Bochum. . Ein Neubau mit 80 Haftplätzen für Sexual- und Gewaltstraftäter ersetzt die marode Einrichtung in Gelsenkirchen. Der Bau wurde schon 2009 geplant.

  • Bis Ende 2019 soll neben der JVA eine sozialtherapeutische Anstalt für Sexualstraftäter entstehen
  • Der Neubau ersetzt die teils marode Anstalt in Gelsenkirchen und bietet 80 Haftplätze
  • Der Bau wurde schon 2009 geplant, musste aber mehrfach neu terminiert werden

2019 soll es soweit sein. Jetzt aber wirklich. Mit einem symbolischen ersten Spatenstich hat am Donnerstag (2.) der Bau der Sozialtherapeutischen Anstalt (Sotha) an der JVA offiziell begonnen. 80 Haftplätze für die sozialtherapeutische Behandlung von Sexual- und Gewaltstraftätern sollen entstehen.

Verglichen mit der bisherigen Wartezeit werde nun alles relativ schnell gehen, kündigt Markus Vieth vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW an.

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Eine Anspielung auf die lange Vorgeschichte des bereits 2009 von der damaligen Landesregierung angekündigten Vorhabens, das als Ersatz für die teils marode Sotha in Gelsenkirchen geplant wurde.

Dienstwohnungen mussten weichen

Damit das Areal zwischen JVA und Bereitschaftspolizei überhaupt erst als Standort in Frage kam, hatten 2010 zahlreiche Vollzugsbeamte die 68 Dienstwohnungen auf dem Gelände verlassen müssen. Proteste der Mitarbeiter, Widerstand der Anwohner, Kritik von einigen Politikern, Denkmalschutzbedenken und eine Vergabebeschwerde sorgten dafür, dass der Baubeginn immer wieder verschoben werden musste.

Er sei optimistisch, dass einer Eröffnung Ende 2019 jetzt nichts mehr im Wege stehe, sagt Alwin Molitor, Leiter der alten und neuen Sotha. Dennoch werde es nicht damit getan sein, „dass wir in zwei Jahren ein paar Umzugskartons packen“ – die neue Anstalt sei „einzigartig in der Vollzugslandschaft in Deutschland“, sie biete die Chance für zahlreiche konzeptionelle Veränderungen, an denen man bereits arbeite.

Rückfallquote sinkt

Als „Entlassanstalt“ bereitet die Sotha ihre Häftlinge therapeutisch sowie durch Ausbildung und Arbeit gezielt auf ein Leben in Freiheit vor.

NRW-Justizminister Peter Biesenbach, Mitte, und Vertreter von BLB, Stadt Bochum sowie der JVA beim symbolischen Spatenstich.
NRW-Justizminister Peter Biesenbach, Mitte, und Vertreter von BLB, Stadt Bochum sowie der JVA beim symbolischen Spatenstich.

Statistiken würden belegen, dass man auf diese Weise die Rückfallquote senken könne, so Bürgermeisterin Astrid Platzmann-Scholten. Vorbehalte in der Bochumer Bevölkerung lässt Alwin Molitor deshalb nicht gelten: „Wir sind seit 42 Jahren in Gelsenkirchen und die Stadt lebt ganz gut mit uns“.

Sanierungsbedarf bei der JVA

Ein gemeinsames Pfortengebäude wird die JVA mit der Sotha verbinden. Aufgaben wolle man so verteilen, dass Synergien geschaffen und Kosten gespart würden, sagt JVA-Leiter Thomas König.

Bei allem Lob für die Baumaßnahme, die den Standort Bochum aufwerte und zu dessen Sicherung beitrage, mahnt König im Beisein des Landesjustizministers Peter Biesenbach (CDU) aber auch die dringend notwendige Sanierung der JVA-Räumlichkeiten an. 600 von 800 Gefangenen seien in Gebäuden untergebracht, die um 1897 errichtet wurden.

Auch eine Personennotrufanlage, wie sie andernorts gang und gäbe sei, fehle, so König. „Ich sehe diesen Spatenstich als Auftakt für das, was an Modernisierungsmaßnahmen in nächster Zeit für den Standort Bochum noch kommt.“