Bochum. An den Bochumer Stahlwerken wächst aufgrund der geplanten Fusion von Thyssen-Krupp und Tata die Unsicherheit. Freitag demonstrieren Tausende.
- Thyssen-Krupp will insgesamt 2000 Arbeitsplätze streichen. Noch ist nicht klar, wie viele in Bochum
- Freitag demonstrieren Stahlarbeiter vieler Standorte am Colosseum in Bochum
- Unter anderem tritt Andrea Nahles auf. Sigmar Gabriel und Martin Schulz hatten abgesagt
Die Bochumer Stahlbelegschaft musste es auf morgens früh verteilten Flugblättern lesen: Thyssen-Krupp und der indische Konzern Tata haben sich auf die Fusion ihrer europäischen Stahlsparten geeinigt – und die Unsicherheit an den beiden Bochumer Stahlstandorten steigt. „An unseren Befürchtungen hat sich nichts geändert“, sagt Betriebsratschef Harald Pfennig, „wir können dem nichts Positives abgewinnen“.
Thyssen-Krupp will 2000 Arbeitsplätze streichen, jeweils 1000 in der Produktion und in der Verwaltung. Inwieweit diese Pläne die Bochumer Werke betreffen, ist noch unklar. „Das Wichtigste ist, dass wir nun in Gespräche mit dem Vorstand kommen“, sagt Pfennig. Zwar bleibe der Grundkonsens „Tata auf keinen Fall“, aber, so Pfennig: „Ich kann erst Dinge miteinander vergleichen, wenn ich Einzelheiten kenne“. Er sei sich sicher, dass mindestens zwei bis drei Jahre ins Land gingen, bevor konkrete Schritte folgten.
Allein aus Duisburg werden 70 Busse mit Stahlarbeitern erwartet
Mit knapp über 2000 Mitarbeitern ist das Werk an der Essener Straße mit seiner Warmbreitbandstraße das zweitgrößte der Region. Weitere 570 Beschäftigte arbeiten an der Castroper Straße. Dort wird speziell beschichteter Stahl, sogenanntes Elektroband, hergestellt.
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Die Bochumer Stahlarbeiter werden am Freitag um 8 Uhr die Arbeit niederlegen und um 9 Uhr zur Demonstration in Richtung Alleestraße starten. Allein 70 Busse werden aus Duisburg erwartet, etliche weitere etwa von der Rasselstein GmbH, einem Tochterunternehmen von Thyssen-Krupp Stahl. Auf der Kundgebung um 10 Uhr am Colosseum soll unter anderem Arbeitsministerin Andrea Nahles reden – Kanzlerkandidat Martin Schulz und Außenminister Sigmar Gabriel hatten abgesagt.
IG-Metall fordert langfristige Sicherung der Arbeitsplätze
„Diese Demonstration macht nun noch einen größeren Sinn“, sagt Eva Kerkemeier, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Bochum. „Ich habe von Herrn Hiesinger nichts von Sicherung der Arbeitsplätze gehört.“ Kerkemeier rechnet für Freitag nun mit noch mehr Demonstranten. „Das Verhalten des Vorstands hat dazu geführt, dass viele extrem sauer sind.“ Die IG-Metall erwarte nun eine langfristige Zukunftssicherung der Arbeitsplätze über das Jahr 2018 hinaus.
Während die Duisburger Stahlarbeiter am Mittwochmittag spontan die Arbeit niederlegten, ging die Produktion in Bochum weiter und wird auch am Donnerstag aufrecht erhalten. Am Mittwochmorgen wurde zur Belegschaftsversammlung gerufen, Vertreter der Werksleitung oder des Vorstands waren nicht anwesend. Laut WAZ-Informationen dauerte die Versammlung eine Stunde, ein Mitarbeiter erinnerte an die schwierige Fusion 1997 von Krupp und Thyssen, aber so ein Vorgehen des Vorstands – die Bekanntgabe über Flugblätter – habe er in 40 Jahren Betriebszugehörigkeit nie erlebt. Pressevertreter durften am Mittwoch das Gelände weder für Film- noch Fotoaufnahmen betreten.