Bochum. Nach dem Mord an der Rottstraße in Bochum hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen 34-jährigen Mann erhoben. Das sagte das Gericht der WAZ.

Neun Monate nach einem der schockierendsten Verbrechen der vergangenen Jahre in Bochum hat Staatsanwalt Michael Nogaj Anklage wegen Mordes aus Habgier erhoben. Das bestätigte am Mittwoch Landgerichtssprecher Volker Talarowski auf WAZ-Anfrage.

Angeklagt ist ein 34-jähriger Mann aus Recklinghausen. Er soll am Morgen des 10. Februar eine 79-jährige Frau in ihrer Erdgeschosswohnung an der Rottstraße auf unsagbar mitleidlose Weise umgebracht haben, um sie zu berauben. Ihr Ehemann (78) wurde extrem schwer verletzt und starb später im Krankenhaus. Die Bluttat hat wegen ihrer Brutalität in der ganzen Stadt Entsetzen ausgelöst.

79-Jährige stirbt im Schlafzimmer

Die 79-jährige Frau starb im Schlafzimmer. Sie wurde laut Anklage gewürgt und mehrfach und mit großer Kraft gegen den Kopf geschlagen oder getreten, zudem erlitt sie zwei Messerstiche in den Hals. Auf dem Boden im Schlafzimmer blieb sie tot liegen. Neben ihr, im Bett, lag ihr Mann (78).

Staatsanwalt Michael Nogaj, Verfasser der Anklage.
Staatsanwalt Michael Nogaj, Verfasser der Anklage. © Dietmar Wäsche

Nach einer Beinamputation brauchte er einen Rollstuhl. Auch er wurde „in Tötungsabsicht“ gegen den Kopf geschlagen oder getreten, mindestens sechs Mal, so dass mehrere Knochen barsten und beide Augäpfel zerrissen wurden. Er erblindete.

Schwerverletztes Opfer starb einige Wochen später

20 Stunden lag er neben seiner erstochenen Frau – und niemand wusste davon. Erst in der Nacht zum darauffolgenden Tag reagierte ein Nachbar seine Hilferufe, so dass die Polizei ihn fand. Er starb am 4. März.Im Krankenhaus wurde er zunächst von der Polizei bewacht, weil die Kripo befürchtete, dass der oder die flüchtigen Täter ihn töten wollten, um einen Tatzeugen zu beseitigen.

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Später wurde er dann in eine auswärtige Klinik verlegt, deren Ort geheim blieb. Weil rein rechtsmedizinisch nicht sicher ist, dass die Verletzungen und nicht vielleicht eine Vorerkrankung zu seinem Tod geführt haben, hat der Staatsanwalt in diesem Fall „nur“ einen versuchten Mord angeklagt. Erbeutet wurden laut Anklage Bargeld und Schmuck in unbekannter Höhe.

Viele Monate gab es trotz immensen Ermittlungsaufwands keine heiße Spur. Nach intensiven Spurenauswertungen und mühsamen DNA-Abgleichen gelang der Kripo dann aber doch ein Durchbruch: Am 21. Juli wurde der Tatverdächtige in seiner Wohnung in Recklinghausen festgenommen; er sitzt seitdem in U-Haft.

Eine DNA-Spur von der Leiche der Rentnerin, die ihm zugerechnet wird, belastet den mehrfach vorbestraften Mann schwer. Allerdings bestreitet er bis heute, der Täter zu sein. Er ist Drogenkonsument, arbeitslos und lebte bis zu seiner U-Haft allein.

Tatverdächtiger kannte das Ehepaar über seinen Sohn

Laut Polizei kannte er das Ehepaar über dessen Sohn: Im Jahr 2016 hatte er in der Wohnung an der Rottstraße einmal beim Tapezieren und wegen eines Wasserschadens geholfen. Das könnte erklären, dass die Eheleute ihm die Tür geöffnet haben könnten, denn Aufbruchspuren gibt es nicht. Als weiteres Mordmerkmal neben Habgier sieht der Ankläger auch „Verdeckung oder Ermöglichung einer Straftat“.

Die Ermittler vermuten, dass es auch einen Mittäter geben könnte. Deshalb wird auch heute noch weiter ermittelt durch Spurenabgleiche.

Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.