Am Auftaktwochenende der Ruhrtriennale rückt die Jahrhunderthalle in den Fokus: Mit Debussy, der Ritournelle-Party und einer Nobelpreisträgerin.

  • Die dritte Spielzeit von Johan Simons bei Ruhrtriennale läuft vom 18. August bis zum 30. September
  • Am Auftaktwochenende des revierweiten Kunstfestivals rückt die Jahrhunderthalle in den Blickpunkt
  • Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller ist zu Gast und die Oper „Pelléas et Mélisande“ feiert Premiere

Es ist soweit: Die lang erwartete dritte Spielzeit von Intendant Johan Simons bei der Ruhrtriennale beginnt. Bis zum 30. September zeigt das große Festival der Künste 135 Vorstellungen in 40 Produktionen an Spielorten überall im Ruhrgebiet. Am Eröffnungswochenende 18. bis 20. August steht Bochum im Fokus der Aufmerksamkeit.

In der Jahrhunderthalle feiert die Auftaktproduktion Premiere: Claude Debussys „Pelléas et Mélisande“. Das 1902 entstandene Werk gilt als erste „moderne“ Oper, stilistisch, formal, musikalisch eröffnet sie auch heute noch ungewöhnliche Klangwelten.

Es geht um einen Familienclan, der an sich selbst erstickt. Als der älteste Sohn eine junge, heimatlose Frau heiratet, hoffen alle auf Glück und Liebe. Doch stattdessen kehren alte Ängste und Kränkungen zurück, Gewalt macht sich breit.

Heimatlosigkeit und Verlorenheit

In der Inszenierung von Krzysztof Warlikowski wird die Weite der Jahrhunderthalle zum engen bürgerlichen Salon des fin de siècle; er versetzt die Debussy-Kompositionen damit an einen Ort größtmöglicher Fremdheit. Das passt zum Stück: Auf den Spuren des belgischen Symbolisten Maurice Maeterlinck überführte der Komponist Debussy ganz reale Erfahrungen der Moderne in rätselhaft anmutende, mythologisch aufgeladene Bilder und Szenen.

Sopranistin Barbara Hannigan.
Sopranistin Barbara Hannigan. © Ingo Otto

Die Erfahrung einer existenziellen Einsamkeit, von Angst und Verlorenheit, bricht sich darin Bahn.

Sylvain Cambreling dirigiert die Bochumer Symphoniker, die kanadische Star-Sopranistin Barbara Hannigan singt die Partie der Mélisande. Die Erstaufführung morgen (18.) ist ausverkauft. Weitere Termine: 24. 26., 27., 31. August sowie im September.

Abend ist bereits ausverkauft

Sängerin Hannigan ist als Solistin am Sonntag (20.) ein weiteres Mal zu erleben: „Erik Satie: Socrate“ heißt die nur einmal gezeigte Produktion, Reinbert de Leeuw, DER Satie-Spezialist unserer Zeit, gestaltet den pianistischen Part. Der Abend ist ausverkauft.

Die Aktivitäten der Ruhrtriennale beschränken sich nicht auf die Jahrhunderthalle, sondern dehnen sich auf die Bereiche drumherum aus. Das vom Kollektiv van Lieshout erneut ins Werk gesetzte Künstlerdorf „The Good, The Bad and The Ugly“ wartet mit neuen, begehbaren Skulpturen auf, auch das Refektorium als zentraler Triennale-Treffpunkt ist wieder am Start.

Party bis in den Morgen

Van Lishouts skurrile Großplastiken geben zugleich den originellen Rahmen ab für die dritte „Ritournelle“, das Festival im Festival, das am Samstag mit viel Musik und noch mehr Party die Nachtschwärmer lockt. Bands, Live-Acts und DJs präsentieren unterschiedliche Stil- und Spielarten zeitgenössischer elektronischer Pop-Musik. Auf vier Bühnen wird bis in die frühen Morgenstunden gelauscht, getanzt und gefeiert. Diesmal mit Fokus auf das Ruhrgebiets-Label Denovali.

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Außerdem wird es erstmals eine Kollaboration mit Interkultur Ruhr geben, die im Refektorium jene afrikanischen, südamerikanischen und asiatischen Einflüssen aufspielen, die Clubmusik über mehr als 40 Jahre hinweg geprägt haben (19.8., ab 18 Uhr, Eintritt 45 /erm. 22,50 Euro).

>>> INFO: Herta Mäüller spricht zur Eröffnung

Die Ruhrtriennale 2017 wird mit einer Festspielrede von Herta Müller eröffnet. Termin: morgen (18.) um 17 Uhr in der Gebläsehalle neben der Jahrhunderthalle, Eintritt frei.

Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller .
Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller . © Stephanie Pilick

  • Herta Müller ist eine der bedeutendsten und engagiertesten Schriftstellerinnen Europas. In ihren Romanen, Wortcollagen und Vorträgen spürt sie sowohl den Schrecken von Unterdrückung und Unrecht, als auch der Bedeutung von Sprache und den Möglichkeiten von Hoffnung in unserer Zeit nach.

  • Die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin wurde 1953 im Banat (Rumänien) geboren und lebt seit 1987 in Berlin. 2009 erhielt Herta Müller den Nobelpreis für Literatur.