte wegen ihrer Originalität die ganze Bundesliga neidisch sein.

Nach seinem Kurzauftritt schrieb Grönemeyer an der Haupttribüne Autogramme.
Nach seinem Kurzauftritt schrieb Grönemeyer an der Haupttribüne Autogramme. © Udo Kreikenbohm

„Ton ab!“ ruft Gröni, wie er von seinen Anhängern liebevoll genannt wird, wenige Minuten vor dem Anpfiff des Spiels gegen Greuther Fürth. Eine Begegnung, die vorher rein sportlich und tabellenmäßig nicht für Begeisterung gesorgt hat. Aber durch Grönemeyers Kurzauftritt wird die Partie in die Vereinsannalen eingehen. Wer weiß, wann und ob Bochums bekanntester Sohn noch einmal auf dem VfL-Rasen singen wird!

Und dann stimmt der 63-Jährige an, der Superstar, der 17 Millionen Tonträger verkauft haben soll. „Du bist keine Schönheit!“ singt er ins Mikro, wobei die Musik wie immer im Stadion vom Band kommt. Im schlichten, schwarzen Parka steht er da, mit Sonnenbrille – und die Zuschauer auf den Rängen zücken ihre Handy-Kameras oder strecken mit beiden Händen ihre blau-weißen VfL-Schals über die Köpfe, wie sie das schon seit Jahrzehnten tun, wenn vor dem Anpfiff „Bochum“ gespielt und mitgesungen wird.

Auch „Gröni“ trägt VfL-Schal. Schließlich ist er selbst Bochum-Fan seit Jugend an, auch wenn Kritiker ihm das nicht abnehmen, weil der Wahl-Londoner und -Berliner nur alle Jubeljahre an die Castroper Straße kommt. „Der VfL ist Teil meines Lebens wie Duschen“, hatte er vor Jahrzehnten mal gesagt.

Mix aus Show, Heimatgefühl, Sport

Es ist ein emotionaler Mix aus Show, Musikkult, Heimatgefühl und Sport. Längst nicht alle im Stadion sind Gröni-Fans, aber auch sie können sich der Besonderheit dieses Moments wohl nicht entziehen.

Herbert Grönemeyer mit VfL-Trainer Robin Dutt (li.).
Herbert Grönemeyer mit VfL-Trainer Robin Dutt (li.). © Udo Kreikenbohm

Der 63-Jährige hat mit seinem kurzfristigen Kurzauftritt ein Versprechen aus dem Jahr 2015 eingelöst. Wenn der VfL die Mitglieder-Marke von 10.000 durchbreche, singe er im Stadion. Die Marke wurde 2017 geknackt. Auf Einladung des Streamingdienstes „Amazon Music“ kommentierte er auf der Pressetribüne als Co-Kommentator live das Fürth-Spiel. Diese Gelegenheit nutzte er, vorher einen Abstecher auf den Rasen zu machen. „Das wird ein Riesenspiel“, wird er in der Vereinszeitschrift „VfL-Echo“ zitiert. „Die Bochumer werden zeigen, was in ihnen steckt.“ Er sollte Recht behalten. Nach zweimaligem Rückstand erkämpfte der VfL in der Nachspielzeit das 3:2-Siegtor. „Machst mit ‘nem Doppelpass/jeden Gegner nass/ Du und Dein VfL!“, hatten Grönemeyer und 17.300 Zuschauer 105 Minuten vorher gesungen.