Bochum. . Erstmals seit den 70er Jahren fährt wieder eine Straßenbahn nach Langendreer. Großprojekt kostet 62 Millionen Euro – und ist noch nicht fertig.
- In den 70er Jahren wurde die Straßenbahn in Langendreer stillgelegt, nun fährt wieder eine in den Osten
- Die Straßenbahnlinie 302 steuert künftig den S-Bahnhof in Langendreer an
- Umstrittenes Großprojekt der Bogestra kostet 62 Millionen Euro. Und es ist noch nicht beendet
Punkt 8.30 Uhr am Donnerstagmorgen nimmt die Linie 302 in Laer Fahrt auf – und Kurs auf Langendreer. Ein historischer Moment: Erstmals seit den 70er Jahren fährt wieder eine Straßenbahn in den Bochumer Osten. Auch für die Bogestra ein großer Tag. Nach fünfjähriger Bauzeit ist ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg, Langendreer an das Straßenbahnnetz anzubinden, erreicht.
Erst 2019 soll das Projekt endgültig geschafft sein
Das Großprojekt, das gut 62 Millionen Euro kostet, ist damit längst nicht beendet. Erst Ende 2019, wenn die Linie 310 über Langendreer bis nach Witten rollt, ist es geschafft. Aktuell wird auf der Hauptstraße in Langendreer auf dem letzten Bauabschnitt auf Bochumer Stadtgebiet gearbeitet. Danach gilt es noch, die Lücke zwischen Autobahnkreuz Witten/Bochum und Witten-Crengeldanz zu schließen.
„Im Frühjahr 2018 wollen wir dort starten“, sagt Bogestra-Projektleiter Volker Böhm, während er die erste Fahrt mit der 302 genießt. Bisher endete die Linie in Laer-Mitte. Die Strecke wurde nun bis Langendreer-S-Bahnhof um 2590 Meter verlängert. „Es läuft gut. Ein schönes Gefühl nach vielen Höhen und Tiefen“, sagt Volker Böhm. Denn es gab durchaus Probleme. So sorgten zahlreiche Leitungen unbekannter Herkunft im Erdreich auf einem Bauabschnitt für reichlich Verzögerung. Deshalb fährt die erste 302 jetzt mit einem Jahr Verspätung. Die 310 letztlich gar mit zwei Jahren.
20 Jahre ist es her, dass der Rat grünes Licht für das Großprojekt „Linie 310 – Gutes verbinden“ gab. 1999 wurde zudem die Anbindung des S-Bahnhofs beschlossen. 2006 ging es nach der Bürgerbeteiligung in die konkrete Planung, 2011 folgte der Planfeststellungsbeschluss. Baubeginn war schließlich im September 2012.
Erweiterung war durchaus umstritten
Die Straßenbahnerweiterung ist in Langendreer durchaus umstritten. Kritiker finden sie überflüssig, weil der Osten ausreichend an das Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) angebunden war. Und sie kritisieren, dass vor allem der Steuerzahler für den Spaß aufkommen muss. Für 85 Prozent der förderfähigen Kosten gibt es nämlich Zuschüsse von Bund und Land. In die Schusslinie geriet die Bogestra 2012 zudem, weil lange unter Verschluss gehalten wurde, dass die Kosten für das Großprojekt nicht mehr – wie 2005 veranschlagt – bei 35 Millionen Euro lagen, sondern durch weitere Posten und Preissteigerungen auf über 60 Millionen Euro angestiegen waren.
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Dem hält die Bogestra entgegen, mit der Anbindung Langendreers nun deutlich mehr Fahrgäste bedienen zu können. Zudem sei in einem Rutsch die Infrastruktur im Stadtteil verbessert worden, weil Stadt und Stadtwerke die Versorgungsleitungen neu verlegt haben, ehe die Bogestra mit dem Gleisbau begann.
„Und es sind keine weiteren Kosten entstanden. Wir liegen im Budgetrahmen“, versichert Pressesprecherin Sandra Bruns.