Essen/Duisburg/Bochum. Die angekündigte Fusion der Thyssen-Krupp-Stahlsparte mit Tata steht in der Belegschaft und bei der IG Metall weiter massiv in der Kritik.
Vor der geplanten Großdemonstration gegen die Stahlfusionspläne von Thyssenkrupp haben Beschäftigte des größten deutschen Stahlkonzerns am Freitag die Produktion weitgehend zum Erliegen gebracht. Die Anlagen seien mit Beginn der Frühschicht heruntergefahren worden, berichtete ein Sprecher des Betriebsrats am Freitagmorgen.
Im Werk sorge lediglich eine Notbesatzung dafür, dass es zu keinen Schäden komme. Erst am Nachmittag werde dann voraussichtlich der normale Betrieb wieder aufgenommen.
Vorgesetzte sollen Druck ausüben
Für den Freitag haben Betriebsrat und IG Metall zu einer Großdemonstration in Bochum aufgerufen, zu der mindestens 5000 Teilnehmer erwartet werden, darunter Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), der Chef der NRW -IG Metall Knut Giesler sowie die Betriebsratsvorsitzenden Willi Segerath und Günter Back.
Offenbar wollen das nicht alle Werksleitungen hinnehmen. Aus dem als gefährdet geltenden Grobblech-Werk im Duisburger Süden berichtete die IG Metall, Vorgesetzte übten Druck auf Mitarbeiter aus, die Arbeit nicht niederzulegen.
Thyssen-Krupp und Tata hatten am Mittwoch ihre Einigung veröffentlicht: Demnach soll das neue Unternehmen Thyssen-Krupp Tata Steel mit 48 000 Beschäftigten Ende 2018 an den Start gehen. Je 2000 Arbeitsplätze wollen die Partner abbauen und jährlich 400 bis 600 Millionen Euro an Kosten einsparen.
„Duisburg ist und bleibt das Stahlzentrum Europas“
Besonders an der Wahl von Amsterdam statt Duisburg als Sitz des fusionierten Stahlriesen entzündete sich Kritik auch aus der Politik. „Die Niederlande sind die größte Konzernsteuer-Oase Europas. Niemand ist so naiv zu glauben, dass Unternehmenssitze mit dem Lineal auf dem Atlas ausgewählt würden“, sagte Sven Giegold, Steuerexperte der Grünen im Europaparlament, der WAZ. Damit reagierte er auf die Begründung Hiesingers im WAZ-Interview, Tata habe Schwerpunkte in Großbritannien, Thyssen-Krupp in Deutschland, da liegen die Niederlande „zentral in der Mitte“.
Knut Giesler, NRW-Chef der IG Metall, sagte der WAZ: „Duisburg ist und bleibt das Stahlzentrum Europas. Deshalb gehört dort auch die Holding hin. Alles andere sind billige finanzmarktgetriebene Schiebertricks.“ Zuvor hatte sich auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz für den Erhalt des Firmensitzes in Deutschland ausgesprochen.
Aus der schwarz-gelben Landesregierung gab es an der Wahl des Sitzes dagegen keine Kritik. Wichtig sei, dass Duisburg als größter Produktionsstandort erhalten bleibe. (mit dpa)