Bochum. Unternehmen bezieht Stellung zur Kostenexplosion
Heute geht es los. Zumindest symbolisch mit einem Spatenstich. Offizieller Baubeginn für die Erweiterung der Straßenbahnlinie 310, die dann auch durch Langendreer fährt, ist am 8. Oktober. Für Gesprächsstoff sorgt das Bauprojekt schon lange. Aber erst recht seit dieser Woche. Denn bei der Diskussionsrunde am WAZ-Mobil in Langendreer kam heraus, dass die Baumaßnahme nicht wie ursprünglich gedacht 35 Millionen Euro kostet, sondern plötzlich 64,1 Millionen Euro. Das ruft natürlich wieder die Gegner der 310 auf den Plan, die eine Verschwendung von Steuergeldern wittern.
„Das sehe ich nicht so“, beteuert Bogestra-Pressesprecher Christoph Kollmann im Gespräch mit der WAZ. Er und sein Unternehmen sind nach wie vor von dem Projekt 310 überzeugt: „Jeder Euro ist gut angelegtes Geld.“ Kollmann zeigt Verständnis für die Aufregung und räumt durchaus Fehler ein: „Wir überlegen jetzt natürlich, wie wir das kommunikativ hätten besser machen können, um keine Unklarheiten entstehen zu lassen.“
„Die Zahl 60,5 Millionen Euro ist verlässlich“
Wie am WAZ-Mobil versprochen, schlüsselt die Bogestra die einzelnen Posten auf, die zu dieser Kostensteigerung führten. „Die Gesamtbaukosten“, so Christoph Kollmann, „belaufen sich auf 60,5 Millionen Euro – brutto.“ Wie man jetzt auf 64,1 Millionen Euro gekommen sei, kann er sich nicht erklären. Wohl aber, wie sich die 60,5 Millionen Euro zusammensetzen: Die ursprüngliche Kostenschätzung habe 2005 bei 37,36 Millionen Euro gelegen – ausgehend von einem Gutachten des Landes NRW, dem sogenannten Integrierten Gesamtverkehrsplan (IGVP). „Damals“, gibt sich Kollmann selbstkritisch, „hätte man erwähnen sollen, dass davon auszugehen ist, dass noch gewisse Posten hinzukommen.“
Zu diesen 37,36 Millionen Euro gesellen sich nämlich noch Baunebenkosten für z.B. Gutachten, Beweissicherungsverfahren oder auch Verkehrstechnik in Höhe von 7, 4 Millionen Euro. Dann 5 Millionen Euro für den Bauabschnitt Crengeldanz, 2 Millionen Euro Mehrwertsteuer und 2,5 Millionen Euro für Grunderwerb, Unterwerk und Lärmschutz (einige Gebäude werden mit Spezialfenstern ausgestattet). Macht zusammen 54,3 Millionen Euro, zu denen noch 12 Prozent Preissteigerung für den Zeitraum von 2005 bis heute addiert werden. Bleiben am Ende 60,5 Millionen Euro. „Diese Zahl ist verlässlich“, verspricht Kollmann.
Wer zahlt am Ende wie viel?
Wie viel von dieser Summe am Ende die Bogestra bezahlt, wie viel von der Stadt übernommen und wie viel an Fördergeldern fließen wird, dazu möchte die Bogestra vorerst keine Angeben machen. Christoph Kollmann: „Die Förderanträge sind gestellt, aber noch nicht bewilligt. Sobald dies geschehen ist, werden wir die Zahlen auf den Tisch legen.“
WAZ liegt Schreiben vom Stadtbaurat vor
Der WAZ liegt allerdings ein aufschlussreiches Schreiben von Stadtbaurat Ernst Kratzsch vor. Darin heißt es: „Die förderfähigen Kosten für den Öffentlichen Verkehr (ÖV) belaufen sich auf 53, 9 Millionen Euro. Das Projekt wird mit 85 Prozent gefördert. Der Eigenanteil von 15 Prozent wird überwiegend von der Bogestra getragen. Die Stadt Bochum übernimmt an Eigenteilen ca. 2 Millionen Euro, die im Haushaltsplan in den Jahren ab 2014 mit jeweils 500 000 Euro festgeschrieben sind.“ Weiter heißt es in dem Schreiben, dass „die Gesamtkosten für den Individualverkehr (IV) 2,2 Millionen Euro“ betragen. Über den IV-Antrag erfolge eine Förderung mit 65 Prozent. Der verbleibende Eigenanteil werde durch die Stadt Bochum getragen.