Bochum. Im Zuge der Tata-Fusion werden Teile des Bochumer Werks auf Wirtschaftlichkeit geprüft. Gewerkschaft und Betriebsräte sehen darin auch Chancen.
Die jetzt erzielte Einigung zwischen den Betriebsräten von Thyssen-Krupp Stahl und dem Vorstand des Konzerns bedeutet für die insgesamt rund 2300 Bochumer Mitarbeiter zwar eine Arbeitsplatzgarantie bis 2026, gleichzeitig werden aber auch die einzelnen Bochumer Werksteile bis zum Jahresende 2021 einer Wirtschaftlichkeitsprüfung unterzogen.
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Der erfahrene Betriebsratsvorsitzende Harald Pfennig weist darauf hin, dass der erzielte Kompromiss nun ohnehin erst von allen Belegschaften beschlossen werden müsse. Jedes einzelne Werk müsse zustimmen. Lehnt nur ein Werk ab, so die Erste Bevollmächtigte der Bochumer IG Metall, Eva Kerkemeier, könnte das ganze Paket wieder auseinanderfallen.
400 Millionen Euro für Investitionen
Dass die Luft für Bochum mit seiner zwar hochmodernen, aber seit der Schließung des Edelstahlwerkes von Outokumpu – früher Nirosta – dünner wird, ist seit Jahren ein offenes Geheimnis, Die Auslastung der Warmbandstraße ist mit 55 Prozent alles andere als optimal. Das geht so seit gut drei Jahren.
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Harald Pfennig liegt diese Anlage, mit ihren rund 550 Beschäftigten größtes Werksteil, sehr am Herzen. „Es ist doch so, jetzt gibt es zum ersten Mal eine Jahreszahl, ein klares Ziel, bis dahin wollen wir alles tun, um diesen Standort zu stärken, ihn konkurrenzfähig zu machen.“
Natürlich gehöre dazu, dass auch ein guter Teil der jetzt vorgesehenen rund 400 Millionen Euro an Investitionen nach Bochum fließen müsse. Dabei liegen die Nachteile des Standortes auf der Hand. Etwa der Kostentreiber Energieversorgung: Während Duisburg sich mit Hüttengas weitgehend selbst versorge, müsse in Bochum teures Gas dazu gekauft werden; von der Anlieferung der Brammen einmal komplett abgesehen.
Stadtspitze muss reagieren
Eva Kerkemeier sieht die aktuelle Lage ganz ähnlich. Auch sie möchte zum jetzigen Zeitpunkt den Kompromiss nicht schon kaputtreden. Vielmehr: „Wir haben in Bochum nun eine bessere Perspektive als wir es vor Tata gehabt hätten.“ Möglicherweise führe die Fusion sogar zu einer besseren Auslastung des Standorts. Es sei jedoch viel zu früh für irgendwelche Spekulationen. „Zunächst bleiben uns hier vier Jahre Zeit. Wir als IG Metall werden sehr genau beobachten, wie diese Zeit genutzt wird.“
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In alter Verbundenheit mit dem früher so genannten „Höntroper Werk“ zeigte sich der Vorsitzende der UWG-Fraktion im Rat, Karl Heinz Sekowsky, sehr besorgt über die aktuellen Nachrichten. „Zwar bin ich sehr froh, dass es überhaupt zu einer Einigung gekommen ist, und das Werk doch noch Aussicht auf eine Fortführung hat.“
Doch Sekowsky macht ganz deutlich, dass die Stadt und vor allem die Wirtschaftsentwicklung nicht tatenlos zu sehen dürfen. „Ich sage ganz deutlich. Jetzt ist die Politik gefordert. Die Stadtspitze muss reagieren.“
>>Stahlstadt Bochum – noch schlägt der Puls
Thyssen-Krupp Stahl unterhält in Bochum zwei Standorte. Der weitaus größere liegt an der Essener Straße. Hier gibt es das Warmbandwerk, die Feuerverzinkung, das Kaltwalzwerk und kleinere Aggregate.
An der Castroper Straße, bei den ehemaligen Stahlwerken Bochum, wird Elektroband, ein Spezialstahl hergestellt.