Bochum. . Das Programm für die Spielzeit 2017/18 am Schauspielhaus Bochum steht. Geplant sind 25 Neuproduktionen. Saisonauftakt ist am 21. September.

  • Olaf Kröck leitet in der Nachfolge von Anselm Weber für ein Jahr das Bochumer Schauspielhaus
  • Am Freitag, 12. Mai, stellte er den Spielplan für die Saison 2017/18 vor, die am 21. September startet
  • Geplant sind 25 Neuproduktionen, darunter viele Stücke, die noch nie in Bochum zu sehen waren

Der neue Leiter des Schauspielhauses, Olaf Kröck, hat gestern das Programm seiner ersten und einzigen Bochumer Intendanz vorgestellt. Der bisherige Chefdramaturg löst den nach Frankfurt gewechselten Anselm Weber ab und räumt im Sommer 2018 schon wieder das Feld für den langfristigen Schauspielhaus-Direktor Johan Simons.

Den Begriff „Interimsintendant“ möchte der neue Chef gar nicht so gern benutzen: „Es wird für das Schauspielhaus keine Zwischenlösung geben. Die gesamte Theater-Crew wird voll da und voll dabei sein!“, verspricht Olaf Kröck (*1971). Gleichwohl erfordere seine „Spielzeit auf Abruf“ naturgemäß eine andere, kurzfristigere Planung als eine Intendanz, die auf fünf Jahren angelegt ist.

Erstmals die „Orestie“

Zusammen mit seinem Team – zu dem in der Führung Stephan Wasenauer als künstlerischer Leiter und Matthias Nowicki als kaufmännischer Direktor gehören – hat Kröck für 2017/2018 einen Spielplan vorgelegt, der fast ausschließlich aus Bochumer Erstaufführungen besteht. Nur vier der 25 Neuproduktionen waren bereits an der Königsallee zu sehen, und das liegt länger zurück, etwa Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ (Regie Frederick Krieger, Premiere am 25.1.18 ).

Intendant Olaf Kröck wird als eigene Arbeit in der neuen Spielzeit ein szenisches Konzert mit dem Titel „Time to Close Your Eyes“ realisieren.
Intendant Olaf Kröck wird als eigene Arbeit in der neuen Spielzeit ein szenisches Konzert mit dem Titel „Time to Close Your Eyes“ realisieren. © Ingo Otto

Zehn Stücke sind Uraufführungen, dazu kommt mit Stephen Karams Broadway-Erfolg „The Humans. Eine amerikanische Familie“ eine europäische Erstaufführung – mit Otto Kukla inszeniert das Stück ein guter, alter Bochumer Bekannter (Premiere 9.12.). Und erstmals in fast 100 Jahren Bochumer Theatergeschichte – kaum zu glauben, aber wahr! – wird eine der ältesten antiken Tragödien überhaupt gezeigt: die „Orestie“ des Aischylos. Lisa Nielebock („Hiob“) nimmt sich der zeitlos aktuellen Familien-Tragödie an, Premiere am 18.11.

Auch ein Shakespeare-Stück steht auf dem Plan

Die Spielzeit startet am 21.9.mit Hermann Schmidt-Rahmers „Volksverräter!“, einer Überschreibung von Ibsens Klassiker „Ein Volksfeind“. Am Auftaktwochenende folgen Laura Naumanns neues Stück „Wir müssen reden“ (Regie Anna Fries) und Schillers „Maria Stuart“, inszeniert von Heike M. Götze. Das Theaterfest (mit Freiluft-Frühstück) steigt am Samstag, 23. 9.

Das Junge Schauspielhaus um Martina van Boxen bringt u.a. Horváths „Jugend ohne Gott“ heraus, als Familienstück ist Kästners „Pünktchen und Anton“ vorgesehen. Und auch einen Shakespeare hat die kommende Spielzeit zu bieten: „Ende gut, alles gut“ (Regie Robert Schuster) – ein Drama, das zuletzt von Hans Schalla 1964 in Bochum herausgebracht wurde.

Gleichzeitig wurden die neuen Jahres-Publikationen des Schauspielhauses präsentiert. Neben der Spielplan-Broschüre, die diesmal im DIN-A-5-Format daher kommt, gibt es ein besonderes Schmankerl: Einen dicken Abreißkalender, Titel: „Träum weiter“, der für jeden Spielzeit-Tag vom 20. 9. 2017 bis zum 15. 7. 2018 einen besonderen Theater-Aha!-Effekt bietet.

>>> Kommentar: Eine besondere Spielzeit


Das Spielplanheft fällt formal eine Nummer kleiner aus als sonst, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen: Das Schauspielhaus ist auch 2017/18 eine Überraschungstüte, die so ziemlich alles abdeckt, was Interesse verspricht (auch wenn Tanz-Abende diesmal leider nicht dabei sind): Shakespeare, Schiller und Sartre finden sich ebenso wie performative Spielformen, Kinderaufführungen und Leseabende.

Der junge Intendant Olaf Kröck steht vor einer dicken Herausforderung. Er muss – und will! – Akzente setzen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Aber er hat wenig Zeit. Kröcks erklärtes Ziel, das Schauspielhaus als „Stadttheater der Zukunft“ aufzustellen, duldet keinen Aufschub: Im Sommer 2018 fällt für ihn schon wieder der Vorhang.

Gleichwohl ist ein gewisser frischer Elan an der Königsallee schon jetzt allenthalben spürbar. Das Theater insgesamt versteht sich offenbar als Team, das die besondere Herausforderung dieser besonderen Spielzeit gemeinsam stemmen will. – Toi, toi, toi!